Insektenknabberzeug gehört zum Angebot im Shop des Museums für Brot und Kunst in Ulm. Im Interview nennt Museumsleiterin Isabel Greschat Argumente, warum sie Insekten als neue Lebensmittel für sinnvoll hält und warum viele sich damit schwertun.
SWR Aktuell: Woran liegt es, dass viele sich schwertun mit Insektenkost? Weltweit gilt sie als "nouvel food“"– als neues Lebensmittel und reiche Proteinquelle.
Isabel Greschat: Das ist einfach eine Frage der Gewohnheit oder eine kulturelle Prägung. In anderer Form essen wir das, zum Beispiel Garnelen oder Krabben. Das ist ja im Grunde nichts anderes als Würmer aus dem Meer. Ich selber habe schon Heuschrecken probiert, und Mehlwürmer schmecken wunderbar. Man kann überhaupt nichts dagegen sagen und gesund sind sie außerdem: Aber klar, da ist einfach so eine kulturelle Hürde, die auch so leicht nicht abzubauen ist. Ich habe daheim Teenager, die müssen sich auch immer überwinden, wenn ich Gemüse gekocht habe. Da muss man einfach sagen, ich probiere das jetzt. Da kann man ja auch positiv überrascht sein.
SWR Aktuell: Was wäre denn ein guter Einstieg zu Insekten? Vielleicht mal zur Probe als Beilage zum Salat?
Greschat: Ja, als Beilage zum Salat oder einfach als Snack. Man muss sich einfach sagen: Okay auch wenn ich das jetzt merkwürdig finde oder erst mal ein bisschen ekelhaft, ich probiere es einfach. Und wenn die geröstet sind, wirklich, es ist nicht schlimm.
SWR Aktuell: Ihr Museum befasst sich mit der Ernährung der Zukunft. Produkte aus Insekten enthalten viel Protein und sind damit eine Alternative zu Fleisch und Fisch. Werden Würmer und Heuschrecken auch in unserem Kulturkreis irgendwann tatsächlich so normal sein wie Schnitzel und Pommes?
Greschat: Das weiß ich nicht. Die Zukunft der Ernährung ist ja nicht immer nur eine pragmatische Frage, ob es gesund ist oder ob es eine gute Alternative ist zu Fleisch und Fisch. Wir wissen definitiv, der Fleischkonsum, den wir heute haben, geht so nicht weiter. Also da muss sich etwas ändern. Meeresfische sind auch ein Problem, wegen Überfischung und so weiter. Wir brauchen also Alternativen.
Da können Insekten oder Würmer tatsächlich einen Beitrag leisten. Vielleicht nicht in der Form, dass wir sie ganz essen, also so, dass wir sie noch sehen. Wir haben das ja mit Fischen zum Beispiel auch in Form von Fischstäbchen anders gelöst. So könnten wir das mit den Insekten auch machen.
Die könnte man auch unter anderem Produkte einfach druntermischen. Dann sieht man es nicht.
SWR Aktuell: Das möchte ja keiner untergejubelt bekommen, dass das vielleicht irgendwo drin ist und ich sehe das gar nicht.
Greschat: Natürlich sollte das deklariert sein! Das ist ganz klar, dass es deklariert sein muss. Aber es ist so viel weniger Gesundes und auch Erschreckendes in unseren industriell produzierten Lebensmitteln als dieses, dass ich da einfach keine Angst habe. Wie gesagt, es ist eine Gewöhnungsfrage.