Polizeieinsatz nach Bombendrohung am Ulmer Hauptbahnhof

Fahrgast erzählt nach Zugräumung: "Wir mussten beim Aussteigen unsere Hände zeigen"

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Monika Götz
SWR Aktuell-Autorin Monika Götz
Hannah Schulze
Hannah Schulze

Ein SWR-Journalist saß am Montag im ICE von München nach Stuttgart, als der am Bahnhof Ulm wegen einer Bombendrohung geräumt wurde. Lange wurden die Fahrgäste im Unklaren gelassen.

Der Ulmer Hauptbahnhof ist wegen eines Polizeieinsatzes am Montagabend gesperrt worden. Hintergrund war nach Angaben der Bundespolizei eine schriftliche Bombendrohung, die gegen 18:15 Uhr bei der Bundespolizeiinspektion Stuttgart einging. Die Drohung richtete sich gegen den von München nach Stuttgart fahrenden ICE 266. In diesem Zug saß Max Bauer, SWR-Journalist.

ICE strandet in Ulm: Fahrgäste warten 90 Minuten im Zug

"Erstmal passierte gar nichts", erzählt Max Bauer von der SWR-Rechtsredaktion, der mit mehr als 260 anderen Fahrgästen in dem ICE feststeckte. "Wir standen da einfach rum in Ulm." Erst nach 20 bis 30 Minuten habe es eine kurze Durchsage der Polizei gegeben: Man dürfe nicht aufstehen und auf keinen Fall aus den Türen schauen. "Mehr wurde nicht gesagt."

"Wir haben draußen beobachtet, dass auf den Bahnsteigen immer mehr Polizei aufläuft", so Bauer weiter. Während die Fahrgäste immer noch auf Durchsagen warteten, räumte die Polizei unterdessen die Gleise um den Zug sowie die Bahnhofshalle. Erst nach 90 Minuten sei die nächste Meldung gekommen, erzählt der SWR-Mitarbeiter.

Fahrgäste stehen auf den Bahnsteigen am Ulmer Hauptbahnhof, nachdem der ICE 266 wegen einer Bombendrohung geräumt wurde.
Mehr als 260 Fahrgäste mussten nach der Bombendrohung den ICE in Ulm verlassen. Die Sperrung des Bahnhofs führte zu Verspätungen und Teilausfällen rund um Ulm.

Zugräumung: Fahrgäste mussten einzeln aussteigen

"Wir sollten einzeln mit unserem Gepäck den Zug verlassen. Das war schon ziemlich bedrohlich", so Bauer weiter. "Da standen rechts und links von jeder Zugtüre Polizisten mit gezogener Waffe. Man sollte so rausgehen, dass die Hände sichtbar sind." Die Fahrgäste mussten sich dem Zug gegenüber aufstellen. "Da standen wir dann und wurden umkreist von Polizisten mit gezogener Waffe. Die haben sich jeden genau angeschaut und sahen ziemlich besorgt aus."

Da standen rechts und links von jeder Zugtüre Polizisten mit gezogener Waffe. Man sollte so rausgehen, dass die Hände sichtbar sind.

"Das war vom Gefühl her eine sehr ernste Lage", erzählt Bauer. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten die Fahrgäste auch nicht, woher die Gefahr kam. Als sich der Journalist als Medienvertreter zu erkennen gab, wurde ihm gesagt, dass es "eine Drohung gegen einen Zug gebe".

Bei der anschließenden Durchsuchung des Zuges mit Sprengstoffspürhunden seien keine verdächtigen Gegenstände gefunden worden, hieß es von Seiten der Polizei. Erst nach weiteren 45 Minuten bekamen die Fahrgäste die Information, dass der Zug freigegeben werde und alle in den Zug wieder einsteigen könnten - "und dann ging es ganz normal weiter", sagt Max Bauer. Und der ICE 266 setzte seine Fahrt in Richtung Stuttgart fort.

In der Mail war von "Sprengstoff" die Rede

Auf SWR-Anfrage hat die Bundespolizei am Dienstagmittag weitere Einzelheiten bekannt gegeben. Demzufolge ging die Drohung per Mail bei der Bundespolizeiinspektion Stuttgart ein. "Den genauen Wortlaut dieser Mail können wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgeben", sagte Pressesprecher Denis Sobek. Es sei jedoch von "Sprengstoff" die Rede gewesen.

Polizei prüft Zusammenhang mit Fußball-EM

Warum die Menschen in Ulm nicht sofort aus dem Zug geholt wurden? "In der Mail stand nicht, dass zum Beispiel zu einem konkreten Zeitpunkt alles in die Luft fliegen würde", erklärte Sobek weiter. Aber die Mitteilung habe Bestandteile enthalten, die es notwendig gemacht habe, dass die Polizei schwer bewaffnet und in großer Anzahl anrücken müsse. "Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen", meinte der Sprecher.

Ein möglicher Zusammenhang zur Fußball-Europameisterschaft in Deutschland werde geprüft. Bislang gebe es aber keine Hinweise darauf. Auch befanden sich im Zug keine ausgewiesenen Fußballfans. Zum Hintergrund oder einem möglichen Motiv äußerte sich die Polizei nicht weiter. Natürlich führe man heute Ermittlungen durch. In welche Richtungen diese gingen, werde jedoch nicht bekanntgegeben.

Keine Menschen verletzt

Wegen des Einsatzes sei es zu Verspätungen und Teilausfällen von Zügen gekommen, teilte die Deutsche Bahn mit. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt. Einen Mann, der sich wegen der Sperrungen aggressiv gegenüber Einsatzkräften verhielt, brachten die Beamten auf eine Dienststelle. Diese habe er am Abend wieder verlassen dürfen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Der Mann habe ersten Erkenntnissen zufolge nichts mit der Drohung zu tun.

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