Nach Übernahme von Go-Ahead

Nadelöhr Lauchheim: Darum kommen viele Züge auf der Riesbahn zu spät

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Hannah Schulze
Hannah Schulze

Verspätungen auf der Riesbahn kennen die Pendler auf der Riesbahn. Nur der Grund verwundert viele: Neu-Betreiber Go-Ahead darf plötzlich einen Bahnsteig in Lauchheim nicht mehr nutzen.

Am Bahnhof in Lauchheim im Ostalbkreis ist derzeit Geduld gefragt. Seit Ende 2022 fahren die Züge des Betreibers Go-Ahead Bayern auf der Riesbahn zwischen Aalen und Donauwörth. Sie sind dabei unpünktlicher als zuvor, worüber sich die Pendlerinnen und Pendler ärgern. Anfängliche Engpässe von Personal und Fahrzeugen konnten zwar weitestgehend beseitigt werden, sagt Go-Ahead. Ein Problem bleibt: Auf der eingleisigen Riesbahn fehlt es an Ausweichmöglichkeiten, die zuvor möglich waren.

"Das ist eigentlich normal, dass dieser Zug verspätet ankommt. Das weiß man schon."

Für Pendler sind Verspätungen Alltag

"Das ist eigentlich normal, dass dieser Zug verspätet ankommt. Das weiß man schon", sagt eine Pendlerin, als sie aus der Regionalbahn von Aalen mit zehn Minuten Verspätung aussteigt. Sie ärgert sich nicht mal mehr. Eine andere Frau wartet auf den Gegenzug, ihren Anschluss nach Ulm habe sie schon verpasst, sagt sie.

Philipp Mettmann steht am Bahnhof in Lauchheim, er pendelt regelmäßig nach Ulm und kennt die Riesbahn wie seine Westentasche.
Regelmäßiger Blick auf die App: Philipp Mettmann hat sich, wie viele andere Pendlerinnen und Pendler, wohl oder übel an Verspätungen und Zugausfälle auf der Riesbahn gewöhnt.

Philipp Mettmann kennt das gut. Er kommt aus Lauchheim, studiert in Ulm und fährt regelmäßig auf der Riesbahn. Seiner Meinung nach liegen die Verspätungen unter anderem daran, dass Gleis 2 nicht mehr benutzt werden kann. "Seit Go-Ahead hier die Züge betreibt, halten sie nur noch auf Bahnsteig 1."

Nach Betreiberwechsel zu Go-Ahead: Kein Ein- und Ausstieg an Gleis 2 in Lauchheim

DB Regio hatte das Gleis 2 über die Jahre hinweg zwar nicht fahrplanmäßig, aber hin und wieder genutzt, sagt der Sprecher von Go-Ahead Bayern, Winfried Karg. Um vorangegangene Verspätungen auf der eingleisigen Riesbahn abzubauen.

"Das hat uns kurz vor der Betriebsübernahme auch überrascht!"

Seit dem Betreiberwechsel dürfen Fahrgäste auf Bahnsteig 2 nicht mehr ein- und aussteigen. Er sei zu schmal und zu niedrig und der Übergang zwischen Gleis 1 und 2 nicht regelkonform, heißt es jetzt. Das hat auch den neuen Betreiber Go-Ahead überrascht.

Auf der Riesbahn zwischen Aalen und Nördlingen fehlen Ausweichmöglichkeiten, wie am Bahnhof in Lauchheim.
Fahrgäste können seit Betreiberwechsel am Bahnhof in Lauchheim nur noch auf Gleis 1 ein- und aussteigen. Der Bahnsteig 2, rechts im Bild, ist nach Angaben der Deutschen Bahn nicht mehr sicher genug.

Unter dem Strich bedeutet das bei Verspätungen: In Lauchheim können sich Züge lediglich kreuzen, also begegnen und ausweichen. Aber ein Zug auf Gleis 2 muss die Türen geschlossen halten. Ein Dilemma.

Eingleisige Riesbahn hat zu wenig Ausweichmöglichkeiten

Denn wenn bei einer Verspätung Lauchheim als Ausweichbahnhof wegfällt, der Zug dort wie geplant an Bahnsteig 1 hält und nicht ausweicht, entsteht ein Abschnitt von rund 20 Kilometern, auf dem sich die Züge nicht begegnen können. Der Gegenzug muss wiederum an den anderen, zweigleisigen Bahnhöfen Aalen-Goldshöfe oder Bopfingen warten. Die Verspätungen übertragen sich ohne das Ausweichgleis in Lauchheim schnell auf Gegenzüge und Folgefahrten.

Go-Ahead hatte Gleis 2 fest eingeplant

Pendler Philipp Mettmann ist selbst vor dem Betreiberwechsel schon oft auf Gleis 2 angekommen und abgefahren. Die Deutsche Bahn weiß davon angeblich nichts. Sie hat auf SWR-Anfrage keine Informationen, dass der Bahnsteig 2 zuvor von DB Regio außerplanmäßig zum Ein- und Ausstieg benutzt wurde.

Am Bahnhof in Lauchheim entfällt der fahrplanmäßige Halt auf Gleis zwei, dem Gleis, das auch als Ausweichmöglichkeit auf der Riesbahn dienen könnte.
Halt an Gleis 2 in Lauchheim? Geplant war es von GoAhead. Seit Betreiberwechsel lässt die Deutsche Bahn aus Sicherheitsgründen niemand mehr ein- und aussteigen.

Merkwürdig, denn Go-Ahead hatte aufgrund dessen im neuen Fahrplan sogar einen festen Halt auf Gleis 2 eingeplant - berichtet Pressesprecher Winfried Karg. Das sei sogar mit DB Netz abgestimmt gewesen. "Der Halt war ja nicht unsere Erfindung, sondern Bestandteil der Ausschreibung." Diese Verbindung ersetzt jetzt ein Bus.

Riesbahn-Gipfel mit allen Verantwortlichen geplant

Am Bahnhof Lauchheim und auf der Riesbahn holpert es also gewaltig - das hatte Philipp Mettmann auch schon bei der Fahrgastbeiratssitzung von OstalbMobil angemerkt. Seine und die Kritik anderer Pendlerinnen und Pendler ist bis zum Landratsamt des Ostalbkreises vorgedrungen. Ein geplanter Riesbahn-Gipfel mit allen Verantwortlichen soll die Situation auf der Strecke verbessern.

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