Das Leben von Mark Wamsler hat sich verändert, seit er seiner Schwester begegnet ist. Als Baby kam er in ein Heim, sein ganzes Leben hat er im Raum Schwäbisch Gmünd verbracht. Erst vor zwei Jahren bekam er Kontakt zu einem verloren geglaubten Teil seines Lebens - zu seiner Schwester Natalie.
Die Väter der beiden waren als US-Soldaten in den 1970er Jahren in Gmünd stationiert. Erst vor Kurzem haben sich Bruder und Schwester über die sozialen Medien wiedergefunden. Der erste Kontakt war im April 2020. Nun wollen sie sich regelmäßig treffen. Ein Leben ohne einander sei kaum mehr vorstellbar, sagen beide.
Geschwister fühlten Vertrautheit gleich beim ersten Treffen
Natalie Clarke-Knight strahlt über das ganze Gesicht, als sie ihren Bruder Mark in die Arme nimmt. Sie ist aus Houston im US-Bundesstaat Texas nach Schwäbisch Gmünd im Ostalbkreis gereist. Die Wiedersehensfreude ist riesig, fast wie beim ersten Mal im Frühjahr.
Eine frühere US-Soldatin als Schwester
Seit knapp zwei Jahren seien die Geschwister via Facebook in Kontakt, erzählt die frühere US-Soldatin. Die militärische Vergangenheit ist ihr noch an der Körperhaltung und auch an der Redeweise anzumerken. Als junge Frau war sie in die USA ausgewandert und hatte dort eine militärische Laufbahn eingeschlagen.
Sie kämpfte unter anderem in Afghanistan und war Personenschützerin von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Die Haare trägt die 54-Jährige kurz, sie sind hochfrisiert. Äußerlich ähneln sich Schwester und Bruder auf den ersten Blick wenig. Aber manche Gesten und auch die Mimik lassen erahnen, dass sie Geschwister sind.
Jahrzehnte kein Kontakt zueinander
Jahrzehntelang hatten beide keinen Kontakt zueinander. Natalie Clarke-Knight will es nach dem ersten Treffen langsam angehen lassen. "Ich war mir bewusst, dass die Situation auch für Mark nicht einfach ist und wollte ihn nicht überfordern", betont sie.
Ihr Bruder realisiert scheinbar erst allmählich, dass er seine große Schwester gefunden hat. Ihre gemeinsame Mutter hatte ihn als Baby zur Adoption freigegeben. Mark wuchs bei einer Pflegefamilie in Schwäbisch Gmünd auf. Dass er eine leibliche Schwester hat, wusste der inzwischen 46-Jährige aber immer.
Kaum noch Hoffnung auf ein Wiedersehen
Mark Wamsler hat einen graumelierten Vollbart. Er ist Sonderschullehrer und Buchautor. Die Hoffnung, die acht Jahre ältere Schwester je zu finden, hatte er nach erfolgloser Suche fast aufgegeben.
Kein Kontakt zur leiblichen Mutter
Mit ihrer leiblichen Mutter verstehen sich beide nicht. Natalie brach den Kontakt vor einigen Jahren ab. Auch Mark will nichts mehr von ihr wissen, seit sie ihm - so seine Aussage - bei einigen Telefonaten ihr Desinteresse zu verstehen gegeben hat.
Die Frau, die die leibliche Mutter von Mark und Natalie ist, hat noch drei weitere Kinder mit jeweils einem anderen Vater. Die Familiengeschichte beschreiben die Gmünder Geschwister als "sehr verworren". Ihre Mutter sei "eine schwierige Person".
Natalie, die bei ihrer Großmutter aufwuchs, berichtet von Schlägen und überzogener Strenge. Ihre Kindheit sei bitter gewesen. Mit 18 Jahren zog Natalie weit weg - nach Amerika.
Nun suchen die Geschwister nach einem weiteren Bruder
Die 54-Jährige findet schön, nach all den Jahren Mark alles erzählen zu können und auch ihm zuzuhören. Die beiden haben sich wiedergefunden. Jetzt suchen sie ihren Halbbruder Brian. Auch ihn wollen sie endlich kennenlernen.