Der "Fund des Jahres" des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren: Ein kleiner Otter aus Mammutelfenbein.

Archäologen aus Tübingen präsentieren Figur

"Fund des Jahres" aus dem Hohle Fels: Es ist ein Otter!

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Autor/in
Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid

Archäologen aus Tübingen haben im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren den "Fund des Jahres" aus dem Hohle Fels bei Schelklingen präsentiert: Es ist ein Otter aus Mammutelfenbein.

Es gibt Zuwachs im Elfenbeintierpark: Nach Mammut, Wisent, Wildpferd, Höhlenlöwe und Höhlenbär haben Tübinger Archäologen am Donnerstag eine Otter-Figur aus dem Hohle Fels bei Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) vorgestellt.

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Nicholas Conard: Otter aus Elfenbein ist "einmaliger Fund"

"Hier haben wir einen Fund, der komplett einmalig ist", sagt Archäologe Nicholas Conard, während er mit seinen weißen Samthandschuhen eine kleine Figur aus Elfenbein aus einer kleinen Schatulle holt. Knapp sechs Zentimeter lang, anderthalb Zentimeter hoch und einen halben Zentimeter breit. Ein Otter. "Das neue Stück zeigt, dass sich die Menschen damals viel stärker mit Wassertieren auseinandergesetzt haben, als wir bislang dachten", erklärt Conard.

Archäologen aus Tübingen haben den Fund des Jahres aus dem Hohle Fels präsentiert. Es ist ein Otter. Die kleine Figur ist rund sechs Zentimeter lang.
Archäologen aus Tübingen haben den Fund des Jahres aus dem Hohle Fels präsentiert. Es ist ein Otter. Die kleine Figur ist rund sechs Zentimeter lang.

Otter oder Marder? Die Interpretationen gehen auseinander

"Ich gehe dieses Mal jede Wette ein, dass es sich um einen Otter handelt", so Conard. Die Wellenlinien am Rücken könnten nach Ansicht des Archäologen Schwimmbewegungen im Wasser sein. Die Beine des Tieres sind sehr kurz, der Hals dagegen sehr lang. Der Schwanz läuft spitz zu, ein Indiz für die Otter-Theorie. Was fehlt, ist der Kopf. Ria Litzenberg, Forschungskollegin von Conard, hatte zunächst die Theorie, es könne sich auch um einen Marder handeln. Im vergangenen Jahr präsentierten die Forscher zunächst ein Pferd aus Elfenbein, welches sich später als Bär entpuppte.

Die Archäologen um den Tübinger Professor Nicholas Conard hoffen, Bruchstücke davon bei weiteren Grabungen im Hohle Fels zu finden.

Professor Nicholas Conard (links) und Ria Litzenberg (rechts), Doktorandin und wissenschaftliche Angestellte an der Eberhard Karls Universität Tübingen, bei der Präsentation des Fundes des Jahres.
Professor Nicholas Conard (links) und Ria Litzenberg (rechts), Doktorandin und wissenschaftliche Angestellte an der Eberhard Karls Universität Tübingen, bei der Präsentation des Fundes des Jahres.

Dänischer Student entdeckt Otter bei Ausgrabungen

Entdeckt wurde die Figur von Frederik Mygdam, einem jungen dänischen Studenten der Universität Arhus. "Das ist wohl der Fund seines Lebens", sagt Nicholas Conard mit einem Schmunzeln im Gesicht. Gefunden wurde der kleine Elfenbein-Otter in derselben Erdschicht wie die berühmte Venus-Figur.

Er hat den Otter aus Elfenbein bei Grabungen am Hohle Fels in Schelklingen entdeckt: Student Frederik Mygdam (rechts).
Er hat den Otter aus Elfenbein bei Grabungen am Hohle Fels in Schelklingen entdeckt: Student Frederik Mygdam (rechts).

Ausgegrabene Otter-Figur ist rund 40.000 Jahre alt

Die Archäologen schätzen, dass die Otter-Figur rund 40.000 Jahre alt ist. Laut Conard zeigt das neue Stück, dass sich die Menschen damals nicht nur mit großen Tieren wie Mammut, Höhlenlöwe und -bär beschäftigten, sondern auch mit kleinen Wassertieren. "Wir können auf jeden Fall sagen, dass die Menschen damals den Otter genau beobachtet - und vermutlich bewundert haben", so Conard.

Die Figur soll bis Ende des Jahres im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren (Urmu) ausgestellt werden.

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