35.000 Jahre alte Figur aus dem Hohle Fels

Fund aus der Eiszeit: Das Pferd ist jetzt ein Bär

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Catharina Straß
Catharina Straß
Volker Wüst
Volker Wüst

Eine im Alb-Donau-Kreis entdeckte Eiszeitfigur aus Mammut-Elfenbein ist nicht, wie vermutet, ein Pferd. 24 Jahre nach dem Fund hat sich herausgestellt: Es handelt sich wohl um einen Bären.

Ein Forscherteam um den Tübinger Archäologen Nicholas Conard hat in der Welterbe-Höhle Hohle Fels bei Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) ein neues, etwa zwei Zentimeter großes Teilstück einer vor 24 Jahren entdeckten Figur gefunden. Die Forscher präsentierten das Stück am Donnerstag im Urgeschichtlichen Museum (Urmu) in Blaubeuren als "Fund des Jahres".

Fundstück aus dem Hohle Fels gehört zu 1999 gefundener Figur

Das neue Fundstück aus Mammut-Elfenbein gibt laut Conard Hinweise darauf, dass die bislang als Pferdekopf gedeutete Figur viel eher einen Bären darstellen könnte. Die Forscher ordnen das wenige Zentimeter große Teilstück eindeutig der 1999 gefundenen Figur zu. Es handle sich um das linke Vorderbein des Tieres. Der Pferdekopf erhalte dadurch nun einen massiven Körper und zeige einen ausgeprägten Bärenbuckel in Schulterhöhe, so Conard.

"Es war klar, wir haben etwas ganz Tolles gefunden."

Entdeckt habe das neue Stück im vergangenen Sommer der Archäologe Rudolf Walter. "Es war klar, wir haben etwas ganz Tolles gefunden", so Walter. Bei der 35.000 Jahre alten Figur aus Mammut-Elfenbein handelt es sich um eine der ältesten bekannten Tierdarstellungen.

Archäologen um den Tübinger Forscher Nicholas Conard haben am Hohle Fels ein neues Teil für die als "Pferdekopf" bekannte Figur gefunden. Das Stück wurde heute als "Fund des Jahres" im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren vorgestellt.
So wird aus einem Pferd ein Bär: Archäologen um den Tübinger Forscher Nicholas Conard (li.) haben am Hohle Fels ein neues Teil für die als "Pferdekopf" bekannte Figur gefunden. Jetzt gehen die Forschenden eher von einer Bärenfigur aus.

Interpretation von Fundstücken nicht immer leicht

Dass ein Fundstück plötzlich anders gedeutet wird als zuvor, sei allerdings nicht neu, bemerkt der Forscher. Eiszeitliche Darstellungen verbindlich zu bestimmen, sei schließlich nicht einfach. Zumal viele Funde lediglich aus Bruchstücken bestünden. Auch bei der Neuinterpretation des Pferdekopfes als Bär ist sich die Fachwelt noch nicht einig.

Oder doch ein Löwe?

Neben dem linken Vorderbein des mutmaßlichen Bären haben die Archäologen noch zwei weitere Teile ausgegraben, die mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls zur Figur gehören. Für den Archäologen Nicholas Conard ist klar, dass es sich um einen Bären handelt. Es gibt aber auch Kollegen, die der Figur eine Ähnlichkeit zu einem Höhlenlöwen zuschreiben.

"Durch die Funde am Hohle Fels und an ähnlichen Fundplätzen können wir die Geschichte der Menschheit rekonstruieren. Mit Fakten und Beobachtungen - nicht mit Märchen und erfundenen Geschichten."

Der Forscher ist sich sicher: Mithilfe der Funde in den Höhlen der Schwäbischen Alb könne ein Teil der Menschheitsgeschichte rekonstruiert werden.

Im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren ist am Donnerstag der "Fund des Jahres" präsentiert worden. Gefunden wurde er bei Grabungen am Hohle Fels bei Schelklingen.
Forscher der Universität Tübingen haben den "Fund des Jahres" im Hohle Fels auf der Schwäbischen Alb nahe Schelklingen gefunden.

Menschen und Bären wohnten gemeinsam in Höhlen

Die Höhlen der Schwäbischen Alb wurden während der Eiszeit nicht nur von Menschen, sondern auch von Bären bewohnt. Darauf deuten zahlreiche Knochenfunde hin, sagt Conard. Wo Menschen mit Bären zusammen gewohnt haben, konnten Bären beobachtet und in Kunstwerken verarbeitet werden. Die kleine Figur sei das Ergebnis dieser besonderen Beziehung.

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