Alltagssituationen wie diese kennen alle Eltern: Tochter oder Sohn sitzen im Sandkasten und wollen unbedingt die rote Schaufel vom Nachbarkind. Aber das denkt gar nicht daran, die herzugeben. Schnell fließen Tränen, das Geschrei ist groß, die Eltern gestresst. Was tun? In Ulm, Neu-Ulm und den Kreisen Alb-Donau und Neu-Ulm will der Kinderschutzbund ab Mai auf 50 Spielplätzen Schilder mit Erziehungshinweisen aufstellen, die die Eltern per QR-Code scannen und abrufen können.
Erziehungsberatung auf Spielplätzen statt Jubiläumsfeier
Der Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm wird 50 Jahre alt. Statt eines Festaktes will das Team aber lieber auf seine Arbeit hinweisen. Dazu gehört nicht nur ein Tag der offenen Tür am 5.Juli, sondern auch eine Spielplatz-Schilderaktion als Jubiläumsgeschenk für Eltern und Kinder.
Typische Konfliktsituationen zwischen Eltern und Kindern
Auf den selbstgestalteten Schildern geht es um alltägliche Konflikte zwischen Eltern und Kindern. Zehn typische Situationen hat das Team des Kinderschutzbundes aufgegriffen: nicht nur den Kinderstreit um die Schaufel oder die Schaukel auf dem Spielplatz, auch Streit ums Essen, Eifersucht unter Geschwistern, Trödeln beim Anziehen oder der Wutanfall beim Verlieren eines Spiels. Oft herausfordernde Situationen für Eltern, vor allem, wenn dann Oma und Opa oder Freunde und Nachbarn auch noch aus ihrer Sicht Ratschläge erteilen.
Mini-Podcasts bieten Lösungsvorschläge für Konflikte
In kleinen Hörspielszenen beziehungsweise Mini-Podcasts von zwei bis drei Minuten werden solche Konflikte dargestellt. Zum Schluss gibt ein Sprecher Tipps, wie die Eltern die Situation meistern könnten. Beim Schaufelstreit etwa lautet der Tipp:
Regeln und Vorbilder helfen Kindern schrittweise, Teilen zu lernen, so der Kinderschutzbund. Eltern bräuchten dazu die Geduld und die Ruhe, die Enttäuschung auszuhalten, wenn das Kind nicht das bekomme, was es will. Je sicherer ein Kind sich fühle und je mehr es sich in ein anderes Kind hineinversetzen könne, desto leichter werde das Teilen.
Junge Schauspieler produzieren Mini-Podcasts im SWR-Studio Ulm
Wie Bettina Müller, die Leiterin des Kinderschutzbundes Ulm/Neu-Ulm betont, geht es nicht um den erhobenen Zeigefinger für Mutter und Vater, nach dem Motto: So müsst ihr es machen. Eltern sollen sich möglichst mit anderen über Erziehungsprobleme austauschen - oder, wenn es größere Probleme gibt, Hilfe beim Kinderschutzbund suchen.
Die kleinen Hörspielszenen haben junge Schauspielerinnen und Schauspieler der Akademie für darstellende Kunst ehrenamtlich im SWR-Studio Ulm produziert. Auch SWR-Nachrichtensprecher Peter Köpple war daran beteiligt. Im Mai sollen die ersten Schilder auf den Spielplätzen aufgestellt werden, zunächst 50 Stück. Sollte die Resonanz gut sein, könnten es mehr werden, so Bettina Müller.
Kinderschutzbund: Weniger Handy, mehr Spielen mit dem Kind
Eltern sitzen oft mit dem Handy am Spielplatz. Diese Beobachtung hat das Team des Kinderschutzbundes auf die Idee mit der QR-Code-Erziehungsberatung gebracht. Dennoch regt Bettina Müller an, Väter und Mütter sollten öfter ihr Handy zur Seite legen und sich mehr ihrem Kind widmen und mit ihm spielen. Und so heißt es in der Info für die Eltern auch: "Kinder bis zum Grundschulalter brauchen keine Medien - Sie als Eltern sind die Vorbilder. Legen Sie das Handy weg, denn die Kinder brauchen Eltern, die sie anschauen." Nur so könnten Kinder lernen, Gefühle zu erkennen.