In Ulm und Neu-Ulm sind ab dem Pfingstwochenende weniger Linienbusse unterwegs. Gestrichen werden vor allem Fahrten am späten Abend oder am Wochenende. Der Grund: Es fehlen Busfahrerinnen und Busfahrer. Der Notfallfahrplan gilt bis Mitte Dezember. Doch die für den öffentlichen Nahverkehr zuständigen Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) gehen gegen den Personalmangel vor.
Doreen Debelak schaut sich ihren zukünftigen Arbeitsplatz an. Und der ist vorne links in einem der Busse der SWU. Die gelernte Maschinenanlagenführerin erfüllt sich mit dem Jobwechsel sogar einen Kindheitstraum: "Mein Stiefvater war Busfahrer, in den Ferien war ich immer mit ihm unterwegs und fand es mega interessant."
Problem gelöst? Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm scheinen erfolgreich zu sein
Platz nehmen und Gas geben darf sie aber noch nicht, die Führerscheinprüfung steht noch aus. Doreen Debelak wird ihren Teil dazu beitragen, dass sich die angespannte Personalsituation bei den SWU verbessert. 10 bis 15 Stellen sind unbesetzt - das habe verschiedene Gründe, sagt Ralf Gummersbach, Geschäftsführer der SWU Verkehr. Neben den Mitarbeitenden, die sich in den Ruhestand verabschieden, würden andere zu anderen Unternehmen oder sogar in andere Branchen wechseln.
Die SWU halten aber dagegen und locken Bewerberinnen und Bewerber seit einiger Zeit über verschiedene Kanäle. Über Werbung direkt auf den Bussen oder durch das Gespräch vor Ort mit einem Karrierebus, wie vor einigen Wochen auf dem Ulmer Münsterplatz. Und das durchaus erfolgreich: "Es fanden vor Ort schon 18 Bewerbungsgespräche statt, davon konnten wir mit 12 Leuten einen Vertrag abschließen", schildert Gummersbach. "Das schließt schon fast die Lücke."
ÖPNV in Ulm: SWU wollen auch in Zukunft werben
Die SWU werden die Aktionen auch in Zukunft durchführen, weil auf längere Sicht aus Altersgründen pro Jahr etwa zehn Mitarbeitende ausscheiden werden. Deshalb sollen kontinuierlich neue Fahrerinnen und Fahrer dazukommen, damit Lücken erst gar nicht entstehen.
Im Juli startet die Quereinsteigerin Doreen Debelak in ihren neuen Job. Die Kosten für den Busführerschein übernehmen die Stadtwerke. In der Ausbildung lernen die neuen Kollegen dann auch die Linien kennen, und den Umgang mit den Fahrgästen. Um unfreundliche Fahrgäste macht sich Debelak keine Gedanken. "Für jeden komischen Fahrgast kommt ein ganz Netter, mit dem man vielleicht ein ganz nettes Gespräch hat. Dann ist alles wieder gut", meint sie. Mit dieser Einstellung ist sie bald im Linienverkehr unterwegs.