Gleich beim ersten Versuch hat es geklappt: Emilia Stella Schneider ist für die Junge Ulmer Liste in den Ulmer Gemeinderat gewählt worden. Die jungen Leute waren erstmals angetreten. Ihre Spitzenkandidatin ist 16 Jahre alt, geht in die neunte Klasse, und hat schon kurz nach der Wahl erste Termine.
Mit dem Rad von der Schule zum Rathaus
Die 16-Jährige darf den Sportunterricht am Mittwoch ausnahmsweise früher verlassen. Mit dem Fahrrad geht schnell es von der Turnhalle in Böfingen zum Ulmer Rathaus in die Innenstadt. Sie hat ihren ersten Termin als angehende Stadträtin.
Eine Ulmer Gruppe setzt sich für einen Fuß- und Radentscheid in der Stadt ein, sie hat Emilia ins Rathaus eingeladen. Dort übergeben die Aktivisten eine Unterschriftenliste an Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD). Ihre Forderungen: Sichere und bessere Radwege, sichere Kreuzungen und mehr Fahrradständer in der Stadt. Emilia kommt dazu, um die Gruppe kennen zu lernen.
Mit der jungen Stadträtin werden die Aktivisten für den Fuß- und Radentscheid in Zukunft eine Unterstützerin im Gemeinderat haben. Auch sie hat das Bürgerbegehren unterschrieben. "Das Thema Verkehrswende ist mir sehr wichtig," erklärt Emilia, bevor sie von einem Radio-Reporter zum nächsten Interview gebeten wird.
Frisch gewählt auf der Suche nach Verbündeten
Die junge Politikerin wirkt gelassen, auch wenn nur eine Stunde Zeit ist, bis sie zurück in den Unterricht muss. Sie spricht auch mit den anderen Neuen im künftigen Gemeinderat. Zum Beispiel mit Annemarie Brückner, die für die Klimaliste Ulm gewählt wurde. Eine mögliche Koalitionspartnerin für die Junge Ulmer Liste. "Wahrscheinlich wird es etwas mit der Klimaliste und der Tierschutzliste sein." Fest stehe das aber noch nicht.
"Das ist viel Neues im Moment, aber ich freue mich drauf!" Ihre Begeisterung für Politik hat Emilia in den letzten Monaten entdeckt. "Davor hatte ich eher Ehrenämter." Emilia hilft unter anderem beim Arbeiter-Samariter-Bund, in der Katholischen jungen Gemeinde Ulm-Böfingen, und bei der Jugendvertretung "Jugendaktiv in Ulm".
Zwischen Schule, Ehrenamt und Politik
All das neben dem Gymnasium mit Wirtschaftsschwerpunkt. Aber Klausuren und Hausaufgaben schafft sie trotzdem, sagt sie. "Schule und Politik unter einen Hut zu bekommen, da hab' ich mich die letzten Monate drauf vorbereitet." Und die Vorbereitung scheint zu fruchten, zumindest was das Zeitmanagement angeht.
"Noch zwölf Minuten, dann muss ich zurück zur Schule." Für eine Frage bleibt noch Zeit. Wie geht es Emilia damit, dass ihr Alter so ein großes Thema ist? "Mich freut's, dass es zum Thema gemacht wird, weil ich dadurch Aufmerksamkeit bekomme, die auf meine Themen gerichtet wird. Für mich spielt aber mein Alter eine relativ kleine Rolle. Ich glaube, dass ich mündig genug bin, auch mit meinen 16 Jahren."
Am 22. Juli, dem Schwörmontag in Ulm, wird Emilia zusammen mit ihren neuen Gemeinderatskolleginnen und -kollegen vereidigt. Bis dahin will sie sich weiter auf ihr Amt vorbereiten. Vom Termin im Rathaus geht es aber erst einmal zurück in den Unterricht. Nächster Tagesordnungspunkt: Chemie.