Die Stadt Reutlingen setzt ab Januar künstliche Intelligenz (KI) an Müllwagen ein. Diese soll prüfen, ob der Biomüll richtig getrennt wurde. Mitarbeiter der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR) geben der Bevölkerung drei Monate Feedback. Ab April droht bei Fehlern Bußgeld.
Zwei Phasen für die richtige Mülltrennung
Ab Januar beginnt in Reutlingen ein Zwei-Phasen-Plan. In der ersten Phase stecken die Müllmänner Hinweis-Zettel an die Biotonnen der Anwohner. Diese erste Phase heißt "gelbe Phase". Die Hinweis-Zettel sind entweder grün oder gelb. Grün heißt "richtig befüllt", gelb heißt "falsch befüllt". Die Tonnen werden aber in jedem Fall mitgenommen.
Das ändert sich ab April in der zweiten Phase, der "roten Phase". Dann verteilen die Beschäftigten der TBR zwar wieder farbige Zettel, diesmal aber auch in rot. Das bedeutet, dass die Kameras "falschen" Müll in der Biotonne entdeckt haben. Entweder bleibt die Mülltonne dann stehen oder es gibt ein Bußgeld von 60 bis 80 Euro.
Müllautos mit Künstlicher Intelligenz
An vier Müllwagen für Biomüll der TBR sind bereits KI-basierte Kamerasysteme verbaut. Sie erkennen Fremdstoffe im Biomüll. Eine Kamera schaut von oben in die Mülltonne. Wenn sie keinen falsch getrennten Müll erkennt, wird er in das Fahrzeug gekippt. Dort scannt die zweite Kamera den Müll. Da man an jedem Fahrzeug zwei Mülltonnen einhängen kann, sind das insgesamt vier Kameras.
Die Ausstattung der Müllwagen mit den KI-Kameras kostet bis zu 50.000 Euro. Bußgelder sollen laut Stadt bei der Finanzierung eine große Rolle spielen. Denn wessen Tonne mit falsch getrenntem Müll stehen bleibt, kann selbst nachsortieren - oder draufzahlen. Eine sogenannte Sonderleerung kostet 60 bis 80 Euro. Genauso viel wie das Bußgeld.
Kampagne gegen falsche Mülltrennung
Damit die Bevölkerung lernt, den Müll richtig zu trennen, startet die Stadt im Januar eine Kampagne. Der Titel: "Plastikfreier Bioabfall! - Machen Sie mit". Denn Mülltrennung ist ein heikles Thema. Das zeige sich zum Beispiel bei Plastikbeuteln im Biomüll. Kompostieranlagen hätten mit Plastikbeuteln stark zu kämpfen, sagt der Leiter der TBR, Dirk Kurzschenkel. Teilweise würden die Beutel die Anlagen sogar lahmlegen.
Die Stadt Reutlingen versucht mit dem Projekt ein neues Gesetz zu erfüllen. Es besagt, dass der Bioabfall von Kommunen ab Mai maximal drei Prozent "falschen" Müll enthalten darf. So würde man gleichzeitig einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten, sagt Dirk Kurzschenkel. In anderen Städten hätten sich schon positive Entwicklungen gezeigt. Der Anteil an sogenannten Störstoffen sei gesunken, deswegen erwarte man auch in Reutlingen positive Effekte, so Kurzschenkel.