Landgericht Tübingen verhängt mehrjährige Haftstrafe

Messerattacke auf Rottenburger Busfahrer: Täter muss ins Gefängnis

Stand
Autor/in
Klara Keuthen
Klara Keuthen ist Reporterin für Social Media, Online und Hörfunk beim SWR im Studio Tübingen .

Ein 23-Jähriger ist vom Landgericht Tübingen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte einen Busfahrer und einen Passanten verletzt. Die Tat hatte er bereits vor dem Prozess gestanden.

Der Angriff in Rottenburg am Neckar (Kreis Tübingen) vor einem halben Jahr hatte für Aufsehen gesorgt. Jetzt folgte das richterliche Urteil. Der Täter wurde vom Landgericht Tübingen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Opfer des Messerangriffs kann nicht mehr mit dem Bus fahren

Der 23-Jährige Täter hatte bereits vor dem Prozessauftakt bei der Polizei gestanden, dass er im Februar 2024 zwei Männer am Rottenburger Bahnhof mit einem Messer angegriffen hatte. Der Busfahrer, mit dem der Verurteilte zuvor einen Streit gehabt haben soll, wurde beim Angriff schwer verletzt. Ein Passant, der versuchte, den damals 22-Jährigen aufzuhalten, wurde leicht verletzt.

Bleibende körperliche Schäden habe keines der Opfer, so das Gutachten des ärztlichen Sachverständigen, aber der Busfahrer habe bleibende psychosomatische Schäden, er könne seinen Job nicht mehr ausführen und auch privat keinen Bus mehr nehmen.

Vater des Angeklagten übergibt 5.000 Euro an Opfer

Zu Beginn des Prozesses sagte das 51-jährige Opfer unter Tränen aus, dass der Angeklagte sein Leben ruiniert habe. Zu den letzten Gerichtsterminen war der Busfahrer nicht anwesend, die Nebenklagevertreterin betonte aber mehrfach, dass er immer noch einen schweren Schaden von der Tat trägt. Man habe sich auf einen Täter-Opfer-Ausgleich in Höhe von 10.000 Euro geeinigt, so die Nebenklagevertreterin. Bis dieser nicht vollständig gezahlt wäre, könne der Busfahrer nicht mit der Tat abschließen und auch die Entschuldigung des Angreifers nicht akzeptieren.

Gefehlt haben bis zu den Plädoyers der Staatsanwaltschaft und des Verteidigers noch 5.000 Euro. Der Vater des Angeklagten legte diese kurzerhand nach einer Gerichtspause der Vertreterin des Opfers in bar vor, um die Schuld seines Sohnes zu begleichen.

Landgericht sieht schwere Körperverletzung

Die große Frage des Prozesses lautete: War es versuchter Totschlag oder schwere Körperverletzung? Das Gericht musste also herausfinden, ob der Täter vorsätzlich versucht hat, den Busfahrer zu töten. Im Schlussvortrag des Staatsanwaltes hieß es, dass der Angreifer den Tod seines Opfers mindestens billigend in Kauf genommen habe, da Schnittverletzungen am Hals und Kopf des Opfers auch zum Tod hätten führen können.

Verteidigung und Staatsanwaltschaft einigten sich darauf, dass der Angeklagte den Busfahrer zwar verletzen, aber nicht mutwillig töten wollte. Die Staatsanwaltschaft forderte eine Haftstrafe von drei Jahren, während die Verteidigung auf eine Maximalstrafe von zwei Jahren zur Bewährung plädierte.

Die Kammer ging über die Forderungen hinaus und verurteilte den 23-jährigen Angeklagten schließlich zu drei Jahren und sechs Monaten Haft.

Richter gehen bei Urteil von zwei Körperverletzungen aus

Begründet hat der Richter die mehrjährige Freiheitsstrafe vor allem damit, dass die zwei Opfer als zwei separate schwere Körperverletzungen zu verurteilen seien. Dazu komme, so der Richter, dass der damals 22-Jährige bei beiden Taten voll schuldfähig gewesen sei und die Geschädigten die Tat nicht herausgefordert hätten. Zudem erleide der frühere Busfahrer massive psychische und finanzielle Beeinträchtigungen durch die Tat.

Der Tatablauf: Das ist im Februar in Rottenburg passiert

Im Februar wollte der jetzt Verurteilte am Busbahnhof Rottenburg einen Bus zu seiner Ausbildungsstelle nehmen, als er in einen Streit mit dem Busfahrer geriet. Auf dem Schülerticket des 22-Jährigen war kein Name eingetragen. Das ist aber notwendig für die Gültigkeit. Nachdem der Täter seinen Namen eingetragen hatte und der Busfahrer diesen als zu unleserlich ansah, gerieten die beiden in ein Handgemenge. Dabei zog der Verurteilte ein Küchenmesser mit einer acht Zentimeter langen Klinge und verletzte den Busfahrer mindestens sechs Mal.

Ein Passant, der den flüchtenden Täter aufhalten wollte, wurde ebenfalls verletzt: Ein Messerstich traf ihn ins Handgelenk.

Mehr zum Fall und zum Prozess

Tübingen

Opfer: "Er hat unser ganzes Leben ruiniert." Angeklagter gesteht Messerangriff auf Busfahrer in Rottenburg

Nach einem Messerangriff auf einen Busfahrer in Rottenburg hat der Prozess gegen einen 23-Jährigen begonnen. Er hat die Attacke gestanden. Töten wollte er nicht, sagt er.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Rottenburg

Versuchte Tötung mit Messer Nach Angriff auf Busfahrer in Rottenburg: Tatverdächtiger in U-Haft

Ein Busfahrer ist in Rottenburg am Neckar durch Messerstiche schwer verletzt worden. Die Polizei hat am Mittwoch einen Verdächtigen festgenommen. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Rottenburg

Täter weiter auf der Flucht Rottenburg: Nach Angriff auf Busfahrer sucht Polizei Zeugen

Die Fahndung mit Hubschrauber und Streifenwagen ist bislang erfolglos. Nachdem ein Unbekannter einen Busfahrer in Rottenburg schwer verletzt hat, sucht die Polizei nun Zeugen.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.