Seit sechs Wochen arbeitet Patric Gundermann als Lehrer an einer Förderschule in Tübingen. Als Quereinsteiger hat er nicht studiert, sondern eine Fachlehrerausbildung gemacht. Der Berufseinstieg ist schwierig, denn mit seiner jetzigen Bezahlung kann er sich seine Wohnung, sein Auto und seine Krankenversicherung nicht mehr leisten.
"Ich habe jetzt noch Erspartes für ein paar Monate und müsste dann mit Mitte 30 zu meiner Mutter in den Keller ziehen."
Nicht einmal 2.000 Euro seien unter dem Strich von seinem Gehalt übriggeblieben, so Gundermann, und davon gehe noch die Krankenversicherung ab.
Vor seiner Lehrerausbildung war der 35-Jährige als Friseurmeister mit zwei Salons selbstständig. Sein altes Leben hat er aufgegeben, um Kinder mit Lernschwierigkeiten zu unterrichten. Aber der neue Beruf ist anstrengend: Die Kinder brauchen besonders viel Betreuung und dürfen nicht allein im Klassenzimmer bleiben. Weil es der Schule an Personal fehlt, kommen die Lehrkräfte schnell an ihre Grenzen. Gerade seien sie alle an ihrem Limit, so Gundermann. Umso bitterer, wenn das Einkommen nicht zum Leben reicht.
Fachlehrkräfte sollen künftig besser bezahlt werden
Die Beschäftigungsverhältnisse für Lehrkräfte sind prekär. In den vergangenen Sommerferien hat das Land Baden-Württemberg etwa 4.000 Lehrerinnen und Lehrer auf den ersten August hin entlassen und erst zu Beginn des neuen Schuljahres im September wieder eingestellt. Dadurch spare das Land etwa 15 Millionen Euro ein, so das Kultusministerium. Die Entlassungen wurden vielfach kritisiert. Nicht zuletzt, weil in Baden-Württemberg akuter Lehrermangel herrscht.
Nicht studierte Lehrkräfte, so genannte Fachlehrkräfte, werden darüber hinaus schlechter bezahlt. Nach Angaben des Kultusministeriums soll noch in diesem Jahr ein Gesetz in Kraft treten, das eine höhere Besoldung für diese Fachlehrkräfte vorsieht.