Kann sich Albstadt eine Regional-Stadtbahn leisten? CDU und "Wir sind Albstadt" (WSA) sind da skeptisch. Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat mit großer Mehrheit für die Reaktivierung der Talgangbahn gestimmt. Jetzt kamen Kosten und Risiken noch einmal auf den Tisch.

Thema zieht Besucher in Gemeinderat
Oberbürgermeister Roland Tralmer (CDU) begrüßte am Donnerstagabend viele Zuschauerinnen und Zuschauer zur Sitzung des Gemeinderats. Der Saal war voll. Manche Leute mussten stehen. Die Talgangbahn ist für die Leute in Albstadt ein großes Thema - das wurde in dieser Sitzung deutlich.
Hintergrund der Diskussion: CDU und WSA haben einen Fragenkatalog bei der Stadt Albstadt eingereicht. Darin geht es hauptsächlich um die Frage, was die Talgangbahn kosten wird und wie sie finanziert werden soll. Das solle die Stadtverwaltung vor allem im Hinblick auf die angespannte Haushaltslage von Stadt, Land und Bund aufarbeiten. Allerdings "nur" zur Kenntnisnahme, ein Beschluss war in der Sitzung nicht vorgesehen.
Talgangbahn Reaktivierung: Konkrete Kosten bislang unklar
Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, informierte das Gremium über den aktuellen Stand der Planungen. Verbindlichen Zahlen gab es aber keine. Mehrfach betonte er, dass es sich um Richtwerte und Modellrechnungen handle. Was am Ende zu bezahlen sei, hänge von konkreten Ausschreibungen und Marktpreisen ab. Die gäbe es jetzt aber noch nicht.
Was er aber sagen konnte: Stand heute soll der Ausbau und die Elektrifizierung der Talgangbahn rund 150 Millionen Euro kosten. Das meiste finanzieren Bund und Land. Beim Zollernalbkreis bleiben rund 16 Millionen Euro hängen, und davon bezahlt die Stadt Albstadt knapp vier Millionen Euro über die Kreisumlage. Aber diese Zahlen können noch schwanken. Die Kosten für den laufenden Betrieb könnte das Land mit einer speziellen Förderung übernehmen - allerdings nur, wenn die Züge einmal pro Stunde fahren. Die Stadt erwägt aber einen Halbstundentakt. In dem Fall müsste sie pro Jahr etwa 500.000 bis 800.000 Euro draufzahlen.
Ein weiteres Thema waren Bahnübergänge. Denn wenn die Talgangbahn reaktiviert wird, müssen auch neue Schranken installiert werden. Eine wird in die Poststraße auf Höhe des Bahnhofs kommen. Bernecker geht davon aus, dass der Bahnübergang pro Stunde neun Minuten lang gesperrt sein wird. Bedenken, dass das einen größeren Stau auf der Straße auslösen könnte, habe er da nicht.
Scharfe Debatte über Schienenausbau
Die anschließende Diskussion im Gemeinderat Albstadt war aufgeladen. Große Kritik kam von den Antragsstellern und der FDP. Die bisher bekannten Zahlen würden alle nur auf Annahmen, Schätzungen und Prognosen basieren. Entscheidungen sollten aber auf Fakten basieren. Laut der Fakten von CDU-Fraktionsmitglied Matthias Strähler sind Busse die praktischere und günstigere Alternative zur Talgangbahn. Diese würden deutlich weniger kosten und seien flexibler in der Routenplanung.
Die Freien Wähler, die Grünen und die SPD verteidigten das Großprojekt. Manuela Heider von der FW-Fraktion war erstaunt, dass die Talgangbahn überhaupt noch zur Debatte steht. Immerhin habe der Gemeinderat dem Streckenausbau schon längst zugestimmt - damals auch mit CDU-Stimmen. Sie betonte, dass die Talgangbahn vor allem für die kommenden Generationen reaktiviert werden müsse. Diese werde wegen der Klimakrise deutlich mehr Zug fahren. Uli Metzger von den Freien Wählern ergänzte, dass die enormen Zuschüsse von Bund und Land eine einmalige Chance seien, das Schienennetz in Albstadt zu modernisieren und attraktiver zu machen.
OB Tralmer: Talgangbahn wird kommen
OB Tralmers Fazit nach zweistündiger Diskussion: "Es ist nicht einfach und alles hängt mit allem zusammen." Ihm sei wichtig zu betonen: "Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung haben es sich in der Sache nicht einfach gemacht und sie werden es sich auch nicht einfach machen." Stand jetzt bleibt es dabei: Die Talgangbahn wird kommen. Aber sicher ist auch, dass in Albstadt nicht das letzte Mal darüber debattiert wurde.