Das Schloss Hohentübingen heizt seit neuestem mit Fernwärme. Für die Stadtwerke Tübingen war es ein Mammut-Projekt: Rund 5,5 Millionen Euro hat der Anschluss ans Netz nach eigenen Angaben gekostet. Das Land Baden-Württemberg und die Stadtwerke teilen sich die Kosten.
Fernwärme unterirdisch auf den Berg geleitet
Das Projekt hat die Stadtwerke über knapp sieben Jahre beschäftigt. Die große Herausforderung: Wie kommt die Wärme von der Hauptleitung am Stadtrand bis ganz nach oben auf den Schlossberg? Die Lösung: Eine mehr als 320 Meter lange Leitung, die unter der Erde verläuft. Sie verbindet den nördlichen Schlossberg mit dem Netz in der Innenstadt.
Die Tiefbauarbeiten dauerten laut Stadtwerke Tübingen knapp ein Jahr. Dabei musste die Leitung Hindernisse wie zum Beispiel Ammer überwinden - ein kleiner Bach, der durch Tübingen fließt. Und im Schloss schlängelt sich die Leitung am Riesenweinfass vorbei sowie durch Kellerräume und dicke Schlossmauern.
Archäologen haben die Bauarbeiten begleitet. Denn das Schloss Hohentübingen steht unter Denkmalschutz. Tatsächlich haben die Archäologen und Bauarbeiter bei den Grabungen im Innenhof des Schlosses sogar Reste einer historischen Mauer gefunden. Außerdem mussten sie auf die Fledermäuse Rücksicht nehmen, die sich im Schlosskeller eingenistet haben.
OB Boris Palmer: Vorstoß beim Klimaschutz
Pünktlich zum Herbst ist die neue Heizung im Schloss jetzt fertig. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) lobte am Dienstag das Projekt. "Der Fernwärmeausbau auf Schloss Hohentübingen treibt die Energiewende in Tübingen wortwörtlich in die Höhe. Er zeigt, dass klimafreundliche Wärmeversorgung überall möglich ist, wenn die Planungen individuell und pragmatisch sind." Der Fernwärmeausbau ist in Tübingen schon länger ein Thema. Bis 2030 soll auch die Innenstadt ans Fernwärmenetz angeschlossen werden.
Mit der Fernwärme auf Schloss Hohentübingen sollen 200 Tonnen CO2 sollen gespart werden, das wären 80 Prozent weniger als zuvor, so die Stadtwerke. Das heiße Wasser für die Wärme kommt zum Großteil noch aus verschiedenen Erdgasanlagen. In Zukunft soll es vom neuen Solar-Park-Au in Tübingen geliefert werden.