Elf Etappen in elf Tagen - und die ganzen 1.250 Kilometer auf dem Mofa. Die liegen nun hinter 16 Frauen und Männern aus dem Südwesten. Sie waren am 9. Mai in Kniebis im Nordschwarzwald gestartet - mit rund 25 Kilometern pro Stunde unter dem Hintern. An diesem Sonntagmorgen erklang ein letztes Mal "On the road" von Canned Heat aus den Boxen des Begleitfahrzeugs, einem umgebauten Feuerwehrauto von Tourorganisator Veit Senner. Am Sonntag waren es nur noch 40 Kilometer bis zum Ziel, dem Timmendorfer Strand an der Ostsee.
Dort wurde die Mofa-Tour aus Süddeutschland herzlich willkommen geheißen: mit einem Spalier an der Tourismusinformation. Und anschließend floss der Prosecco im Café Fitz - direkt an der Strandpromenade. Mit dem Wetter hatte die Truppe richtig Glück - fast nur Sonnenschein, bestes Mofa-Wetter, sagt Senner.
Über 120 Kilometer am Tag
Die letzte Etappe von Oberbüssau bei Lübeck war im Vergleich zu den anderen Strecken von oft über 120 Kilometern pro Tag ein Klacks, sagt Veit Senner, Tourorganisator von der Schwäbischen Alb. Der Zieleinlauf an der Ostsee habe sich angefühlt wie bei der Tour de France in Paris. Alle seien unversehrt angekommen, auch wenn an den ersten Tagen der einen oder dem anderen nach den vielen Mofa-Kilometern der Hintern wehgetan habe.
Der Zusammenhalt in der Gruppe, die sich vorher nicht kannte, sei gigantisch, so Senner. Einigen Fahrerinnen und Fahrern sei der Abschied am Sonntagnachmittag schwergefallen - vom Team, aber auch von ihrem jeweiligen Mofa. "Drei Fahrerinnen wollten mir unbedingt ihr Mofa der letzten elf Tage abkaufen", erzählt Senner. Die Jahrzehnte alten Kultfahrzeuge sind und bleiben aber seine Schätze, betont er. Sie sollen außerdem auch weiter auf Tour gehen können.
SWR Reporter Harry Röhrle war für die Landesschau auf den ersten Etappen der Mofa-Tour mit Start in Kniebis dabei:
Einmal kurz an den Strand - dann Abreise
Einige der 13 Gast-Fahrerinnen und -Fahrer haben sich nach einer kurzen Erholung mit Fotos am Strand bereits auf den Rückweg gemacht. Dafür nehmen sie den Zug. Der Pfingstmontag soll zu Hause zum Auskurieren und Verarbeiten der vielen besonderen Begegnungen dienen. Und am Dienstag ist für die meisten dann wieder Alltag angesagt - der Urlaub mit Durchschnittstempo 25 vorbei. Die Mofas kommen mit Senner und seinem Team wieder zurück auf die Alb.
Emotionaler Höhepunkt: Treffen mit Drehbuchautor von "25 km/h"
Highlights habe es viele auf der Tour gegeben, sagt Veit Senner. Ihm war wichtig, den Menschen in Gesprächen auf der Strecke zu zeigen, was möglich ist und was man möglich machen kann. Nach dem Motto: nicht schwätzen, nicht debattieren - machen und etwas erleben! Dem einen oder anderen hätten sie damit die Augen geöffnet, so Senner im Gespräch mit dem SWR.
Auf dem Weg nach Berlin hat die Mofa-Crew auch einen Stopp in Babelsberg eingelegt. Dort haben sie Oliver Ziegenbalg getroffen, den Drehbuchautor des Films "25 km/h". "Das emotionale Highlight der Reise", sagte der Chefbegleiter. Denn der Kinofilm hatte ihn zu der Tour inspiriert. In dem Film machen zwei Brüder nach dem Tod ihres Vaters eine Mofatour durch Deutschland - etwas das sie schon als Kinder machen wollten. Tatsächlich gemacht und durchgezogen hat das aber noch niemand, sagt Senner - bis jetzt. Sie seien die Ersten.
Misstrauische Blicke in Thüringen
Winkende, fröhliche Kinder am Straßenrand und Menschen in den Dörfern, die sich über die bunte Mofa-Kolonne freuen. Damit sei nach Coburg erstmal Schluss gewesen, erzählt Veit Senner. Gerade in Thüringen, wo es landschaftlich wunderschön gewesen sei, begegneten ihnen misstrauische Blicke über den Gartenzaun. Auch die kleinen Rittersport-Täfelchen, die er in seinem Feuerwehrauto dabei hat, wollte hier niemand haben.
Ihnen sei auch immer wieder mal vorgeworfen worden, sie seien Umweltsünder. Denjenigen habe Senner dann vorgerechnet: Pro Kopf sind 25 Liter für die Tour durch Deutschland nötig und sie sind mit umweltfreundlichem Motorsägen-Benzin unterwegs. Alle Mofas sind heil geblieben. Außer in diesen einen 15 Minuten: "Da hatten wir gleich drei Pannen hintereinander - bei drei Mofas sind die Kupplungen kollabiert", erzählt er. Die waren aber schnell wieder gefixt.
Dinge sehen, die sonst verborgen bleiben
Eine Besonderheit war auch, dass man bei der Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern Dinge sieht, an denen man sonst vorbeirauscht. Ab dem dritten Tag hätten sich alle an das niedrige Tempo gewöhnt und die Republik bestaunt. Immer wieder hatten sie auch Stopps an Flüssen und Seen eingebaut zur Abkühlung. Das Wort Entschleunigung mag Senner nicht. Er nennt es "mit Muse fahren".
Nächstes Jahr geht's nach Rimini
Die 13 Mofa-Fahrerinnen und -Fahrer mit ihren drei Tourleiterinnen kannten sich vor der Reise nicht. Ein Teil der Gruppe will nächstes Jahr wieder zusammen wegfahren. Und weil sich Veit Senner schon fünf Tage nach Tour-Bekanntgabe über den Newsletter nicht mehr vor Anfragen retten konnte, hat er beschlossen, nächstes Jahr wieder so eine ungewöhnliche Riesen-Tour anzubieten. Dann soll es an die Adriaküste gehen - nach Rimini.