Im Foyer des Rottenburger Rathauses wurde es gestern Abend immer stiller, als sich bei der Oberbürgermeisterwahl abzeichnete, dass Amtsinhaber Stephan Neher die absolute Mehrheit verfehlen könnte. Am Ende kam der CDUler laut vorläufigem Ergebnis auf 49,87 Prozent der Stimmen. Bis heute Abend soll nochmal nachgezählt werden. Egal was dabei herauskommt: Das Ergebnis ist ein herber Schlag für den OB findet Ulrike Mix:
Vor acht Jahren war er mit fast 82 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden. Jetzt stürzt Rottenburgers Oberbürgermeister Stephan Neher ab auf unter 50.
Ich hatte darauf getippt, dass es auch diesmal für den CDU-Mann reichen könnte – wenn auch knapp. Immerhin hatte er die Unterstützung von SPD und Grünen. Immerhin hatten er und die Stadt durch eine gelungene Flüchtlingspolitik geglänzt, man hatte Schulden abgebaut, die Teilorte gestärkt.
Doch es war klar: Viele Bürger sind trotzdem nicht gut auf Neher zu sprechen - finden ihn überheblich, kritisieren, dass er schlecht informiert und eigenmächtig handelt.
Bei zwei Bürgerentscheiden haben die Rottenburger ihren OB in den vergangenen Jahren in die Schranken gewiesen: Einmal kippten die Bürger ein geplantes Gewerbegebiet. Dann machten sie ihm klar, dass sie ihren sanierungsbedürftigen Schlachthof erhalten wollen.
Neher und der Gemeinderat wollten ihn aufgeben. Und obwohl Neher seinen Gemeinderat hinter sich hatte: Der Unmut der Bürger trifft hauptsächlich den ihn.
Bei der gestrigen OB-Wahl haben – wie so oft – nicht mal die Hälfte der Wahlberechtigten abgestimmt. Hoffentlich treibt die Stichwahl mehr Menschen an die Urne. Beim Ergebnis scheint alles möglich.