Die Staatsanwaltschaft sagt: Die Hausdurchsuchung war nötig, um Beweismittel sicherzustellen. Als Grund nennt sie Ermittlungen wegen einer Straftat. Der Vorwurf lautet: Verstoß gegen die Vertraulichkeit des gesprochenen Wortes. Im Klartext heißt das, der Mann soll ein Gespräch heimlich aufgezeichnet und dann veröffentlicht haben.
Speichermedien beschlagnahmt
Wo und wann und um was genau es dabei gegangen sein soll, will der Sprecher der Tübinger Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen dem SWR nicht sagen. Nur soviel: Es seien Speichermedien beschlagnahmt worden und die würden jetzt ausgewertet.
Unverhältnismäßiges Auftreten der Polizei
In einem Video, das der Impfgegner seinen Anhängern geschickt hat und dem SWR vorliegt, behauptet er, die Polizei sei mit 15 Polizisten angerückt. Man habe ihn mit Handschellen über drei Stunden auf einem Stuhl warten lassen. Die Polizei nennt keine Einzelheiten zur Hausdurchsuchung vor zwei Wochen. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, so ein Sprecher der Reutlinger Polizei. Allerdings hätten Personen bei der Hausdurchsuchung Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geleistet. Das habe man auch zur Anzeige gebracht. Um wen es sich dabei handelt, wurde nicht gesagt.
Bußgeldverfahren wegen Ordnungswidrigkeit
Unabhängig davon läuft gegen den Mann und seine Frau auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, weil sie ihren neunjährigen Sohn nicht mehr in die Schule in Ofterdingen schickten. Die Eltern hatten ein Attest eines Arztes vorgelegt, das die Schulleitung allerdings nicht anerkannte. Sie meldete den Fall dem Schulamt. Wegen 51 Fehltagen schickte das Ordnungsamt Anfang Januar den Eltern einen Bußgeldbescheid in Höhe von 2.700 Euro. Vergangene Woche, kurz vor Ablauf der Frist, legte der Vater Widerspruch ein. Nun muss das Tübinger Amtsgericht über den weiteren Verlauf entscheiden. Ofterdingens Bürgermeister hat inzwischen bestätigt: Die Familie ist weggezogen. Das Haus stehe seit kurzem leer und sei zum Verkauf angeboten.
Protest-Demo gegen Maskenpflicht
Bevor der Impfgegner mit seiner Familie wegzog, hat er immer wieder Proteste gegen die Coronapolitik in Ofterdingen organisiert. Zuletzt lud er an einem Montagabend im Januar zu einem "Naturspektakel Sternenhimmel" in Ofterdingen ein. Gut 300 Leute kamen. Sie trafen sich auf dem Parkplatz der Schule und liefen durch den Ort, bestätigte Ofterdingens Bürgermeister Joseph Reichert dem SWR. Für ihn sei sonnenklar, dass die Eltern ihre Anhänger mobilisierten, um gegen den Bussgeldbescheid zu protestieren.
Gegen-Demos einer Ofterdinger Initiative
Doch es gab auch Gegen-Demos einer Ofterdinger Initiative. Sie hat mittlerweile zu sogenannten Sofa-Protesten aufgerufen. Damit regt sie an, für jeden Menschen, der gegen Corona protestiert, Geld an die internationale Impfkampagne "Covax" zu spenden. Auf einer Internetseite können sich Spendenwillige registrieren lassen, erklärte ein Initiator. Und jeden Montagabend zählt die Initiative in Ofterdingen und Mössingen, wieviele Menschen gegen die Corona-Auflagen demonstrieren.