Spannung im Gewann Hinderberger oberhalb von Metzingen (Kreis Reutlingen). Hier ist es noch stockdunkel. Aber schon stehen um 6:15 Uhr über 30 Helferinnen und Helfer im schneebedeckten Weinberg bereit, um bei der Eisweinlese dabei zu sein. Doch die Temperatur ist noch nicht tief genug. Minus sechs Grad zeigt das Thermometer an, das an einem Weinstock hängt. Das wäre ein bisschen zu mild für den Eiswein. Aber noch sind es knapp zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang - erfahrungsgemäß die Zeit mit den niedrigsten Temperaturen. - Und tatsächlich: Eine halbe Stunde später gibt Robert Bahnmüller von der Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen grünes Licht. Die Weinlese kann losgehen.
Minus Sieben Grad müssen es mindestens sein
Die Trauben sind hartgefroren. Genau das ist Voraussetzung für den Eiswein. Das Wasser in der Traube kristallisiert bei Minusgraden. Beim Pressen wird dann nur der hochkonzentrierte Traubensaft gewonnen. Deshalb sind Eisweine viel süßer und dickflüssiger als gewöhnliche Weine. Die Trauben haben die Winzer bei der Hauptlese im Herbst stehen lassen. Mit der Hoffnung auf ein paar frostige Tage.
In Metzingen hat das geklappt. Nach einer Stunde ist der 12 Ar große Weinberg gelesen. Gerade rechtzeitig, bevor die Sonne aufgeht. 400 Kilo gefrorene Reben haben die dick in Winterklamotten eingepackten Helferinnen und Helfer gesammelt.
Eine große Menge Trauben, aber nur wenig Saft
Am Fuße des Weinbergs werden die gefrorenen Reben nun gesammelt und auf einer Plane ausgebreitet. 400 Kilo sind zusammen gekommen, weit mehr, als die Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen erwartet hat. In der örtlichen Kelterei werden sie dann gepresst.
Am Ende sind 70 Liter Saft zusammen gekommen. Mit einem erstaunlichen Zuckergehalt: 145 - 150 Grad Oechsle. Normale Weine haben durchschnittlich etwa 80 Grad. Je höher, desto süßer.
Das frühe Aufstehen und das Arbeiten bei Minustemperaturen hat sich also gelohnt. Außerdem hat eine Eisweinlese in Metzingen absoluten Seltenheitswert. Die letzte war am Dreikönigstag 2016.