Am Freitag wurde in Baden-Württemberg zum ersten Mal ein Windrad gesprengt. Insgesamt dauerte die Sprengung nur wenige Sekunden, sie verlief planmäßig. Vor Ort verfolgten viele Schaulustige das Spektakel. Die Windenergieanlagen auf der Holzschlägermatte am Schauinsland waren im September 2003 an den Start gegangen, also vor genau 20 Jahren. Der Bau der beiden Windräder auf dem Schauinsland war sehr umstritten, besonders der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel war gegen diese Windenergieanlagen.
Windrad bei Freiburg planmäßig gesprengt
Grünes Licht für neues Power-Windrad
Pünktlich mit der Sprengung des alten Windrads entschied der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof heute, dass die geplante neue Windenergieanlage auf dem Schauinsland gebaut werden darf. Der Natuschutzverband LANA hatte gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Stadt Freiburg geklagt. Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit sieht die Arbeit der Stadt durch das Urteil bestätigt. Damit die Stadt Freiburg ihre Klimaziele einhalten kann, muss der Strombedarf bis 2030 zu zehn Prozent aus Windkraft gedeckt werden.
SWR-Reporter Christof Gerlitz fasst die Ereignisse vom 01. September zusammen:
Erwin Teufel als Don Quichotte
Die Sprengung am Freitag ruft Erinnerungen wach an den umstrittenen Bau der beiden Windräder vor 20 Jahren. Ministerpräsident gegen Freiburger Oberbürgermeister. Teufel gegen Salomon. Die Auseinandersetzung der beiden früheren Amtsinhaber bestimmte monatelang die politischen Schlagzeilen in Baden-Württemberg. Der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) kämpfte vehement gegen die "Verspargelung der Landschaft", wie er es nannte. Der Freiburger OB Dieter Salomon (Grüne) ließ unbeirrt weiterbauen.
Teufel versuchte, die Baugenehmigung nachträglich aufzuheben und scheiterte. Salomon nahm die Anlage im September 2003 demonstrativ und publikumswirksam in Betrieb. "Erwin Teufel kämpft wie Don Quichotte gegen Windmühlen", sagte Salomon damals in Anlehnung an den ausweglosen Kampf des spanischen Ritters gegen den technischen Fortschritt im 17. Jahrhundert.
SWR-Reporter Jan Ludwig berichtete 2003 über die Diskussion um die Windräder. Der Film aus dem SWR-Archiv:
Warum werden die Windräder jetzt entfernt?
Am Freitag, 1. September, ist das erste der beiden 20 Jahre alten Windräder nun gesprengt worden. Im Frühjahr 2024 soll dann das zweite Windrad folgen. Mit der Sprengung wurde eine Thüringer Firma beauftragt, die bereits mehrere Windräder gesprengt hat. Die Ökostrom Freiburg möchte auf der Holzschlägermatte statt den bisher zwei Windrädern ein einzelnes, deutlich größeres Windkraftwerk installieren. Es wird mit einer Höhe von 229 Metern eine Leistung von 9 bis 10 Millionen kWh im Jahr erbringen. Mit dem Bau des neuen Windrads wird im Herbst begonnen, spätestens im Sommer 2024 soll es ans Netz gehen. Das Windrad soll doppelt so viel Strom erzeugen wie die beiden bisherigen Windenergieanlagen. Insgesamt sollen mit dem erzeugten Strom 3.500 Haushalte in Freiburg versorgt werden.
Die Stadt Freiburg hatte das neue Power-Windrad nach langwieriger Prüfung im vergangenen Jahr genehmigt. Oberbürgermeister Martin Horn sprach von einem Fortschritt für den Freiburger Klimaschutz.
Wann und wie wurde das Windrad gesprengt?
Um Punkt 14 Uhr drückte die Sprengmeisterin am Freitag in ihrem Verschlag auf der Holzschlägermatte auf den roten Knopf. Mehrere Ladungen Dynamit detonierten und brachten den 98 Meter hohen Betonturm wie einen Baum zu Fall. Nur 10 Sekunden später war dann eines von zwei Windrädern auf der Holzschlägermatte unterhalb des Schauinsland-Gipfels Geschichte. Man habe sich bewusst für diesen Weg entschieden. Es sei die schonendste Variante für Mensch und Natur, so ein Sprecher der Ökostromgruppe Freiburg. Alternativ hätte der Turm in Einzelteile zerlegt werden können, doch dies hätte tagelangen Baulärm bedeutet.
SWR-Reporter Robert Wolf war während der Sprengung live auf der Bergstation am Schauinsland:
Was passiert mit dem Windradschrott?
Der Beton des Turmes soll nach der Sprengung zerkleinert werden. Anschließend soll er im Fundament des neuen Windrads verbaut werden. Die bereits abmontierten Rotorblätter können in diesem Fall nicht recycelt werden. Sie werden deshalb zerkleinert und in einem Betonheizwerk verbrannt. Auch im Ausland gebe es keine Nachfrage, die ausgedienten Windräder weiter zu nutzen, so Markowsky.
Warum die abmontierten Rotorblätter nicht weiterverwertet werden können, erklärt Andreas Markowksy, Geschäftsführer der Ökostromgruppe Freiburg, im SWR-Interview: