Für seine Ausstellung in Bernau hat van Eeden auch eine Reise Hans Thomas 1898 in die Niederlande rekonstruiert. Hierbei setzt er sich kritisch mit dessen Vergangenheit auseinander. Hinweise zu Thomas Kontakten in die Niederlande fand van Eeden im Hans-Thoma-Museum in Bernau. Mit Hilfe der dort vorhandenen Briefe gelang es dem Preisträger, Hans-Thomas Kontakt zu Julius Langbehn zu rekonstruieren.
Antisemitischer Einfluss?
Der Niederländer Langbehn war ein völkisch gesinnter Kulturtheoretiker und Antisemit, der mit seinem Gedankengut Einflüsse auf Hans Thoma gehabt haben soll. Für die Preisverleihung am Sonntag hat van Eeden eine Ausstellung konzipiert. Die im Bernauer Museum ausgestellten Fotografien hat der Künstler auf seiner Reise aufgenommen, als er Thomas Spuren in die Niederlande gefolgt ist. Die Fotografien der Reise, in Verbindung mit Teilen der gefundenen Briefwechsel, bilden das Gesamtkonzept der Ausstellung. Sie wirft durchaus ein kritisches Bild auf den Namensgeber dieses renommierten Kunstpreises. Dass Hans Thoma sich sowohl um Erfolge in national-völkischen Kreisen bemühte wie auch antisemitische Äußerungen gemacht haben soll, wirft Fragen auf.
Umgang mit Thomas Vergangenheit?
Leonie Beiersdorf von der staatlichen Kunsthalle Karlsruhe hat die Ausstellung in Bernau kuratiert. "Was sich ursprünglich aus der Preisverleihung an Marcel van Eeden entwickelt hat und so leichtfüßig daher kam, doch jetzt viel komplizierter wurde, wirft die Frage auf, welche Haltung nehmen wir jetzt gegenüber dem Künstler Hans Thoma ein", sagte sie in einem SWR-Gespräch. Arne Braun, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der den Hans-Thoma-Preis an Marcel van Eeden übergab, betonte die Notwendigkeit eines kritischen Diskurses. Dies sei genau das, was uns die Wissenschaft empfohlen habe. Dass im Rahmen von Thoma-Ausstellungen oder der Verleihung des Hans-Thoma-Preises auch die deutsch-nationalen und antisemitischen Äußerungen thematisiert und zur Diskussion gestellt werden. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg erklärte in einer Pressemitteilung, es möchte einen „offenen Diskurs“ führen, ob eine Neubewertung Thomas notwendig sei.
Am Wochenende wird die Ausstellungseröffnung begleitet durch das Hans-Thoma-Fest in Bernau. Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober zu sehen.