Knapp zwei Wochen nach der Schließung der hausärztlichen Notfallpraxen in Schopfheim (Kreis Lörrach) und in Bad Säckingen (Kreis Waldshut) durch die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sind die Auswirkungen spürbar: Die Patientenzahlen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser seien deutlich angestiegen, teilten die Krankenhäuser in Waldshut-Tiengen und die Lörracher Kreiskliniken mit ihren Standorten Schopfheim, Rheinfelden und Lörrach auf SWR-Anfrage mit.
SWR-Reporterin Petra Jehle berichtet über die Folgen der Schließung von Notfallpraxen in der Region:
Klinik: Viele Patienten wären ein Fall für die Notfallpraxis gewesen
In der Notaufnahme am Hochrheinklinikum in Waldshut-Tiengen ist von einem Patientenanstieg um elf Prozent die Rede. Noch deutlicher sei der Zuwachs, wenn man die Fälle und den Herkunftsort der Patienten betrachte, hieß es vom Klinikum. 27 Prozent des Anstiegs machten Patienten aus, die ein klassischer Fall für eine Notfallpraxis gewesen wären.
Auch in den Kliniken des Landkreises Lörrach strömen deutlich mehr Menschen in die Notaufnahme: Die Warte- und Behandlungszeiten für die Patienten der Notaufnahme seien in den vergangenen Tagen deutlich länger gewesen, sagte Chefarzt Samuel Hemmerling. Die Unzufriedenheit der Patienten und die Belastung des Personals steige.
Ärzteverband richtete klare Forderung an die Kassenärztliche Vereinigung
Am 25. Oktober hatte die KVBW acht Notfallpraxen im Land geschlossen, darunter zwei Notfallpraxen in Südbaden. In weiteren Notfallpraxen wurde die Arbeit eingeschränkt. Hintergrund war ein Rechtsstreit über die Sozialversicherungspflicht der dort tätigen Ärztinnen und Ärzte.
Der Ärzteverband Marburger Bund hatte die KVBW nach dem Schritt dazu aufgefordert, die Schließungen und Teilschließungen von Notfallpraxen im Südwesten rückgängig zu machen. Die Einschränkungen beim ärztlichen Notdienst müssten umgehend zurückgenommen werden, hatte der Verband, der vor allem Krankenhausärzte vertritt, mitgeteilt. "Es kann nicht sein, dass aufgrund der Einschränkung des Versorgungsauftrages durch die KVBW nun die Ärztinnen und Ärzte und das nicht-ärztliche Personal in den Krankenhäusern im Land die Zeche zahlen müssen", sagte die Landesvorsitzende Sylvia Ottmüller einer Mitteilung zufolge.