Ohne Achtung und Respekt

Vandalismus: Mehrere Kirchen in Südbaden mutwillig beschädigt

Stand
Autor/in
Viola Maury
Onlinefassung
Isabel Röder

Mit Wut zerstören die Täter, was für andere große Symbolik hat. Über 300 Kirchen werden jährlich in Baden-Württemberg beschädigt - wie in Wasenweiler, Offenburg und Breisach.

In der Mariä Himmelfahrt Kirche im Ihringer Ortsteil Wasenweiler (Landkreis Breisgau-Hochschwarwald) sind die Brandspuren an den Sitzpolstern immer noch zu sehen. Im Oktober dieses Jahres haben Unbekannte auf den Sitzbänken, am Beichtstuhl und am Altar versucht, Feuer zu legen. Dass es in der katholischen Kirche nicht zu einem Großbrand kam, bezeichnet die Polizei als Zufall.

Pfarrhaushälterin Judith Schmitt hat die Schäden als eine der ersten bemerkt, sie ist immer noch erschüttert. "Es tut mir einfach leid, wie weit wir schon gekommen sind, mit Grenzen und Achtung und Respekt. Es wird heute alles zerstört", sagt sie. Bisher seien heilige Orte wie Kirchen noch geachtet worden. "Das ist jetzt leider nicht mehr der Fall."

Den finanziellen Schaden müssen die Gemeinden bezahlen

In der evangelischen Martin-Bucer-Kirche in Breisach (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) werden seit Jahren regelmäßig Fensterscheiben eingeschlagen. Von Jugendlichen, vermutet Pfarrerin Britta Hannemann. Wenn sie jetzt Menschen in und um die Kirche sehe, überlege ihr Kopf sofort, was diese wohl vorhaben. "Das ist das Erste, was die Beschädigungen mit mir machen", sagt Pfarrerin Hannemann. Hinzu komme dann der finanzielle Schaden.

Über 300 Fälle von Sachbeschädigung in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gab es im letzten Jahr 357 Fälle von Sachbeschädigung an Kirchen und Kapellen: zerschlagene Fensterscheiben, verwüstete Altäre, zerbrochene Kerzenständer, geklaute Figuren. Mitte November verwüsteten Unbekannte zwei Kirchen in Offenburg.

Die Erzdiözese Freiburg verzeichnete in den letzten Monaten mehrere Fälle von Sachbeschädigung in ihren Kirchen. Trotzdem spricht sie von Einzelfällen und sieht keine deutliche Zunahme von Vandalismus. "Jede Beschädigung ist für sich bedauerlich, es gibt aber keine drastische Zunahme", sagt Marc Mudrak von der Erzdiözese Freiburg.

Videoüberwachung und geschlossene Türen sollen schützen

Die Gemeinden versuchen ihre Kirchen nun bestmöglich zu sichern. Wie, das entscheiden sie nach Auskunft der Erzdiözese selbst. In Breisach hat sich die Gemeinde entschlossen, das Außengelände der Kirche per Video zu überwachen.

"Eine Kirche abzuschirmen, widerspricht dem, was wir sein wollen: nämlich ein offener Ort für die Menschen."

In Wasenweiler bleiben die Kirchentüren außerhalb der Gottesdienste erst einmal geschlossen, zumindest in den dunklen Wintermonaten.

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