Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Freiburg hat eine lange Liste mit Empfehlungen zusammengestellt. Dazu gehört auch der Vorschlag, auf die Kinderbeichte zu verzichten - also die Beichte im Alter von sieben oder acht Jahren vor der Erstkommunion. In der Freiburger Gemeinde Südwest wurde die Kinderbeichte bereits vor vielen Jahren abgeschafft, so Pfarrer Siegfried Huber. Er traf diese Entscheidung aus mehreren Gründen.
Erstkommunion ohne Erstbeichte
Clemente aus Freiburg ist acht Jahre alt und bereitet sich seit Monaten auf seine Erstkommunion vor. Stolz präsentiert er sein Kommunionsheft mit bunten Fingerabdrücken aller Kinder aus seiner Gruppe, Liedern und biblischen Bildern. Auf seine Kommunion in den nächsten Tagen freut er sich. "Man wird richtig in die Kirche aufgenommen und das finde ich cool". Außerdem kann er danach Messdiener werden. Als Clemente davon erzählt, leuchten die Augen des Grundschülers.
Anders als üblich muss er, um die erste Heilige Kommunion zu empfangen, keine Erstbeichte mehr ablegen. Dabei geht die Tradition in der katholischen Kirche mindestens bis ins 12. Jahrhundert zurück, so die Luzerner Liturgiewissenschaftlerin Birgit Jeggle-Merz.
Beichte als "Anbahnungsort von Missbrauch"?
Ein Grundschulkind alleine in einem Raum mit einem Priester: Seit dem Missbrauchsskandal könnte das bei einigen Eltern für ein ungutes Gefühl sorgen. Eine Studie habe gezeigt, dass die Kinderbeichte durchaus zu einem "Anbahnungsort von sexuellem Missbrauch" werden könnte, so eine Erklärung der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Freiburg. Die abgeschiedene Situation und das nahe Verhältnis zum Priester könne "die Möglichkeit eines grenzverletzenden manipulativen Umgangs mit Kindern und Minderjährigen eröffnen".
Mehr Transparenz bei Kinderbeichte
Clementes großer Bruder Johannes ist vor fünf Jahren zur Kommunion gegangen. Er musste vor seiner ersten Heiligen Kommunion noch die Erstbeichte ablegen. Damals sei das jedoch eher ein Gespräch zwischen dem Priester und ihm gewesen. "Es war gar nicht so schlimm, vielleicht gut, mal mit wem anders darüber gesprochen zu haben", sagt Johannes.
Natürlich braucht eine Beichte auch einen Schutzraum, in dem niemand zuhören kann, sagt Siegfried Huber, der katholischer Priester und Pfarrer in Clementes und Johannes Gemeinde ist. Es sei jedoch schon seit Jahren üblich, dabei die größtmögliche Transparenz zu schaffen, etwa durch eine Glastüre und indem man das Ganze in einen freundlichen Raum verlegt.
Beichte im Kindesalter ungeeignet?
Streit mit den Geschwistern, die Eltern angelogen, einen Schokoriegel aus dem Schrank gestohlen, das dürften einige der "Sünden" sein, die Kinder in diesem Alter beichten. Genau darin sieht Pfarrer Siegfried Huber das Problem: "Bei der Beichte geht es eher darum: Was sind Dinge, die dauerhaft zwischen mir und anderen Menschen stehen? Und das gibt es im kindlichen Bereich eher weniger". Siegfried Huber hat der Kinderbeichte in seiner Gemeinde schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt.
In die Entscheidung, keine Kinderbeichten mehr durchzuführen, habe der Missbrauchsskandal zwar mit reingespielt, aber es seien viel mehr andere Überlegungen gewesen, sagt Siegfried Huber. Für die Beichte brauche es auch ein gewisses Reflexionsvermögen. Und das sehe er eher bei Erwachsenen. Auch die Aufarbeitungskommission hinterfragt, ob Kinder in dem Alter überhaupt ein entsprechendes Schuld- und Sündenbewusstsein entwickeln können. Sie schlägt vor, die erste Beichte im Rahmen der Firmung im Alter zwischen 15 und 16 Jahren zu machen.
Die Abstimmung ist bereits beendet.
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Bei Kindern sei durchaus die Sensibilität für Recht und Unrecht da, daran versuche man im Rahmen der Kommunionsvorbereitung anzuschließen, sagt Siegfried Huber.
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In Clementes Kinderzimmer hängt schon das Kommunionsgewand bereit, ordentlich auf einem Kleiderbügel. Seine Eltern finden es nicht schade, dass ihr jüngerer Sohn vor seiner Kommunion keine Beichte ablegen muss. Für seine Mutter Anita ist das eher eine künstliche Situation, in der Kinder gar nicht so richtig wissen, was sie sagen sollen. Das Thema im Kommunionsunterricht zu besprechen, hält sie aber für eine gute Idee und auch völlig ausreichend.