In das Bürgerhaus in Herbolzheim-Tutschfelden (Kreis Emmendingen) sind am Freitagabend knapp 150 Menschen gekommen. Sie sind der Einladung ukrainischer Geflüchteter und ihrer Familien gefolgt. Sie wollten sich bei der Stadt und den Menschen für die Gastfreundschaft bedanken. Die Stimmung war ausgelassen und trotz einzelner Sprachbarrieren war das Miteinander an diesem Abend spürbar.
Hilfsbereitschaft in Herbolzheim war enorm
Eine Ukrainerin, die sich in besonderer Weise für die Kriegsflüchtlinge engagiert hatte, ist Iryna Dieterle. Sie lebt seit drei Jahren in Deutschland erinnert sich noch genau an die Zeit als die ersten Menschen ankamen: "Alle Menschen, die ich kenne, waren hilfsbereit. Sie wollten mithelfen. Ich habe hunderte Anrufe von privaten Menschen bekommen."
Auch Dieterles Tochter ist vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet und lebt seitdem bei ihrer Mutter in Herbolzheim. In den folgenden Wochen lotste Dieterle noch andere Geflüchtete aus der Ukraine in ihre Region und setzte sich bei der Gemeinde für die Menschen ein. "Alleine hätte ich das nie geschafft", lobt sie die Hilfe der Herbolzheimer.
Einige ihrer deutschen Bekannten hätten Geflüchtete aus der Ukraine spontan bei sich zu Hause übernachten lassen. Mehr als zwanzig private Vermieter hätten der Stadt ihre Wohnungen angeboten, um dort ukrainische Geflüchtete unterzubringen.
Auch Bürgermeister Gedemer war beim Fest dabei
Am Freitagabend haben sich Dieterle und andere Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Umfeld bei der einheimischen Bevölkerung mit einem Fest bedankt. "Unsere Leute fühlen sich hier fast wie zu Hause", sagt Dieterle.
Auch der Herbolzheimer Bürgermeister Thomas Gedemer (parteilos) ist zu dem Fest gekommen. Gegenseitige Solidarität über Landesgrenzen hinweg sei das, wovon eine Stadt lebe. "Das macht stolz, dass es den Bürgerinnen und Bürgern nicht egal ist. Es ist schön, Integration nicht als Wort sondern als Alltags-Handeln zu erleben", sagt Bürgermeister Gedemer bei dem Fest.
Neben Kuchen und ukrainischem Essen gab es auch Tänze und Musik aus der Ukraine. Ukrainische Kinder haben ein ukrainisches Gedicht vorgetragen, ein Zauberer hat für Unterhaltung gesorgt.
Im Herbst hatte es schon einmal ein ähnliches Fest gegeben, damals auf Initiative der Stadtverwaltung. Man habe sich bei den 20 Vermietern und allen Ehrenamtlichen bedanken wollen, erzählt Matthias Leser, Integrationsbeauftragter der Stadt Herbolzheim.
Finanziert wird das Fest durch einen Preis, den Dieterle gewonnen hat
Das Fest am Freitag wurde zu großen Teilen aus einer Prämie finanziert, die Dieterle vor einigen Wochen für den Preis "Aktiv für Demokratie und Toleranz" in Mannheim bekommen hat. Eine noch größere Ehre: Wenig später wurde sie im Rahmen einer anderen Preisverleihung der Bundeszentrale für politische Bildung nach Berlin eingeladen - und ließ es sich nicht nehmen, mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Selfie zu machen.