Inzwischen gibt es sie in 25 Kommunen der Eurometropole Straßburg: Tigermücken. Jetzt im Mai schwirren die ersten durch die Gärten - zum Beispiel im Straßburger Stadtteil Koenigshoffen. Abseits des Stadtkerns haben sich hier viele Menschen hübsche Gärten hergerichtet, doch wegen der massiven Tigermücken-Population können sie sie kaum noch nutzen.
SWR-Reporter Matthias Schlott berichtet in der Sendung Dreiland über die Tigermücke und was auch auf deutscher Seite schon getan wird:
Gärten sind im Sommer nicht nutzbar
Jeff Beningnus, der seit 25 Jahren in Koenigshoffen lebt, geht nur noch raus, um die nötigsten Arbeiten zu machen. Seit zwei Jahren werde sein Viertel von den Insekten belagert, sagt er. "Das bedeutet eine große Veränderung. Der Garten ist eigentlich Teil unseres Lebens. Jetzt können wir nicht mehr raus. Sie stechen durch die Kleidung. Bei kleinen Kindern sind die Beine mit Stichen übersät."
Tigermücken verfolgen ihre Opfer regelrecht und sind den ganzen Tag aktiv. Die Weibchen legen ihre Eier zum Beispiel in Regentonnen, in Blumentöpfe und -untersetzer, in denen Wasser steht. Auch Gullys spielen bei der Vermehrung eine große Rolle, weil in den Sickerschächten Wasser steht. Das sagt Christelle Bender, Mitglied einer Arbeitsgruppe zur Mückenbekämpfung im Département Bas-Rhin.
Sickerschächte sind Brutstätten
In den Monaten August und September gebe es in den Sickerschächten den stärksten Befall. 70 bis 80 Prozent seien dann von Tigermücken besiedelt, so die Wissenschaftlerin.
Sie untersucht nun in Straßburg-Koenigshoffen mit Bürgerinnen und Bürgern und weiteren Experten, wie die invasive Mückenart am effektivsten bekämpft werden kann. Auch ein biologisches Präparat zur Mückenbekämpfung kommt dabei zum Einsatz: der Wirkstoff BTI, den auch die deutsche Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) einsetzt.
Nachbarn kämpfen um ihre Gärten
Etliche simple Maßnahmen haben die Menschen im Viertel dabei längst selbst umgesetzt. Eine Gruppe, die sich "Tiger-Brigade" nennt, hat sich zusammengeschlossen, Regentonnen mit Netzen bespannt und Nachbarn aufgeklärt.
Nach Einschätzung von Clémence Augustin von der regionalen Gesundheitsbehörde ARS ist die Eindämmung der Tigermücken-Plage dringend geboten. Denn in Frankreich hat es im vergangenen Jahr bereits etliche Fälle von lokalen Dengue-Übertragungen gegeben – durch Tigermücken. Dengue ist eigentlich ein Tropenvirus. Mit dem Klimawandel, der die Ausbreitung der Tigermücke bei uns antreibt, wächst aber das Risiko, dass es hier heimisch wird. Gleiches gilt für Chikungunya-, West-Nil- und Zika-Virus, die von Tigermücken übertragen werden.
Dengue-Fall im Tigermücken-Viertel
In Straßburg konnte die lokale Verbreitung des Dengue-Fiebers im vergangenen September wohl gerade noch verhindert werden. Ein Mensch hatte das Dengue-Virus aus dem Urlaub mitgebracht und sich dann in zwei Vierteln mit starkem Tigermücken-Befall aufgehalten. Die Gesundheitsbehörden mussten schnell handeln, wie Clémence Augustin berichtet. In den betroffenen Vierteln wurden großflächig Insektizide versprüht. "Wir haben das in der Nacht gemacht, denn diese Behandlung ist nicht gerade harmlos."
Auch in Kehl wächst das Problem
Auch in Straßburgs deutscher Nachbarstadt Kehl (Ortenaukreis) gibt es inzwischen deutlich mehr asiatische Tigermücken als in den anderen Kommunen am Oberrhein. Im April hat der Gemeinderat deshalb beschlossen, dass 100.000 Euro in die Bekämpfung der Insekten investiert werden. Die KABS wird dort gegen die Tigermücken vorgehen. Die Vorbereitungen laufen.
Wochenrückblick: Fan-Randale, Sommer-Feeling und Tigermücken-Alarm