Glosse zu neuem Toilettenhäuschen

Gegen Weils neue Edelklos können andere abstinken

Stand
Autor/in
Matthias Zeller
Onlinefassung
Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau.

Die Stadt Weil am Rhein hat zwei neue Toilettenhäuschen gebaut - für 360.000 Euro. Trotz Gratis-Nutzung ein teurer Stuhlgang für Steuerzahler.

Zwei Toilettenanlagen für insgesamt 360.000 Euro: Das leistet sich, inklusive Bau und Arbeiten an der Außenanlage, die Stadt Weil am Rhein (Kreis Lörrach). Eine der selbstreinigenden Toilettenanlagen steht im Weiler Rheinpark, die andere im ehemaligen Landesgartenschaugelände. Weils Baubürgermeister Martin Gruner findet, dass sich mit dem stillen Örtchen die Aufenthaltsqualität im Park verbessert hat. SWR-Reporter Matthias Zeller hat sich dazu seine eigenen, nicht ganz so ernst gemeinten Gedanken gemacht:

Teurer Stuhlgang auf "vandalismushemmender" Toilette

"Da hat Weils sparsamer OB in seinem letzten Amtsjahr doch noch die Spendierhosen angezogen und so richtig in die Vollen gegriffen: Mögen sie in der ungeliebten Nachbarstadt Lörrach 70 Millionen in die Rathaussanierung stecken - was ist das schon, verglichen mit 360.000 Euro für zwei Toilettenhäuschen in Weil? Dass der Stuhlgang  in der "Stadt der Stühle" die Steuerzahlerin und den Steuerzahler teuer zu stehen kommt - geschenkt! Das spüren die ja gar nicht, denn sie dürfen in den zwei Wunderhäusern ja - OB, Bürgermeister und Gemeinderat sei Dank - gratis ihrem Bedürfnis nachgehen.

In den ersten beiden Wochen haben 300 Weilerinnen und Weiler den beiden stillen Örtchen im wahrsten Sinne des Wortes die Bude eingerannt. So steht´s in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Dort werden auch die übrigen Vorzüge gepriesen: "Der WC-Topf ist mit zwei hochklappbaren Sicherheits-Aluminium-Klappgriffen und integrierter Spülauslösung sowie Notruf ausgestattet." Die Rede ist außerdem von einer "vandalismushemmenden Toilette mit Lärchenholz-Fassade und umlaufendem Betonvordach zum Unterstellen".

Die teure Toilette aus Weil am Rhein ist außen mit hellbraunem Holz verkleidet. Sie hat eine metallenene Türe und ein flaches, hellgraues Dach. Über der Türe ist eine Anzeige, ob das WC frei ist oder nicht.
Diese neuen, öffentliche Toilette steht im Rheinpark in Weil am Rhein (Kreis Lörrach).

So ein Klo muss man sich leisten können, kostet ja auch schlappe 150.000 Euro pro Stück. Ist aber immerhin selbstreinigend. Wobei trotzdem jeden Tag noch eine Fremdfirma zum Putzen vorbei kommt. Denn: Sicher ist sicher. Bei Weils neuem Wunderklo wird nichts, aber auch gar nichts, dem Zufall überlassen.

Pullern im Plastikhäuschen oder doch lieber das Komfort-Klo?

Apropos, als ich heute Morgen im Rheinpark auf die neue Toilette gehen wollte, war sie zufällig besetzt und das Licht auf Rot. Was tun in der Not? Auch daran hat die Stadt gedacht. Keine zehn Meter neben dem teuren "Palast der Winde" steht – und das ist jetzt kein Witz – ein billiges blaues Toilettenhäuschen. Sind beide frei, hat frau und man die Qual der Wahl: Pullern im Plastikhäuschen oder es im Komfortklo mal so richtig krachen lassen.

Im Vordergrund steht ein weiß-blaues Klohäuschen der Marke Toi-Toi. Weiter hinten steht die neue teure Toilette von Weil am Rhein. Das Klohäusßen ist außen mit hellbraunem Holz verkleidet. Sie hat eine metallenene Türe und ein flaches, hellgraues Dach. Über der Türe ist eine Anzeige, ob das WC frei ist oder nicht.
Teuer oder Toi-Toi? Derzeit haben die Weilerinnen und Weiler im Rheinpark die Qual der Wahl.

Gleich zwei Gratis-Klos am südwestlichsten Punkt der Republik – verglichen damit ist jede andere Marketing-Idee ein "Scheiß" und der Bau des nächsten Wunder-WCs Nummer drei in der Drei-Länder-Stadt fast schon Pflicht.

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