Zeichen gegen Antisemitismus

Muslim trotzt Anfeindungen und eröffnet israelisches Restaurant in Freiburg

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Autor/in
Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.
Owusu Künzel
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Ein neues israelisches Restaurant in Freiburg: Das finden viele mutig, denn der Betreiber ist Muslim. Für ein israelisch zubereitetes Gericht in einem seiner Restaurants wurde er wochenlang angefeindet.

"Jaffa", so heißt das neue Restaurant am Güterbahnhofareal - benannt nach der israelischen Partnerstadt Freiburgs (Tel Aviv-Yafo). Es hat gerade erst geöffnet und ist schon in aller Munde. Denn der Betreiber ist in der Freiburger Gastroszene kein Unbekannter. Bilal Aloge ist syrischer Kurde und gläubiger Muslim. Er betreibt bereits zwei arabische Restaurants. In einem hatte er im vergangenen Jahr ein israelisch zubereitetes Gericht auf die Speisekarte gesetzt. Die Reaktionen waren heftig, es gab sogar Morddrohungen. Davon wollte sich der Gastronom aber nicht einschüchtern lassen.

Antisemitismus und Hass dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.

Israelische Spezialitäten in Freiburg

Helle Wände, dunkle Stühle, dazwischen viele Hängepflanzen und eine große Diskokugel: Das neue Restaurant "Jaffa" auf dem Freiburger Güterbahnhofareal bietet Platz für mehr als 50 Gäste. Es ist das dritte Restaurant von Bilal Aloge. Er hat sich ausschließlich der israelischen Küche verschrieben: Auf der Speisekarte stehen zum Beispiel gegrillte Auberginen, israelisches Pitabrot oder ein sogenannter Jerusalem-Salat. An der Wand neben der Bar leuchtet sogar ein blauer Neon-Schriftzug mit den Worten "Am Yisrael Chai", was übersetzt "Das Volk Israels lebt" heißt.

Für seine Solidarität mit Jüdinnen und Juden wurde er in der Vergangenheit bereits massiv angegriffen. Auslöser war ein israelisches Gericht in einem seiner arabischen Restaurants - zu einer Zeit, in der sich Araber und Israelis nach dem Terrorangriff der Hamas bereits feindselig gegenüberstanden.

Ein blaues Telefon für Reservierungen, daneben die Flagge Israels: Gastwirt Bilal Aloge setzt klare Botschaften.
Ein blaues Telefon für Reservierungen, daneben die Flagge Israels: Gastwirt Bilal Aloge setzt klare Botschaften.

Auberginen-Creme im arabischen Restaurant löste Shitstorm aus

In seinem arabischen Restaurant "Damasko's" am Europaplatz in Freiburg hatte der muslimische Wirt ein israelisch zubereitetes Gericht auf die Karte gesetzt. Baba Ghanoush nach einem Rezept des bekannten israelisch-britischen Kochs Yotam Ottolenghi: pürierte Auberginen mit Sesampaste, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und Zitronensaft verfeinert. Ein Bild des Gerichts mit dem Zusatz "unser unfassbar leckeres israelisches Baba Ghanoush" postete er auf dem Instagram-Kanal des Restaurants. Die Beilage und ihre Beschreibung entfachten sowohl online als auch im Restaurant selbst heftige Reaktionen. Anfeindungen und Drohungen prasselten auf den Betreiber ein.

"Wir hatten richtig Angst", sagte Bilal Aloge damals. Die Fenster seines Lokals wurden beschmiert, Gäste zerrissen die Speisekarten und seine Familie sah sich wochenlang mit Feindseligkeiten konfrontiert. Sogar Boykott-Aufrufe und Morddrohungen wurden ausgesprochen.

In SWR Aktuell Baden-Württemberg haben wir am 2. April 2024 über die umstrittene Auberginen-Creme berichtet:

Jüdische Community unterstützt muslimischen Wirt

Auf die Welle der Empörung folgte eine Welle der Solidarität. Aloge erhielt nach dem Shitstorm viel Zuspruch aus der jüdischen Community. "Wir haben sehr viele Briefe bekommen", berichtet der Gastwirt.

Große Unterstützung habe er auch von der jüdischen Gemeinde in Freiburg erfahren, in einer Zeit, in der viele Gäste wegblieben. Mitglieder der jüdischen Gemeinde hätten Veranstaltungen und Feiern im "Damasko's" abgehalten. "Das hat uns motiviert, weiterzumachen und ein weiteres Restaurant zu eröffnen", ergänzt er.

Irina Katz, Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Freiburg, hat dem neuen Restarant "Jaffa" bereits einen Besuch abgestattet. Von dem Restaurant gehe eine große Symbolkraft aus, es sei ein starkes Signal nach außen, sagt sie. Katz freut sich, dass nun auch Freiburg eine Anlaufstelle für israelische Speisen bietet - nicht nur Städte wie Berlin oder Frankfurt.

Ohne die Unterstützung der jüdischen Gemeinde wäre unser Laden am Europaplatz wahrscheinlich zu.

Bilal Aloge in seinem neuen Restaurant "Jaffa" im Gespräch mit Irina Katz, der Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde Freiburg.
Bilal Aloge in seinem neuen Restaurant "Jaffa" im Gespräch mit Irina Katz, der Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde Freiburg.

Muslime, Juden und Christen in Freiburg an einen Tisch zusammenbringen

Wirt Bilal Aloge will mit seinem Essen nicht nur Bäuche füllen, sondern vor allem Menschen zusammenbringen. "Essen verbindet", davon ist er überzeugt. Seine Liebe zur israelischen Küche will Aloge nicht verstecken. "Als Kurde israelische Speisen anzubieten, ist nichts Fremdes", sagt der gebürtige Syrer. "90 Prozent der Kurden mögen Israel, wir haben viele Ähnlichkeiten", fügt er hinzu.

Freiburg

Anfeindungen im Netz und am Telefon Freiburg: Aufregung um israelische Speise in arabischem Restaurant

Können Auberginen einen Shitstorm auslösen? Ja, wenn sie als israelisches Gericht in einem arabischen Restaurant auf der Karte landen. Das schmeckt nicht allen in Freiburg.

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