Kinder auf dem Lahrer Bolzplatz zu laut? Gleich hinter dem Fußballfeld der Sulzer Grundschule ragen die ersten Gartenhecken der Nachbarn hoch. Mehrere Anwohner fühlen sich hier durch Lärm gestört.

Anwohner klagen gegen Stadt

Streit um Lärm auf Lahrer Bolzplatz: "Wo sonst können Kinder ungestört spielen?"

Stand
Autor/in
Christine Veenstra
SWR Aktuell, Logo

Anwohnerinnen und Anwohner einer Schule in Lahr klagen wegen Kinder-Lärms auf dem Schulhof gegen die Stadt. Der Erste Bürgermeister hat dafür nur begrenzt Verständnis.

Im Lahrer Stadtteil Sulz (Ortenaukreis) könnte der Bolzplatz der Grundschule künftig um 16:30 Uhr geschlossen werden und am Wochenende gar nicht mehr geöffnet sein. Das fordern Anwohnerinnen und Anwohner, die wegen Lärms vor das Freiburger Verwaltungsgericht gezogen sind. Lahrs Erster Bürgermeister Guido Schöneboom ist angesichts der Forderung irritiert.

Ein Fußballtor vor einem Zaun, dahinter ein Haus - Anwohner klagen wegen abendlichen Lärms von Kindern und Jugendlichen.
Gleich hinter dem Fußballtor beginnen die Gärten der Wohnhäuser. Das sorgt für Konflikte. Denn den Anwohnern sind die Kinder auf dem Lahrer Bolzplatz zu laut.

"Schulhöfe sind für mich geschützte Räume. Wenn nicht da, wo sonst können Kinder ungestört bolzen, spielen, vielleicht auch Krach machen", sagt Schöneboom. Mit Blick auf die Problematik und die Klagen der Anwohnerinnen und Anwohner der Sulzer Grundschule spricht der Bürgermeister von einer "gemischten Gemengelage". Es gebe zum einen den regulären Schulhofbetrieb - also Vereine, die Schule und die Kinder - und zum anderen vereinzelte Verbotsübertretungen.

Lahrer Bolzplatz: Nachbarn fühlen sich gestört - Krach offenbar am Abend

Laut Anwohnerinnen und Anwohnern gibt es Jugendliche, die abends über den Zaun des Schulhofs klettern und auf dem Bolzplatz Krach machen und zu laut Musik hören. Lahrs Erster Bürgermeister hat davon Kenntnis. Er sieht aber kaum Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.

"Wie sollen wir alle Plätze dieser Stadt kontrollieren? Ich habe begrenzte Möglichkeiten über den Kommunalen Ordnungsdienst." Bei acht Leuten in vier Streifen, könnten nicht jeden Tag Mitarbeitende in Sulz vorbeischauen, um zu sehen, ob sich da jemand in illegaler Weise Zutritt verschafft hat", sagt Guido Schöneboom. Wenn dort übermäßig Lärm veranstaltet werde, müsse man zum Hörer greifen und die Polizei rufen. Die könne Platzverweise aussprechen.

Bürgermeister fordert Verständnis: Kinder brauchen sichere Plätze

"Es geht doch auch um ein Miteinander, und das fehlt mir jetzt ein Stück", sagt der Bürgermeister. Wenn es nicht möglich sei, dass nach 16:30 Uhr noch gebolzt oder gespielt werde, dann habe er ein "Störgefühl". "Wir wollen, dass Kinder sicher sind. Und dann gehen sie dort hin, wo sie spielen können, und das sind auch Schulplätze."

Stadtweit sei man daran interessiert, geschützte Räume zu öffnen, so Schöneboom. Aber er merke, dass Anwohner das partout anders sähen. Den Anspruch auf Ruhe müsse die Stadt abwägen, gegen den Anspruch der Kinder und Jugendlichen, sich frei zu bewegen.

Insgesamt erlebe er ein gereizteres Miteinander und eine Erwartungshaltung, die die Stadt nicht in allen Fragen erfüllen könne und wolle. Es gehe in einer Stadtgesellschaft auch um Akzeptanz und Verständnis, so Schöneboom.

Zu wenige Spielmöglichkeiten für Kinder im Ortskern

Das sehen durchaus auch Nachbarn der Sulzer Grundschule so - Karl Bühler zum Beispiel, der dort früher selbst Lehrer und Rektor war. Er wohnt gleich gegenüber und sagt: "Im Prinzip müsste der Bolzplatz für die Kinder durchgängig zugänglich sein. Wir haben im Ortskern kaum Möglichkeiten für Kinder zu spielen, schon gar nicht so was Sportliches."

Mann vor Haus - Anwohner Karl Bühler meint: Wer mitten im Dorf wohnt, muss mit Kinder-Lärm zurechtkommen.
Anwohner Karl Bühler meint: Wer mitten im Dorf wohnt, muss mit Kinder-Lärm zurechtkommen.

Er wäre dafür, den Schulhof eher länger als kürzer geöffnet zu lassen, so Bühler. Die Anwohner, die dagegen seien - das sei doch eine geringe Anzahl. Die Gefahr der Zweckentfremdung durch größere Jugendliche sei schon da, aber auch die müssten irgendwo hin, meint der pensionierte Lehrer. Wenn man im Ortskern wohne, dann sei eben auch mal was los. Das müsse man tolerieren - oder woanders wohnen.

Große Diskussion in den Sozialen Netzwerken

Auf Instagram wurde das Thema zum Teil heftig diskutiert. Die Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer hat kein Verständnis für die Klage: Zum einen stellen sie die Uhrzeit in Frage - 16:30 Uhr oder 19 Uhr sei im Sommer viel zu früh. Zum anderen kommentieren einige, dass für Kinder sportliche Betätigung doch besser sei als die Zeit "nur am Handy zu verbringen". Eine Nutzerin fragt sich: "Warum sollen die Kids wieder zurückstecken?"

Stellungnahme von Anwohnern steht noch aus

Der SWR hat zu den klagenden Anwohnerinnen und Anwohnern ebenfalls Kontakt aufgenommen. Ihre Stellungnahme steht aber noch aus. Einen Verhandlungstermin vor dem Verwaltungsgericht gibt es noch nicht.

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