Dem Streikaufrauf der Gewerkschaft ver.di sind am Montag in Lörrach etwa 500 Beschäftigte aus dem Öffentlichen Dienst gefolgt. Das teilte die Polizei mit. Laut ver.di sind die Beschäftigten aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes gekommen. In Lörrach mussten die städtischen Kindertagesstätten wegen des Warnstreiks geschlossen bleiben.
Auch Auszubildende streiken in Lörrach
In einem Demonstrationszug zogen die rund 500 Streikenden durch die Lörracher Innenstadt und versammelten sich zur Kundgebung am Alten Marktplatz. Unter ihnen waren unter anderem Erzieherinnen, Beschäftigte der Wasserwirtschaft und der Pflege. Auch Auszubildende aus der Pflege haben in Lörrach gestreikt. Sie fordern, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird, dass der Lohn steigt und der Fachkräftemangel ein Ende hat. Für Auszubildende fordert die Gewerkschaft 200 Euro mehr Gehalt.
Insgesamt fordert die Gewerkschaft ver.di für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst auf 12 Monate verteilt 10,5% mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro. Bereits seit Wochen bekommen viele Bürgerinnen und Bürger die Warnstreiks im öffentlichen Dienst zu spüren. Am vergangenen Freitag streikten in neun baden-württembergischen Städten die Beschäftigten des ÖPNV.
Streikgründe in Lörrach: Solidarität, mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen
Eine nicht repräsentative SWR-Umfrage beim Warnstreik in Lörrach zeigt: Es geht den Beschäftigte nicht nur um mehr Gehalt. Viele wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung. Einige streikende Erzieherinnen berichten, die Gruppen seien überfüllt, pädagogische Arbeit nicht mehr möglich. "Wir sind nicht nur da, um die Kinder zu beaufsichtigen. Wir haben einen Bildungsauftrag", sagt etwa eine Erzieherin gegenüber dem SWR.
Unter den Streikenden waren aber auch Beschäftigte, deren eigene Situation in Ordnung ist. Sie sind zum Streik gekommen, um Solidarität mit denen zu zeigen, die sich in den unteren Gehaltsgruppen befinden. "Die arbeiten und können ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten", sagt etwa eine der Streikenden. Auf ihrem Pappschild war zu lesen: "Wer arbeitet muss davon auch gut leben können."
Lörracher Kitas mussten geschlossen bleiben
In den Kindertagesstätten der Stadt Lörrach konnte der Betrieb wegen des Warnstreiks nicht sichergestellt werden. Das teilte die Stadt mit. Die Kindertagesstätten blieben am Montag geschlossen. Auch die Kreiskliniken in Lörrach mussten wegen des Warnstreiks umplanen. Von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr sind die Beschäftigten aller vier Standorten der Lörracher Kreiskliniken zum Streik aufgerufen. Laut den Kreiskliniken wurden planbare Operationen verschoben, die Versorgung von Notfällen und kritisch Kranken sei aber sichergestellt.
Gewerkschaft ver.di ist mit Lörracher Warnstreik zufrieden
Die Erwartungen sind laut Gewerkschaftssekretär Julian Wiedmann übertroffen worden. Es brauche sehr viel Mut, streiken zu gehen. Die Gewerkschaft ist mit dem Warnstreik in Lörrach zufrieden. "Wir haben heute gezeigt, dass die die Kolleginen und Kollegen im gesamten öffentlichen Dienst, wenn der wirtschaftliche Druck da ist, auf die Straße gehen" sagte Julian Wiedmann.
Die Gewerkschaft ver.di verzeichnet zudem nach eigenen Angaben einen größeren Mitgliederzulauf als bei Verhandlungsrunden und Streiks in den vergangenen Jahren. Als Grund sieht Gewerkschaftssekretär Ingo Busch unter anderem den finanziellen Druck, der durch die Inflation auf den Beschäftigten lastet.