Ob in privaten Initiativen, Vereinen oder mit Spenden: seit 14 Monaten engagieren sich viele Menschen aus Baden-Württemberg für die Ukraine. Auch das Land Baden-Württemberg und Städte, wie zum Beispiel Freiburg, haben große Summen gespendet. Mein Name ist Chris Libuda. Zusammen mit meiner Kollegin Charlotte Schönberger bin ich in die Ukraine gereist um zu sehen, ob die Spenden dort wirklich ankommen.
- Private Initiative aus Lahr
- Freiburg unterstützt Partnerstadt Lwiw
- Spielplatz im Container aus Stuttgart
Hilfe aus Lahr, Stuttgart und Freiburg
Der Verein "Gemeinsam Europa" in Lahr hat sich aus einer privaten Initiative gegründet. Mehr als 100 Menschen sind dort Mitglied und alle zwei bis drei Wochen fahren sie Hilfsgüter in die Ukraine. Die Stadt Freiburg hat sich besonders für seine Partnerstadt, Lwiw im Westen des Landes, ins Zeug gelegt und Spendengelder in Millionenhöhe gesammelt. Bernhard Hanel vom Verein "kukuk-kultur" baut transportable Spielplätze und hat einen davon in ein Flüchtlingsheim nach Lwiw geliefert. Drei unterschiedliche Ansätze und immer die Frage: wie kommt das bei den Menschen an?
Private Initiative aus Lahr
Manchmal passen die Dinge einfach zusammen: Das Corona-Impfzentrum in der alten Oberrheinhalle in Lahr wurde geschlossen. Übrig geblieben sind kistenweise Desinfektionsmittel, Spritzen und Einmalhandschuhe. Anzhelika Kovalenko kommt aus der Ukraine und lebt seit zweieinhalb Jahren in Baden-Württemberg. Sie ist in der Ukraine bestens vernetzt und hat zusammen mit ihrem Partner Pirmin Styrnol ein großes Netzwerk an Unterstützerinnen und Unterstützern aufgebaut. Nun laden sie kistenweise medizinisches Material in einen großen Transporter und machen sich auf den Weg.
Die Reise in die Ukraine verbinden Lika und Pirmin mit einem Besuch ihrer Eltern in Kiew. Sie sind aus Cherson geflohen. In Kiew laden sie einen Teil der Spenden in Kiew ab und lassen sie über Freunde weiter verteilen. Dann treffen ich die beiden in einer kleineren Stadt namens Kalusch, ganz weit im Westen der Ukraine wieder. Hier im großen Kreiskrankenhaus können 460 Menschen versorgt werden. Als wir die Kamera ausgeschaltet haben, verrät uns der Chefarzt, dass davon derzeit ein Drittel kriegsverletzte Soldaten seien.
Die Ärzte freuen sich über die Spenden aus Lahr
Was mich erstaunt und freut: die Ärztinnen und Pfleger nehmen hier nicht wahllos alle Spenden an, sondern nur das, was sie wirklich brauchen. In dem Fall: die Desinfektionsmittel und Kittel aus einem bestimmten Material. Und dann sagt uns der Chefarzt noch, das ihnen vor allem Antibiotika fehlten und der alte Computertomograph nicht mehr richtig funktioniere. Anzhelika Kovalenko schreibt alles genau auf. Vielleicht bekommt sie ja sogar das organisiert. Mein Fazit: Der Verein aus Lahr kann durch die Vernetzung in der Ukraine und durch den Einsatz aller Mitglieder genau das liefern, was es die Menschen vor Ort brauchen. Chapeau!
Freiburg unterstützt seine Partnerstadt Lwiw
Der Oberbürgermeister von Freiburg, Martin Horn, hat es immer wieder betont: "Gerade in schlechten Zeiten zeigt sich, was Freundschaft bedeutet" - und so hat die Stadt Freiburg für die Partnerstadt Lwiw im Osten der Ukraine nicht nur eigenes Geld gespendet. Martin Horn hat darüber hinaus Unterstützung im zweistelligen Millionenbereich von Bund und Land Baden-Württemberg organisiert.
Reha-Zentrum für Kriegsversehrte
Dieses Geld ist vor allem in ein hochmodernes Reha-Zentrum geflossen, das wir besichtigen durften. Vor allem aber durften wir mit Soldaten sprechen, die an der Front verletzt wurden und hier versorgt werden. Die meisten wirken auf mich - und das ist schwer zu ertragen: stolz und positiv. Sie sind davon überzeugt, dass ihr Einsatz im Krieg richtig war und würden es wieder machen - trotz der Narben und Einschränkungen, die sie ihr ganzes Leben lang haben werden. Nach den Operationen, bei den meisten mussten Beine amputiert werden, geht es im "unbroken-Center" darum wieder laufen zu lernen. Außerdem werden die Männer auch psycho-therapeutisch betreut.
Aufgebaut mit Unterstützung aus Freiburg Größtes Rehazentrum für ukrainische Kriegsverletzte steht in Lwiw
Das Rehazentrum "Unbroken" in Freiburgs Partnerstadt Lwiw ist das größte in der Ukraine. Tausende Kriegsverletzte werden dort behandelt. Am Dienstag wurde es offiziell eröffnet.
Im Unbroken-Center stehen die modernsten Geräte bereit, die Klinik ist in wenigen Monaten neu errichtet worden und im siebten Stock wird der Stadt Freiburg mit einem Schild gedankt.
Meine Meinung: das Geld ist gut angelegt!
Zur offiziellen Eröffnung ist auch Martin Horn nach Lwiw gereist. Hier in Lwiw, tausend Kilometer weg von der Front ist es so sicher, wie es zur Zeit in der Ukraine nur sein kann. Deswegen werden tausende Soldaten aus dem ganzen Land hier behandelt. Sie sollen physisch und psychisch wieder aufgebaut werden, im wahrsten Sinne des Wortes, mit Prothesen für die Beine und mit Hilfe für die Seele. Besser hätte man die Spenden nicht anlegen können, meine Meinung.
Traumatisierter Kinder sollen wieder spielen können
"Vergesst die Kinder nicht", sagt Bernhard Hanel, "sonst gibt es eine ganze Generation traumatisierter Menschen." Hanel hat einmal Kunst studiert und hat sich seit Jahren dem Glück von Kindern verschrieben. Seine von ihm gegründete Firma baut riesige innovative Spielplätze überall in Deutschland. Mit seinem Verein "kukuk-kultur" leistet er Hilfe für Kinder in Krisengebieten. Dazu hat er einen Spielplatz in einem Container erfunden. Er wird auf einem Lastwagen geliefert und aus dem Container kommt der ganze Spaß: Sandkasten, Schaukel, Klettergerüst.
Spielplatz im Container
Wir treffen Viktor Chulanovskyi am Rande der Stadt Lwiw, hier leben tausende Menschen in sozialistischen Plattenbauten. Mitten drin haben über dreihundert Freiwillige, unterstützt von NGOs und privaten Spendern, das urbane Center gestaltet. In einem riesigen alten Kulturhaus der Stadt. Hier sollen bald Jugendliche skaten, spielen, feiern – und 100 Flüchtlinge unterkommen.
Im Hof steht der Spielplatz des Stuttgarter Vereins. Nur einer Teil des riesigen neuen Centers, aber ein richtig cooler, sagt Viktor. Ich finde ihn auch cool und die Flüchtlingskinder werden sich bestimmt auch freuen, wenn sie hier spielen dürfen.
Mein Fazit: Helfen hilft!
Wenn Menschen helfen, dann hilft das nicht nur denen, denen geholfen wird, sondern auch den Helfern. Alle Menschen aus Baden-Württemberg, die sich für die Ukraine engagieren bekommen viel zurück, das habe ich erlebt, viel Dankbarkeit und Freude. Die Helferinnen und Helfer haben das sichere Gefühl, mit ihrem Engagement wenigstens einen kleinen Teil beizutragen, dass es den Menschen in der Ukraine ein bischen besser geht. Übrigens wurden auch wir als Team des SWR überall sehr herzlich und dankbar empfangen. Die Ukrainerinnen und Ukrainer hoffen so sehr, dass wir weiter hinsehen und weiter berichten. Werden wir.