An den Bahnhöfen in Lörrach und Zell im Wiesental wurde am Wochenende das 20-jährige Betriebsjubiläum der Schweizerischen Bundesbahnen gefeiert. Anlässlich des Festaktes, bei dem SBB-Chef Vincent Ducrot zu Gast war, wurde auch ein Zug getauft. Ducrot bekannte sich zum Grenzverkehr der Gartenbahnlinie und der Wiesental-S-Bahn und kündigte an, dass es ab dem Fahrplanwechsel im Dezember am Wochenende zwei Nachtzüge von Basel nach Lörrach geben werde. Zur Strategie des Konzerns sagte er, dass es darüber hinaus keine Pläne gebe, in Deutschland weitere Strecken zu befahren.
20 Jahre gut genutztes ÖPNV-Angebot
Morgens an Werktagen sind die S-Bahnen besonders voll: Neben Schülern sind es vor allem Berufspendler aus dem Wiesental, die in Lörrach oder in Basel aussteigen. Mit der Dienstleistung der SBB sind die meisten Fahrgäste zufrieden, einige kritisieren aber, dass es mit der sprichwörtlichen Schweizer Pünktlichkeit manchmal hapert. Eine Kundin, die regelmäßig mit der Wiesental-S-Bahn fährt, fasst ihre Erfahrung so zusammen: "Es gibt Tage wie heute, da klappt alles. Aber es gibt auch sehr viele Tage, da klappt überhaupt nichts."
SBB ist pünktlicher als Ex-Betreiberin DB
Die meisten Fahrgäste der Wiesental-S-Bahn sind Grenzgänger. Sie fahren morgens bis Basel. Dort steigen sie entweder am Badischen Bahnhof oder an der Endstation, dem Schweizer Bahnhof SBB, aus. Ein älterer Mann, der mit seiner Frau von Lörrach aus verreist, hat extra einen Zug früher genommen. Er wollte sicher sein, dass er den Anschlusszug in Basel SBB noch bekommt, weil nach seiner Erfahrung die S-Bahn aus Deutschland dort oft zwei Minuten zu spät ankommt. Mit zwei Minuten Verspätung wäre mancher Kunde der Deutschen Bahn vermutlich ganz zufrieden. Im Rückblick hat sich seit 2003, als die SBB den Betrieb der Wiesentalstrecke von der DB übernommen haben, einiges verbessert.
Lob aus Lörrach für SBB
Der Lörracher Oberbürgermeister Jörg Lutz erinnert sich noch gut daran, wie die SBB vor 20 Jahren mit ihren neuen Wagen die alten Züge der DB - "Silberlinge" genannt - ersetzten. Für ihn steht fest, dass die Stadt Lörrach besonders von der Wiesental-S-Bahn profitiert. Denn im Stadtgebiet sind die Abstände zwischen den immerhin sechs Haltestellen der S-Bahn fast so kurz wie bei einer Tramlinie. Lutz spricht deshalb gern von einer "zentralen Schlagader" mit entsprechend großer Bedeutung.
Weitere S-Bahn-Haltestellen wären nötig
Doch es gibt auch noch einiges zu tun. Die S-Bahn-Haltestelle am neuen Lörracher Zentralklinikum beispielsweise, die allerdings noch Jahre auf sich warten lassen wird. Auch noch nicht in Sicht ist eine Drehscheibe mit Umsteigemöglichkeiten in Lörrach-Stetten an der Grenze zum Schweizer Nachbarort Riehen. Das Potential für mehr Fahrgäste wäre da. Auch wenn die SBB Deutschland GmbH keine absoluten Zahlen nennt: Im Vergleich zu 2003, als die SBB den Betrieb im Wiesental übernommen haben, hat sich die Fahrgastzahl mit 120 Prozent mehr als verdoppelt. Schon seit langem wird für das Wiesental ein durchgängiger Viertelstundentakt gefordert, den es dort bislang nur zwischen Lörrach und Steinen gibt, weil sich dort die Linien der S5 und S6 überschneiden. Für einen durchgängigen Viertelstundentakt bräuchte es aber eine zweite Spur, so dass die Züge in beiden Fahrtrichtungen aneinander vorbeikommen.