Warme Winter, wenig Schnee und damit weniger Wintersportler: Das hatte zuletzt einige Liftbetreiber in Südbaden zu schaffen gemacht. In Todtnauberg (Kreis Lörrach) soll in Zukunft ein neuer Vierer-Sessellift einen alten Schlepplift ersetzen, wie das Regierungspräsidium Freiburg am Montag mitteilte.
Mehr Menschen können so auf den Berg
Zum einen soll der neue Sessellift das ganze Jahr über in Betrieb sein. Zum anderen soll laut Genehmigungsbehörde dadurch auch der Wintersport sicherer und komfortabler gemacht werden. In der Summe können mit dem Sessellift so mehr Menschen auf den Gipfel. Im Sommer sollen Wanderinnen und Wanderer von dem Sessellift ebenso profitieren wie Wintersportler und Nutzerinnen und Nutzer einer geplanten Mountaincartstrecke, die bereits kommenden Oktober am Hang gebaut werden soll.
SWR-Reporterin Laura Könsler berichtet für SWR4:
Todtnauberg setzt auf Tourismus über das gesamte Jahr
Ortsvorsteherin Franziska Brünner bezeichnet den bisherigen Schlepplift als "alte, in die Jahre gekommene Liftanlage". Neuerungen seien notwendig geworden, so Brünner. Außerdem reiche der Liftbetrieb im Winter nicht. "Die letzten zwei Jahre haben uns vor Augen geführt, dass wir gar nicht darum herumkommen, uns noch mehr mit dem Ganzjahres-Tourismus zu befassen." Da gehöre das Projekt dazu, sagt sie.
Die Kosten: Mehr als 3,5 Millionen Euro
Nachdem Kosten von ursprünglich drei- bis dreieinhalb Millionen Euro geplant gewesen seien, rechnet Brünner inzwischen mit mehr - insbesondere durch gestiegene Baukosten. Bereits vor neun Jahren sei die Idee des Vierer-Sessels gekommen, im Jahr 2019 seien erste Anträge eingereicht worden. Franziska Brünner begrüßt die Entscheidung des Regierungspräsidiums und freut sich, dass das Projekt realisiert werden kann.
Landesnaturschutzverband äußerte große Bedenken
Bereits im Sommer 2022 hatte der Landesnaturschutzverband (LNV) in einem Schreiben an die Stadt Todtnau und dem Regierungspräsidium Freiburg große Bedenken geäußert. Aus Naturschutzsicht sei der Vierer-Sessellift für den Winterbetrieb zwar akzeptabel, wenn erhebliche Nachbesserungen bei Planung und Ausgleich erfolgen, hieß es. Aber die Ausweitung auf einen Sommerbetrieb und insbesondere die Mountainbikecartstrecke wurde abgelehnt. Der Grund: Der Verband befürchtet mehr Erosion, Müll und Lärm im Gipfelbereich des Stübenwasens. Außerdem könnten streng geschützte Tier- und Pflanzenarten von mehr Besuchern im Sommer gestört sein.
Die großflächig noch vorhandenen Borstgrasrasen seien beispielsweise Lebensraum für viele gefährdete Arten, schreibt der LNV. Angrenzende Wälder seien etwa für das Auerhuhn besonders wichtig, würden mit dem neuen Lift aber noch stärker als bisher frequentiert werden. Daher forderte der Verband eine Verträglichkeitsprüfung.
Erste Vorbereitungen bereits im Herbst
Geplant ist nun, dass der alte Stübenwasen-Schlepplift im Frühjahr 2026 - nach der Wintersaison - demontiert und anschließend der neue Sessellift gebaut wird. Bereits im Herbst sollen mit einzelnen Holzfällarbeiten die Vorbereitungen für den Umbau beginnen.
Bürgerinnen und Bürger können den Planfeststellungsbeschluss mit den Planunterlagen über die Zeit von Dienstag, 20. August, bis einschließlich Montag, 2. September, im Rathaus der Stadt Todtnau einsehen.