In den vergangenen Jahren hat es in Freiburg immer wieder massive Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern gegeben: An den beliebten öffentlichen Plätzen wummerte bis spät in die Nacht der Bass aus den mobilen Boxen, die Flächen waren am nächsten Morgen vermüllt, Hecken und Bäume wurden als Toiletten genutzt. Erst kürzlich hatte der Freiburger Gemeinderat nächtliche Musik in öffentlichen Parks verboten. Nun setzt die Stadt mit einer breit angelegten Kampagne auf Respekt und ein gutes Miteinander.
"Feiert, aber mit Respekt gegenüber Mitmenschen!"
Die Kernbotschaft dabei ist: Die Leute sollen die Stadt, die Plätze, die Parks genießen und feiern, dabei aber auf die Bedürfnisse der Anwohnerinnen und Anwohner achten. Dafür will die Kampagne sensibilisieren. "Die meisten Leute wollen ja nicht absichtlich Lärm machen", sagt Bürgermeister Stefan Breiter. Oft würden sie gar nicht bemerken, wie laut sie sind. Dafür müsse man mehr Bewusstsein schaffen. Die Kampagne gehört zum neuen Konzept "Öffentlicher Raum - Platzmanagement und Konfliktprävention" der Stadt. Dabei gibt es drei wesentliche Säulen. So sollen zum einen ab Juni Plakate für mehr Respekt werben.
"Präventionsgruppen" an Hotspots
An den Lärm-Hotspots am Seepark und in der Innenstadt sollen außerdem, als zweite Säule, sogenannte "Präventionsgruppen" gebildet werden. Am Seepark ist das bereits passiert. Hier sollen Anwohnerinnen und Anwohner, junge Leute, Vertreter aus Vereinen, Jugendgruppen und Ortsräten, aber auch von Polizei und Ordnungsamt zusammenkommen, die konkreten Probleme vor Ort identifizieren und gemeinsam Lösungen finden. Die Idee dahinter: Die Polizei kann zwar kurzfristig bei Ruhestörungen eingreifen, für nachhaltige Lösungen braucht es aber Akzeptanz von allen Interessengruppen.
Nachtmediatorinnen und -mediatoren sollen sensibilisieren
Bereits seit Anfang Mai sind vier Nachtmediatoren und -mediatorinnen in Freiburg unterwegs - jeweils donnerstags, freitags und samstags, zwischen 18:00 und 23:00 Uhr. Sie tragen dabei immer auffällige, rote T-Shirts oder Jacken. In Zweierteams sind sie in der Innenstadt und am Seepark unterwegs und sprechen gezielt die Leute an, die dort feiern und zum Teil laute Musik hören.
Allein am ersten Wochenende haben die Nachtmediatoren 1.500 junge Leute angesprochen. Die meisten zeigten Verständnis und befürworteten die unterschwellige Art, heißt es von der Stadt. Es komme aber auch vor, dass die jungen Leute das Gespräch verweigerten - das würde dann auch akzeptiert. Die Nachtmediatoren sollen dabei nicht Polizei oder Ordnungsamt ersetzen oder mit den Behörden zusammenarbeiten. Sie sind für die Sensibilisierung zuständig, nicht aber für das Ahnden von Verstößen. Zunächst soll es bei den vier Nachtmediatoren bleiben. Wenn nach dem Sommer Bilanz gezogen wird, will die Stadt möglicherweise weitere einstellen.