Im Fall des getöteten Mannes aus Rickenbach (Kreis Waldshut) geht die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen von Totschlag aus. Sie hat die Ermittlungen abgeschlossen und gibt in ihrer Anklage nun erstmals Hintergründe zum Tod des Mannes bekannt, der vier Monate lang als vermisst galt.
Anfang April fanden Taucher Teile der Leiche des Getöteten im Rhein bei Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Es handelt sich bei dem Opfer um einen 38 Jahre alten tunesischen Staatsangehörigen, der in einer Unterkunft in Rickenbach untergebracht war. Dort soll der 58 Jahre alte, mutmaßliche Täter, der aus Deutschland stammt, ihn am Tag vor Weihnachten erschossen haben.
Tatverdächtiger soll Leiche zerstückelt haben
Der Mann soll die Leiche zuerst bei sich in der Wohnung und am Tag darauf im Wald versteckt haben. Einige Tage später habe er sie in einer Kleingartenanlage in sechs Teile zerlegt, in einen Maschendrahtzaun eingewickelt und an verschiedenen Stellen in den Rhein geworfen, so die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen. Zum Tatmotiv schreibt sie in der Anklage, dass das Opfer den 58-Jährigen und seine Familie beleidigt und bedroht haben soll. Der 38-Jährige war wegen Gewalt- und Drogendelikten bereits mehrfach vorbestraft.
58-Jähriger seit Ende April in Haft
Der 58-Jährige hatte sich Ende April der Polizei gestellt und ein Geständnis abgelegt. Er gab an, dass er Angst vor dem 38-Jährigen gehabt und deshalb auf ihn geschossen habe. Anschließende Ermittlungen in Form von kriminaltechnischen, rechtsmedizinischen und digitalforensischen Untersuchungen hätten den Tatverdacht inzwischen bestätigt, schreibt die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen.
60-köpfige Soko wird aufgelöst
Nach dem Leichenfund im April war eine 60 Personen starke Sonderkommission namens "Rhenus" gebildet worden. Durch die lange Zeit im Wasser gestalteten sich die Untersuchungen der Leiche schwierig. In einer aufwendigen Aktion hatte die Polizei in Rickenbach Spuren gesichert und über Fahndungsbilder auf einer Internetseite nach Zeugen gesucht.