Welt-MS-Tag

Einfühlen in MS: Was bedeutet es, mit Multipler Sklerose zu leben?

Stand
Autor/in
Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau.

Zum Welt-MS-Tag konnten Interessierte in Grenzach-Wyhlen (Kreis Lörrach) Symptome von MS nachempfinden. In Deutschland sind rund 200.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt.

Gleichgewichts- oder Sehstörungen, Schwierigkeiten bei der Koordination oder heftige Müdigkeit (Fatigue): Das sind nur einige der Symptome, die Menschen erleben, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. Zum Welt-MS-Tag am Dienstag konnten Interessierte beim Pharmakonzern Roche in Grenzach-Wyhlen (Kreis Lörrach) einige Symptome der MS nachempfinden. Möglich machte das der "MS Roadshowbus", der auf Deutschland-Tour ist. Das ist ein umgebauter ehemaliger Linienbus mit verschiedenen Stationen, die die Symptome erlebbar machen sollen.

Bewegter Boden zeigt Gleichgewichtsstörungen bei MS

Johanna Baier, 36 Jahre alt, kennt diese Symptome nur zu gut. Wenn sie zu Fuß unterwegs ist, dann muss sie sich enorm konzentrieren. Vor zwölf Jahren hat sie die Diagnose MS bekommen. Seitdem hat sie Schwierigkeiten beim Gehen und mit dem Gleichgewicht. "Ich laufe 200 oder 300 Meter. Und das ist für mich, wie auf die Zugspitze hoch zu laufen", beschreibt Johanna Baier ihre Schwierigkeiten mit der Krankheit im Alltag.

Im Roadshow-Bus von Roche zu MS ist weißer Teppichboden verlegt. Darauf stehen eine MS-Patientin und eine gesunde Frau. Zu sehen sind nur ihre Füße und ein Gehstock.
Der Boden im MS Roadshowbus ist hydraulisch gesteuert und bewegt sich unvermittelt. Er soll die Schwierigkeiten zeigen, die viele Multiple Sklerose-Erkrankte beim Gehen haben.

Melanie Moench, 39 Jahre alt, kennt solche Geh- und Gleichgewichtsstörungen eigentlich nicht. Im MS Roadshowbus bekommt sie ein Gefühl dafür, wie es Erkrankten geht. Denn plötzlich bewegt sich der weiße Teppichboden unter ihren Füßen. An manchen Stellen kommt ihr der Boden plötzlich entgegen, an anderen bricht er wieder weg. Wann und wo das passiert, ist nicht abschätzbar.

"Ich erschrecke mich, bin unsicher. Ich bin nervös und bekomme Angst", schildert Melanie Moench ihre Erfahrungen auf dem beweglichen Boden. "In meinem Kopf fängt es gerade sogar ein bisschen an zu drehen."

MS Roadshowbus wurde mit Betroffenen entwickelt

Seit 2019 gibt es den MS Roadshowbus des Pharmakonzerns Roche. Von Grenzach-Wyhlen aus startet er seine Deutschland-Tour. Im September und im Oktober ist er nochmal in Baden-Württemberg unterwegs. Die verschiedenen Stationen wurden laut Roche gemeinsam mit Betroffenen und MS-Expertinnen und -Experten in einem Workshop entwickelt. Die Frage war dabei, wie vor allem unsichtbare Symptome nachgestellt werden können.

Aufmerksamkeit für Multiple Sklerose soll gestärkt werden

Aus Sicht von MS-Patientin Johanna Baier ist das Erleben von MS-Symptomen im Roadshowbus gut umgesetzt worden. "Gerade der bewegte Boden - so fühlt es sich bei mir an. Deshalb bin ich mit Gehstock unterwegs", sagt sie. Sie freut sich, dass ihre Erkrankung für gesunde Menschen nachfühlbar wird: "Viele können die Symptome nicht nachvollziehen. Denn ich schaue ja gesund aus. Trotzdem habe ich Einschränkungen." Sie hofft, dass die Aufmerksamkeit für MS dadurch gestärkt wird.

Wie lebt es sich mit MS?

Johanna Baiers MS-Erkrankung wurde damals entdeckt, weil sie plötzlich Sehstörungen hatte. "Ich wollte Auto fahren und habe gemerkt, dass ich die Gegenfahrbahn nicht mehr erkennen kann und verschwommen sehe", erzählt sie.

Im Roadshow-Bus von Roche werden Symtome von MS erfahrbar. Zu sehen ist ein waagrechter Bildschirm. Die Szene auf dem Bildschirm ist verwschwommen. So sehen viele Menschen mit Multiple Sklerose. Der Bildschirm hängt an einer türkisen Wand.
Viele Menschen mit MS haben Sehstörungen und sehen zum Beispiel verschwommen. Auch bei Johanna Baier ist das so. Bild in Detailansicht öffnen
m Roadshow-Bus von Roche werden Symtome von MS erfahrbar. Zu sehen ist ein waagrechter Bildschirm. Die Szene auf dem Bildschirm ist teilweise von einem schwarzen Flecken verdeckt. So sehen viele Menschen mit Multiple Sklerose. Der Bildschirm hängt an einer türkisen Wand.
Andere MS-Erkrankte wiederum haben schwarze Flecken in ihrem Sichtfeld. Bild in Detailansicht öffnen
Zu sehen ist der MS Roadshow-Bus von Roche. Er ist außen türkis und rosa gestrichen. In der vorderen Türe stehen Menschen, die gerade eingestiegen sind.
Der MS Roadshowbus tourt bis Oktober durch Deutschland. Er kommt auch nach Ludwigsburg und Ulm. Bild in Detailansicht öffnen
Zu sehen sind zwei Frauen, die in der Türe des MS Roadshow-Bus von Roche stehen. die linke Frau hat lange, braune Haare, trägt eine Brille und ein schwarzes Tshirt. Die Frau neben ihr hat braune, kurze Haare, eine Sonnenbrille auf dem Kopf und trägt ebenfalls ein schwarzes T-Shirt. Beide Frauen lächeln
Melanie Moench (l.) und MS-Patientin Johanna Baier (r.) schauen sich zusammen den MS Roadshowbus an. Bild in Detailansicht öffnen
Zwei Frauen mit dunklen Haaren stehen im MS Roadshow-Bus von Roche. Die vordere Frau hat ihre Hand auf eine Herdplatte gelegt. Die hintere Frau hält Glas-Würfel in der Hand, die Eiswürfen nachstellen.
Johanna Baier (l.) und Melanie Moench (r.) testen die Station zu Wahrnehmungsstörungen. Für MS-Erkrankte können sich zum Beispiel heiße Herdplatten kalt anfühlen. Bild in Detailansicht öffnen
Zu sehen sind Würfen aus Glas. Sie liegen in einer silbernen Schale und fühlen sich heiß an. So geht es machen Menschen mit MS, die eine Wahrnehmungsstörung haben.
Aber auch Eiswürfel können sich für Menschen mit MS anders anfühlen. Statt kalt sind sie heiß. Nachgestellt wird das hier mit erhitzten Glaswürfeln. Bild in Detailansicht öffnen
Zu sehen ist ein grau-grünes Sofa, das von der Seite fotografiert ist. Es steht im MS Roadshow-Bus. Das Sofa ist nach hinten gekippt und nach oben gefahren. Auf dem Sofa sitzt eine Frau in schwarzem T-Shirt und mit bunter Hose.
Auch ein Symtpom von MS ist es, dass Betroffene nur schwer aufstehen können. Dafür wurde ein Sofa im Roadshowbus nach oben gefahren und nach hinten gekippt. Einfach aufspringen und loslaufen geht da nicht so einfach. Bild in Detailansicht öffnen

Auch ihre Sehstörungen sind im Bus erlebbar. Sie muss einmal im Jahr einen Fahreignungstest machen, der zeigt, ob sie weiterhin Auto fahren darf. Doch die Einschränkungen im Alltag sind vielfältig. "Ich muss auch manchmal Treffen mit Freunden absagen, weil ich die Kraft nicht habe und zu müde bin", erzählt sie. Trotzdem - sich dem Schicksal und der Krankheit ergeben will Johanna Baier nicht: "Es gibt immer Wege, trotz MS, das Leben genießen zu können."

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