Armando Basile aus Heitersheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ist immer bereit zur Abfahrt. "Wie die Feuerwehr", lacht er und richtet seine Fahrradkappe. 77 Jahre ist er jetzt alt. Hinter ihm liegen 1,5 Millionen Kilometer, 40 Jahre voller Abenteuer auf dem Fahrrad.
Vom Maurer zum Abenteurer
In den 80er Jahren fing alles an. Armando war damals Maurer und klagte über Rückenschmerzen. Sein Arzt verordnete ihm daraufhin Sport. Also fing der gebürtige Italiener an, im Schwimmbad seine Bahnen zu ziehen, doch das wurde ihm schnell zu eintönig. Es brachte ihm aber einen Einfall, der sein Leben verändern sollte: Fahrrad fahren und dabei die Welt erkunden.
Nach Tod von Ehefrau - alleine unterwegs
Zusammen mit seinem Sohn und seiner Frau ging es viele Jahre auf große Tour. Heute ist Armando alleine unterwegs. Sein Sohn wurde erwachsen, fing an zu arbeiten, seine Frau starb mit 52 Jahren an den Folgen eines Fahrradunfalls. Doch für Armando ist das kein Grund, das Fahrrad wegzuschließen und zuhause zu bleiben. Er fährt alleine weiter, hat Bekannte auf der ganzen Welt und findet zahlreiche Freunde unterwegs. Immer mit dabei: sein Tagebuch, seine Landkarten, die Erinnerung an seine Frau und seine grenzenlose Lebensfreude.
Drahtesel statt Pferd: Cowboy auf Reisen
"In Italien war mein einziges Vergnügen als Junge das Kino", erinnert sich Armando. "Wenn ich groß werde, kaufe ich mir ein Pferd". Das nahm er sich damals vor. Heute hat er eines aus Stahl und es trägt ihn zuverlässig überall hin, wo es mehr oder weniger festen Boden gibt. Armando bezeichnet sich selbst als Cowboy und lebt damit viele Jahre später den Traum seiner Kindheit.
80 Länder, sieben Weltumrundungen und ein abenteuerlustiger Mann
Dieser Traum von damals hat ihn in 80 verschiedene Länder verschlagen – in manche davon mehrmals. Amerika, Australien, Indien, Malaysia, Tunesien, Neuseeland, China, Marokko. 1,5 Millionen Kilometer hat Armando in den letzten 40 Jahren zurückgelegt und dabei einiges an Geschichten gesammelt. Er schlief direkt neben dem Highway oder in Militärkasernen, probierte Schlangen- und Kängurufleisch, hatte Unfälle und wurde überfallen und verletzt. Aber er fand auch zahllose Freunde, die ihm Essen gaben, die ihn in der Weite des australischen Niemandslandes begleiteten und die ihn bei sich aufnahmen. "Meine Sponsoren sind auf der ganzen Welt", freut sich Armando, der auch ohne Handy und Geld zurechtkommt. Das Einzige, was er braucht: eine Reiseversicherung.
Alle Touren dokumentiert - Erinnerungen bis unters Dach
Am liebsten ist der gebürtige Italiener draußen unterwegs und das den ganzen Tag. Doch in Heitersheim hat er es sich in seinem Haus gemütlich eingerichtet. Das Herzstück: ein Zimmer im oberen Stockwerk, das Büro. An der Holztür hängt ein Schild, gemalt von seinen Enkelkindern: "Opas Reich". Landkarten und Tagebücher, Fotos und Postkarten, soweit das Auge reicht. So viele, dass der Platz kaum ausreicht. Alles ist hier verwahrt und bis ins kleinste Detail festgehalten. Wohin er geht, sammelt er Stempel und Visitenkarten, macht Fotos mit den Menschen, die ihm unterwegs begegnen.
Die nächsten Reiseziele stehen schon fest
Armando Basile ist mittlerweile 77 Jahre alt, doch er hat vom Fahrrad fahren noch lange nicht genug. Als nächstes soll es nach Japan gehen, dann Mexiko und Argentinien. Die Karten dazu liegen schon bereit.
"Tag und Nacht kann ich auf dem Fahrrad hocken ohne Hintern-Schmerzen", erzählt Armando stolz und fasst sich demonstrativ an sein Steißbein. Der Rücken schmerzt mittlerweile wieder, diesmal vom Sitzen. Beim Fahrradfahren und Zelten sind die Schmerzen dann aber wie weggeblasen.
Armando hat ein klares Ziel für die kommenden Jahre: Seiner Rechnung nach muss er noch zwanzig Jahre leben, um die zwei Millionen Kilometer zu erreichen. Die Vorstellung, mit 94 noch auf dem Fahrrad unterwegs zu sein: für Armando ein Leichtes.