Arzt und Notfallsanitäter der DRF-Luftrettung im Einsatz.

Nur ein Hubschrauber fliegt nachts über Baden-Württemberg

Luftretter fordern mehr Stationen mit Nachtbetrieb

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Autor/in
Jessica Hans

Deutschlandweit fliegen nur 17 von 84 Rettungshubschraubern, wie in Villingen-Schwenningen, auch nachts. Zu wenige - findet die DRF Luftrettung und fordert weitere Nachtstationen.

Die Luftrettungsstation in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) ist eine der wenigen in ganz Deutschland, die auch nachts fliegt und die einzige in Baden-Württemberg. Betrieben wird sie vom zweitgrößten deutschen Luftrettungsdienst DRF Luftrettung. Anders als bei den meisten Stationen deutschlandweit wird hier bei Nacht sogar das Personal aufgestockt. Zwei Piloten statt einem - so lauten die Vorschriften - treten in den Abendstunden den Dienst an.

Anwohnende gegen Nachtbetrieb

Während Deutschland laut der DRF tagsüber weltweit eines der besten Luftrettungsnetze habe, sei dies bei Nacht keineswegs der Fall. So wie der Villinger Hubschrauber könnten auch andere Piloten nachts unterwegs sein - im Winter führt die derzeitige Regelung allerdings dazu, dass die meisten Stationen ab 17:30 Uhr nicht mehr einsatzfähig sind. Dabei sind Ausrüstungen, wie Nachtsichtgeräte, vorhanden und die Landesregierung ist für den Ausbau.

Es müssen auch mehr Stationen in den Randzeiten betrieben werden - sprich bis 22 Uhr.

Die Genehmigung für den Nachtbetrieb weiterer Standorte scheitere vielmehr an dem Widerstand der Anwohner, erklärt Krystian Pracz, Vorstandsvorsitzender der DRF Luftrettung. Zu groß sei die Angst vor Lärmbelästigung. Bedenken, die Pracz verstehen kann. Die Rettung von Menschenleben sei jedoch wichtiger als das individuelle Wohlbefinden, gibt er zu bedenken. Er wünscht sich die Umstellung von fünf bis zehn weiteren Stationen in ganz Deutschland, um ein flächendeckendes Netz zu gewährleisten.

Einsatzgebiet: ganz Deutschland

Aktuell kann es schon mal vorkommen, dass sie bis nach Norddeutschland fliegen müssen, um eine Luftrettung durchzuführen, erzählt Hubschrauberpilot Peter Schmitt. Zeitintensive und anstrengende Einsätze, die nicht nötig wären, gäbe es einen ausreichenden Nachtbetrieb.

Man sieht nichts, grundsätzlich. Das Auge ist nicht für nachts gemacht beim Menschen. Wir haben aber Unterstützung.

Essenziell für den Flug durchs Dunkle: Die Nachtsichtbrillen. So gut wie am Tag, könne er damit dennoch nicht sehen, so Schmitt. Die Sicht verringert sich durch das Okular um eine Dimension. Darum sei auch eine extra Schulung notwendig, um mit den Geräten fliegen zu dürfen.

Peter Schmitt überprüft den Hubschrauber vor dem Einsatz.
Pilot Peter Schmitt überprüft den Hubschrauber vor dem Einsatz. Bild in Detailansicht öffnen
Pilot Peter Schmitt mit seiner Nachtsichtbrille.
Pilot Peter Schmitt mit seiner Nachtsichtbrille. Bild in Detailansicht öffnen
Peter Schmitt, Pilot der DRF Luftrettung testet sein Nachtsichtgerät.
Peter Schmitt, Pilot der DRF Luftrettung, testet sein Nachtsichtgerät. Bild in Detailansicht öffnen

Zweite Station in Baden-Württemberg in Planung

Als nächstes soll die Luftrettung Stuttgart in eine Nachtstation umgewandelt werden. Damit gäbe es immerhin bald zwei Nachtstandorte in Baden-Württemberg.

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