Leihräder auf dem Land

Frelo-Räder sollen auch durchs Freiburger Umland rollen

Stand
Autor/in
Paulina Flad
Foto von Paulina Flad

Das Fahrradverleihsystem "Frelo" ist in Freiburg ein Erfolgsmodell. Jetzt soll es auf die Gemeinden im Umland ausgeweitet werden. Viele Kommunen haben schon Interesse bekundet.

Das Freiburger Fahrradverleihsystem "Frelo" wird auf das Umland ausgeweitet. Denn "Frelo" ist ein Erfolgsmodell mit jährlich steigenden Nutzerzahlen. Dort kann man sich seit Mai 2019 per Handy-App sogenannte "Frelos" leihen und durch die Stadt fahren. Insgesamt 760 solcher "Frelo"-Räder gibt es in Freiburg und seinen Ortsteilen und 96 Stationen, an denen man sie holen und wieder abstellen kann. 2022 gab es 581.534 Ausleihen – so viele wie noch nie. Jetzt gibt es Pläne, dieses Fahrradverleihsystem auf die Gemeinden in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen auszuweiten.

Vier Umland-Gemeinden sind schon dabei

Insgesamt vier Umland-Gemeinden Freiburgs haben schon "Frelo"-Stationen: Gundelfingen, Umkirch, Merzhausen und im Marcher Ortsteil Hugstetten (alle Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Das Angebot wird gut angenommen. In Umkirch zum Beispiel haben sich die Ausleihen von 2021 auf 2022 verdoppelt. Und auch in Merzhausen ist die Tendenz steigend. Der Bürgermeister von Merzhausen, Christian Ante (parteilos), erklärt sich die steigenden Ausleihen auch mit der Lage von Merzhausen: "Wir liegen sehr nah an Freiburg dran und sind zwar eine Landkreisgemeinde, aber faktisch gehören wir zum städtischen Bereich mit dazu."

Mit dem Leihrad zur nächsten ÖPNV-Haltestelle

Aber kann ein öffentliches Fahrradverleihsystem auch in wirklich ländlichen Regionen funktionieren? Uwe Schade, Geschäftsführer des Zweckverbands Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF), ist davon überzeugt. Er und sein Team managen die Erweiterung des "Frelo"-Verleihsystems auf die Gemeinden im Freiburger Umland. Ihre Idee hinter dem System ist, mit dem Leihrad den Weg von und zur nächsten Haltestelle oder zum nächsten Bahnhof abzudecken. Aber nicht nur in Richtung Freiburg, sondern auch zwischen den Gemeinden im ländlichen Raum. Zum Beispiel, um in die Nachbargemeinde zum Bahnhof zu pendeln.

"Im Wesentlichen geht es darum, den Weg von oder zur nächsten Haltestelle oder zum nächsten Bahnhof abdecken zu können. Damit sich nicht nur auf Freiburg ausgerichtet eine Nachfrage entwickelt, sondern auch zwischen den Gemeinden."

Über 40 Kommunen haben Interesse bekundet

Damit das klappt, müssen ausreichend Gemeinden mitmachen. Denn ein solches System mache erst dann Sinn, wenn ganze Teilregionen Leihrad-Stationen besitzen, so Uwe Schade: "Es muss sich ja auch ein Austausch einstellen. Also wenn ich eine solche Station habe, aber ich habe kein Gegenstück, wo ich das Fahrrad wieder abstellen kann, dann nutzt es mir als Fahrgast erstmal nichts." Im Moment beraten die Gemeinderäte der Region darüber, ob sie Leihräder für ihre Kommune wollen. Viele sind dafür: Von den 75 kontaktierten Kommunen haben schon über 40 grundsätzliches Interesse bekundet, darunter haben mehr als 20 schon einen positivem Beschluss im Gemeinderat. Auch ganze Teilregionen wie das Hexental oder das Dreisamtal seien dabei, so Schade.

In Merzhausens Ortsmitte gibt es eine Frelo-Station.
Merzhausen ist eine der Umland-Gemeinden Freiburgs, die schon eine Frelo-Station hat. Die steht in der Ortsmitte. Eine weitere soll 2026 folgen, am neuen Sportpark in Merzhausen.

Für manche Gemeinden sind die Kosten zu hoch

Doch einzelne Gemeinden haben sich gegen die "Frelo"-Räder entscheiden. So auch Pfaffenweiler (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), 35-Fahrradminuten südlich von Freiburg. Die Gemeinde hat keinen Bahnhof. Wer zum Zug in eine andere Kommune fahre, habe in der Regel ein eigenes Rad, sagt Bürgermeister Lukas Mahler (parteilos). Ein weiterer Grund gegen "Frelo" seien für den kleinen Ort die Kosten, meint er. Die liegen, um eine neue Station einzurichten, Schätzungen des ZRF zu Folge bei maximal 10.000 Euro. Jedes Jahr würden dann nochmal bis zu 9.000 Euro für den Betrieb dazukommen, je nachdem für welche Fahrräder sich eine Gemeinde entscheidet. Eine Mischstation mit drei Fahrrädern und zwei Pedelecs kosten demnach jährlich schätzungsweise 7.000 Euro, eine Station mit fünf Pedelecs 9.000 Euro und eine mit ausschließlich normalen Fahrrädern 5.600 Euro. Kosten, die die Gemeinden alleine tragen müssen. Denn bisher sind keine Fördermöglichkeiten in Sicht.  

"Wir haben keinen Bahnhaltepunkt. Das heißt, Leihräder wären in Pfaffenweiler eigentlich nur dann relevant, wenn man an einen Bahnhof in einer anderen Kommune fährt. Sofern wir regelmäßige Fahrradfahrer haben, die das wirklich machen, haben die in der Regel eigene Fahrräder oder E-Bikes, die so ausgestattet sind, wie sie es haben möchten."

"Je mehr Gemeinden dabei sind, desto günstiger wird es"

Bis Ende des Jahres haben die Gemeinden Zeit, einen ersten Beschluss im Gemeinderat zu fassen. Dann kann der ZRF zusammen mit dem beratenden Planungsbüro Endura eine genauere Kostenschätzung abgeben. Dabei gilt laut Uwe Schade: "Je mehr Gemeinden dabei sind, desto günstiger wird es." Anschließend müssen sich die Gemeinderäte im ersten Quartal 2024 verbindlich entscheiden, ob sie am europaweiten Ausschreibungsverfahren teilnehmen wollen. Dann wird nämlich der Betreiber des Fahrradverleihsystems "Frelo" neu vergeben. Bisher kümmert sich darum das Unternehmen nextbike by TIER. Die Einführung des regionalen Fahrradverleihsystems ist für Anfang 2026 geplant.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.