So lebendig wie in der letzten Sitzung vor der Weihnachtspause ist im Rheinfelder Gemeinderat selten zugegangen. Das lag an den großen und vor allem kleinen Besucherinnen und Besuchern auf der Zuhörer-Empore im Rathaus. Dort saßen 30 Eltern und ihre Kinder, die in städtische Kindergärten gehen. Wobei es gar nicht mehr so selbstverständlich ist, dass die Kinder tatsächlich in den Kindergarten gehen können. Denn es klemmt an allen Ecken und Enden. In der Stadt mit ihren mehr als 30.000 Einwohnern fehlen 200 Kindergartenplätze und vor allem Erzieherinnen und Erzieher. Für die berufstätigen Eltern ist das ein großes Problem. Fällt die Betreuung aus, ist der Spagat zwischen Familie und Beruf kaum noch zu schaffen.
Die Eltern fordern von der Stadt Abhilfe und auch eine bessere Kommunikation. Susanne Wahl, Mutter von zwei Kindern, ärgert sich über die oft kurzfristigen Ankündigungen. Den Eltern werde mitunter erst zwei Wochen vorher gesagt, dass Betreuungszeiten gekürzt werden, obwohl die zugrunde liegenden Kündigungen von Erzieherinnen schon seit Monaten bekannt seien. Vereinzelt hätten die Mütter und Väter auch erst morgens erfahren, dass Betreuung ausfällt, kritisiert Susanne Wahl, "so, dass Arbeitstätige gar keine Chance hatten, sich darauf einzustellen."
Oberbürgermeister Klaus Eberhardt sieht Handlungsbedarf, hat auch schon einiges unternommen, allerdings haben seine Vorstöße bislang noch keinen Erfolg gebracht. Das Land lehnt es ab, die Kindergartengruppen zeitweise zu vergrößern oder Ukrainerinnen in der Betreuung zu beschäftigen. Auch Prämien, die der Rheinfelder Gemeinderat für die Gewinnung von Erzieherinnen beschlossen hat, brachten bislang nichts.
Mit einem neuen Vorstoß, der aber erst noch vom Landesjugendamt genehmigt werden muss, will die Stadt Rheinfelden mehr Plätze und längere Zeiten in der Kinderbetreuung gewährleisten. Dabei sollen Erzieherinnen durch qualifizierte Hilfskräfte unterstützt werden.