Kira Geiss aus Wilhelmsdorf (Kreis Ravensburg) ist neue "Miss Germany". Die angehende Diakonin überzeugte die Jury in Rust (Ortenaukreis) mit ihrem Engagement in der Jugendarbeit und als Stimme der Generation Z.
"Demokratie sollte den Anspruch haben, die Jugend zu fördern", sagte die 20-Jährige nach ihrer Wahl. Dabei gehe es nicht um fertige Konzepte, sondern darum, die Zukunft gemeinsam mit den jungen Menschen zu gestalten. Ihnen solle man Verantwortung geben, forderte Geiss. Ihr Ziel sei es, die Jugendarbeit in Deutschland groß zu machen, sagte die angehende Religions- und Gemeindepädagogin im SWR-Interview.
Dass sie die Wahl zur "Miss Germany" gewonnen hat, kann sie auch zwei Tage danach noch nicht fassen. Im Gespräch mit SWR 4-Moderator Thomas Schilling am Montag zeigte sich die 20-Jährige überwältigt, aber auch voller Tatendrang für die kommenden Monate.
Mentor bewahrte Geiss vor falschen Freunden
Als Jugendliche sei sie in einen Freundeskreis geraten, in dem Alkohol und Drogen "an der Tagesordnung waren". Ein Jugendkreis habe ihr da herausgeholfen, sie habe einen Mentor gefunden. Daher wolle sie eine deutschlandweite Jugendplattform gründen, sagte Geiss, die in der Kirche aktiv ist und Diakonin werden möchte.
In Magdeburg habe sie eine Jugendgemeinde gegründet, so Geiss, die derzeit Studentin an der Evangelischen Missionsschule Unterweissach im Rems-Murr-Kreis ist. Zudem gehe sie in Unternehmen, um zu berichten, was die sogenannte Gen Z braucht.
Persönlichkeit wichtiger als Bikinifigur
Zehn Frauen standen im Finale zur Wahl der diesjährigen "Miss Germany". War es einst ein Wettbewerb mit Bikini-Runden auf dem Laufsteg, haben die Veranstalter vor einigen Jahren einen Imagewandel eingeläutet: Seit 2019 sollen die Persönlichkeit und eben die "Missionen" der Teilnehmerinnen im Vordergrund stehen. Statt wie früher eine Krone bekam die Siegerin dieses Mal auch den erstmals verliehenen "Female Leader Award" überreicht. Der Titel ist mit einer Siegprämie von 25.000 Euro verbunden.
Gewinnerin soll professionell gemanagt werden
Die Miss Germany Studios als Organisatoren betonen, dass die "Miss Germany" keine Modelverträge und Fotoshootings bekommt oder zu Autohaus-Eröffnungen muss. Stattdessen wollen sie die Gewinnerin professionell managen und ein Netzwerk zu Unternehmen, Investoren, Politik sowie Medien bieten. Sie versprechen Auftritte in "seriösen" Talk-Shows und bei Konferenzen. Kriterien bei der Auswahl seien Professionalität, Inspirations- und Entwicklungsfähigkeit, betonte Jurorin und Pressesprecherin von "Miss Germany", Jil Andert.
Gewaltfreie Geburtshilfe und Kampf gegen Rassismus
15.000 Frauen hatten sich für die diesjährige Staffel beworben. Ins Finale schafften es zehn von ihnen. Darunter waren die Transfrau Saskia von Bargen aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland, Schornsteinfegerin Vanessa Didam aus Köln, die für mehr Frauen im Handwerk warb, und Gamerin Sandra Friedrichs aus Hamburg, die über Vorzüge, Nachteile und insbesondere den Aspekt mentale Gesundheit bei Videospielen aufklären will. Das Spektrum der "Missionen" war insgesamt sehr breit und reichte von gewaltfreier Geburtshilfe über finanzielle Unabhängigkeit von Frauen bis hin zum Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.
Moderatorinnen-Duo: Frauke Ludowig und Tochter
Jurorin Ruth Moschner sah in den Finalistinnen aufgrund deren Qualifikationen schon das nächste Bundeskabinett. "Ich finde, es könnte noch viel mehr solche Veranstaltungen geben", sagte Moschner. "Wir Frauen sind in der Überzahl, aber wir haben so wenig Bühne." In der Jury saßen zudem TV-Host Bruce Darnell, Model Monica Meier-Ivancan und Reality-TV-Star Nicolas Puschmann. Mit ihren Stimmen wurde Geiss zur Siegerin gewählt. Frauke Ludowig und Tochter Nele moderierten erstmals gemeinsam eine Live-Show. Auf der Internetplattform Twitch konnte das Publikum sie live verfolgen.
Vorjahressiegerin ist Sozialunternehmerin
Im vergangenen Jahr hatte Sozialunternehmerin und Schauspielerin Domitila Barros aus Berlin die "Miss"-Wahl gewonnen. Aufgewachsen war sie in Brasilien in einer Favela und hat in einem Straßenkinderprojekt ihrer Eltern mitgearbeitet. Sie setzt sich für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein.