Einen immer größeren Teil ihrer landwirtschaftlichen Arbeit erledigen Cornelia Brenneisen und ihr Mann Markus digital. Sie betreiben den Glocknerhof im Münstertal (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Wird eine Ziege geboren, trägt Glockner das in ein Online-Portal ein. Verliert eine Kuh ihre Ohrmarke, muss das Schildchen im Netz nachbestellt werden. Auch welches Tier, an welchem Tag, auf welcher Weide steht, wird online vermerkt. Doch dabei gibt es einen Haken: Es gibt auf dem Glocknerhof kaum Internetempfang.
Mit einer Hochladegeschwindigkeit, die oft nur ein Megabit pro Sekunde erreicht, wird das digitale Arbeiten zur Geduldsprobe. Im Vergleich dazu: Im Ortskern Münstertal ist die Internetverbindung fünfzigmal schneller.
Internetempfang nur auf dem Parkplatz vor dem Hof
Auch für den Betrieb des hofeigenen Käseladens ist Cornelia Brenneisen auf Internet angewiesen. Aber nicht nur in der Buchhaltung, auch beim Bezahlen mit dem EC-Gerät gebe es häufig Netz-Probleme. Wenn das Internet versagt, wird auf Mobilfunk umgeschaltet: "Wenn wir im Hofladen keinen Empfang haben, rennen wir mit dem schönen Gerät raus - mitsamt Kundschaft". Dann dürfen Kundinnen und Kunden unter freiem Himmel auf dem Parkplatz des Hofes ihr Geld transferieren.
Bürgermeister in Münstertal geht Breitbandausbau an
Die Internetprobleme sind auch im Rathaus Münstertal bekannt. Der seit Dezember amtierende Bürgermeister Patrick Weichert (CDU) hat bereits eine zweistellige Millionen-Förderung des Bundes für den Breitbandausbau erhalten. Weitere Fördergelder beim Land Baden-Württemberg sind beantragt. Dennoch muss die Gemeinde rund vier Millionen Euro selbst beisteuern. Diese Ausgabe sei schwer zu stemmen und konkurriere mit Investitionen in Straßen, Schulen und Kindergärten.
Schnelles Internet über Steuererhöhungen finanzieren?
Grundsätzlich sei man optimistisch, dass es trotz der finanziellen Belastung mit dem Breitbandausbau klappe. Über die Finanzierung des Gemeinde-Anteils macht sich Frank Wecker Gedanken. Er ist Leiter des Rechnungsamtes in Münstertal. Er wolle eigentlich nicht von Steuererhöhungen reden, "aber ein Teil der Finanzierung wird vielleicht auch darüber erfolgen müssen", sagt Wecker. "Das käme natürlich zu einem unpassenden Zeitpunkt", sagt Wecker vor dem Hintergrund der Diskussionen um die Grundsteuerreform.
Eigeninitiative gefragt: Wirt nutzt Internet per Satellit
Heribert Wiesler, Wirt der Almgaststätte "Kälbelescheuer" im Münstertal, hat eine eigene Lösung gefunden: Internet per Satellit. Er nutzt das Netz der amerikanischen Firma Starlink und genießt Download-Geschwindigkeiten von 200-300 Megabit.
Wiesler bezahlt dafür rund 60 Euro pro Monat und einmalig 230 Euro für das Empfangsgerät. Rund 20 weitere Höfe im Münstertal habe er von dieser Lösung überzeugen können. Die Familie des Glocknerhofs konnte sich noch nicht zum Internet durch Satelliten-Empfang durchringen. Für sie heißt es weiter hoffen. Hoffen auf ein Versprechen des Bundes: Bis 2030 sollen alle deutschen Haushalte mit Glasfaser versorgt sein.