Zurück aus dem Erdbebengebiet

Bad Krozinger rettet in der Türkei Überlebende aus den Trümmern

Stand
Autor/in
Gabi Krings

Gerd Federer aus Bad Krozingen war mit der Deutschen Rettungshundestaffel im türkischen Erdbebengebiet. Etwa sieben Menschen konnten er und seine Kollegen aus den Trümmern befreien.

Am Dienstagnacht kam Gerd Federer aus Bad Krozingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) von seinem Rettungseinsatz in Kirikhan in der türkischen Provinz Hatay zurück. Eine Woche lang hat der Ehrenamtliche der Rettungshundestaffel Oberrhein dort im so genannten Bergungsteam nach Verschütteten gesucht.

Große Not am Einsatzort

Der 49-jährige Zimmermann und Vater von zwei kleinen Kindern, darunter ein Neugeborenes, zögerte etwas, als er den Anruf von der Deutschen Rettungshundestaffel bekam. Seine Frau redete ihm zu und auch sein Chef genehmigte spontan einen Sonderurlaub. Sieben Stunden später saß Federer im Flugzeug Richtung Erdbebengebiet. Kaum angekommen, ging die Arbeit für das 40-köpfige Team von International Search And Rescue (ISAR) Germany los. Neben sieben Suchhunden hatten sie auch über sieben Tonnen Werkzeug dabei: Brechhammer, Flex, Betonschneidemaschinen und Kreissägen.

"Die Leute kamen direkt auf uns zu: Da hinten sind Schreie! Wir sind hin, die Hunde haben angezeigt und wir haben eine Frau aus den Trümmern geborgen."

Die Häuser waren komplett zusammengefallen, erzählt Federer. Um in diesem Chaos Menschen zu finden, werde zunächst ein Hund auf die Trümmer geschickt, erklärt der Lebensretter das Vorgehen im Krisengebiet. Wenn dieser dann Witterung aufnehme und belle, dann hole man einen zweiten Hund. Wenn der ebenfalls anschlage, beginne die Suche.

Das Leid ausblenden

Es war nicht sein erster Rettungseinsatz. Federer hat schon mehrere hinter sich und fast schon Routine. Dennoch war es eine große Herausforderung, den Anblick der totalen Zerstörung, das unglaubliche Leid und die vielen Toten nicht an sich rankommen zu lassen und stattdessen anzupacken und den Überlebenden zu helfen.

"Es war schon sehr schlimm. Aber man blendet alles aus. Man weiß, man ist jetzt im Einsatz und muss Leben retten."

Schwierige Befreiungsaktionen

Federer ist ohne Hund in die Türkei gefahren. Er sagt, so könne er mehr machen. Bei Temperaturen im deutlichen Minusbereich sei er in Löcher und Spalten geklettert, hinter denen Lebenszeichen wahrgenommen wurden. Mit kleinen Kameras habe er nach den Verschütteten gesucht oder einfach zu graben angefangen.

"Ohne Hund kann ich mehr machen. Jetzt bin ich in der Bergungstruppe: Da liege ich meistens über Stunden in einem Loch und grabe und versuche die Person zu befreien."

Menschenleben gerettet

Sechs oder sieben Menschen konnte die ISAR-Truppe aus Deutschland lebend befreien, berichtet Federer. Einmal habe es 50 Stunden gedauert, eine Frau zu bergen. Eine enorme Belastung, zumal Familienmitglieder vor dem Trümmerhaufen die Rettungsaktion angespannt verfolgten.

"Man sieht die Frau drei Meter vor sich durch einen kleinen Spalt. Aber es kommt eine Hürde nach der anderen."

Rettungseinsatz war "goldwert"

Jetzt ist Federer wieder zurück und packt Sicherheitsschuhe, Einsatzjacke, Handschuhe und Helm aus dem Koffer. Für ihn hat sich der Einsatz gelohnt. Es sei "goldwert", wenn man eine Person lebend retten und sie den Angehörigen übergeben könne. Ihn motiviere auch die Arbeit von ISAR Germany: Wir können nicht die Welt retten, aber wir tun das Möglichste. Sollte morgen wieder das Telefon klingeln, wäre er wieder dabei.

Rettungseinsätze im Erdbebengebiet:

Heilbronn

Auch Retter aus Heilbronn beteiligt Erdbebenhilfe Türkei: Rettungshundestaffel auf dem Rückweg

Nach dem Erdbeben in der Türkei ist das Team des Bundesverbands Rettungshunde auf dem Rückweg. Mit dabei ist Susanne Tismer von der Rettungshundestaffel Unterland aus Heilbronn.

SWR4 BW aus dem Studio Heilbronn SWR4 BW aus dem Studio Heilbronn

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