Rund tausend Tiere pro Jahr hat der Verein bisher aufgenommen. Seit Dezember vergangenen Jahres allerdings heißt es: Aufnahmestopp.
Verein hofft auf städtische Zuschüsse
Exotische Tiere wie Echsen, Spinnen oder Schlangen, darunter Gifttiere oder anderes gefährliches Getier, das beschlagnahmt, abgegeben oder gefunden wurde, darum hat sich bisher der Verein Dragon Shelter gekümmert. Der gemeinnützige Verein, der übersetzt Drachen-Schutz heißt, kann aber den großen Bedarf in der Region nicht mehr privat bewältigen. Er hofft deshalb jetzt auf öffentliche Zuschüsse von der Stadt Freiburg. Bis geklärt ist, ob und wann er diese tatsächlich auch bekommt, nehmen die Reptilien-Retter keine Exoten mehr auf. Denn bislang haben sie ehrenamtlich gearbeitet, Einsätze und Versorgung der Tiere rein privat und mit Spenden finanziert.
Stefan Oberst ist einer von ihnen. Er sagt: "Das ist schon traurig eigentlich. Wir opfern hier unsere Freizeit für die Sache. Wir sind auch alle voll berufstätig, ich bin zum Beispiel Schichtarbeiter."
Betreute Exoten vorerst privat untergebracht
Bei 8.000 Euro Schulden hat Dragon Shelter die Reißleine gezogen und die aktive Arbeit eingestellt. Der Aufwand sei finanziell einfach nicht mehr zu stemmen gewesen.
Die Räume der Auffangstation hat der Verein aufgegeben. Die Tiere sind größtenteils bei den Vorstandsmitgliedern privat untergebracht. Anhand eines argentinischen Teju erklärt Stefan Oberst: "Der ist durch einen Polizeieinsatz bei uns gelandet, das war eine Beschlagnahmung, der wurde nicht artgerecht gehalten und illegal, er hatte keine Papiere."
Bei ihm wohnen inzwischen auch noch mehrere Kettennattern, ein Waran und die haarige Riesen-Vogelspinne Matilda. In einem Extra-Zimmer hat er mehrere, teils sehr alte Landschildkröten untergebracht, die anders als ihre Artgenossen keinen Winterschlaf machen.
Unter einer Wärmelampe, auf Heu gebettet , liegt auch eine afrikanische Riesenschildkröte. Sie wurde vor einigen Jahren in Freiburg gefunden. Allein für einen Teju läppert sich die ausstehende Summe seit September auf bislang rund 3.000 Euro. Die Behörden hatten die Echse, die bis zu eineinhalb Meter lang werden kann, beim Verein Dragon Shelter untergebracht.
Die Vereinsmitglieder kennen sich aus, sie wissen, wie sie Tiere artgerecht versorgen und wie sie mit ihnen umgehen müssen. Zum Beispiel mit giftigen Klapperschlangen, deren Biss tödlich ist. Oder etwa mit gefährlichen Schnappschildkröten. Und immer wieder hatten sie auch aufwendige Einsätze. Doch auf den vielen Kosten ist der Verein am Ende sitzen geblieben.
Wie geht es mit gefragter Reptilien-Auffangstation in Freiburg weiter?
Gerade tüftelt Dragon Shelter an einem stabilen Finanzierungskonzept, um dann mit der Stadt Freiburg zu verhandeln. Wie viel Zeit ein neuer Anlauf brauchen würde, das ist derzeit unklar. Sobald die künftige Finanzierung geklärt wäre, müsste der Verein zunächst geeignete Räume für eine neue Auffangstation finden. Diese müssten zudem größer sein als die alten Räume in Freiburg. Denn der Bedarf ist einfach da.
Christine Eschborn jedenfalls ist optimistisch, dass die Stadt den Verein künftig auch bezuschusst. "Es wird generell gesehen, dass das ein großer Gewinn ist, eine Reptilien-Auffangstation hier in der Region zu haben. Tiere sind ja auch immer da, die uns brauchen."
Wer in der Natur ein exotisches Tier findet, sollte das Ordnungsamt oder die Polizei informieren, erklärt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg mit Sitz in Karlsruhe. Diese wüssten dann, welche Einrichtungen oder fachkundigen Privatpersonen solche Fundtiere aufnehmen könnten. Im Einzelfall unterstütze hier zum Beispiel die Reptilienauffangstation in München oder das Reptilium im rheinland-pfälzischen Landau, teilt das Regierungspräsidium Freiburg mit.
Dragon Shelter könnte Exoten-Tierheim werden
Die Stadt Freiburg betont auf Anfrage des SWR, ihr sei durchaus daran gelegen, dass Dragon Shelter wieder beschlagnahmte oder herrenlose Tiere aus Freiburg aufnehme. Denn hier fehle klassischen Tierheimen das nötige Fachwissen, auch sei der Aufwand für sie einfach zu groß. Die Stadt wünscht sich einen Vertrag mit dem Verein Dragon Shelter ähnlich dem, den die Stadt mit dem Freiburger Tierheim hat.
Mit einem solchen Unterbringungs- und Versorgungsvertrag würde sich die Stadt verpflichten, den Verein pauschal zu fördern. Der Verein wiederum würde sich verpflichten, herrenlose oder sichergestellte Tiere aufzunehmen, führt die Stadt aus. Jetzt geht es also darum, Dragon Shelter finanziell auf stabile Füße zu stellen. Stefan Oberst von Dragon Shelter ist überzeugt: "Der Verein ist zu retten, wenn alle auch mitmachen würden, wenn wir die Unterstützung kriegen und durch den Tierheim-Status dann auch die Förderung kriegen."
Denn anders als klassische Tierheime kennen sich die Reptilien-Retter von Dragon Shelter in Freiburg eben mit exotischen Tieren besonders gut aus.