Mit einem Kran wird der tonnenschwere Grundstein bei der Eröffnungsfeier symbolisch auf die Baustelle gehievt. Das neue "RiS B", das zweite Rathaus im Stühlinger, ist ein Großprojekt. Ein ovalförmiger Bau, der fast genauso aussieht wie das bereits bestehende Rathaus direkt daneben, das "RiS A". Etwa 100 Millionen Euro kostet der Neubau, 800 Mitarbeitende sollen Platz darin finden, so die Stadt Freiburg. Schwerpunkt sind Dienstleistungen rund um die Themen Kinder, Familie und Schule. Wie der Vorgängerbau sollen auch an der Fassade des "RiS B" große Solarkollektoren hängen, mit denen der eigene Energieverbrauch überwiegend gedeckt werden kann. Ein ambitioniertes Projekt - aber braucht Freiburg wirklich noch ein Rathaus?
Rathaus im Stühlinger, Altes Rathaus, Neues Rathaus - braucht Freiburg wirklich noch eines?
Es gibt einige Gebäude in Freiburg, die sich Rathaus nennen, das kann ganz schön Verwirrung stiften. Das Alte Rathaus am Rathausplatz. Das Neue Rathaus direkt daneben. Das Rathaus im Stühlinger, das es schon gibt, das "RiS A". Wenn es doch schon so viele Rathäuser gibt, warum baut die Stadt Freiburg für so viel Geld noch eines? Die Antwort von Baubürgermeister Martin Haag scheint erstmal paradox: Das "RiS B" solle eine "Verwaltungskonzentration" bringen, auf gut deutsch also dazu führen, dass es weniger bürokratischen Aufwand gibt. Bei genauerer Betrachtung scheint das schlüssig: Neben den ganzen Freiburger Rathäusern gibt es nämlich noch eine ganze Reihe von kleineren Ämtern, die über mehrere Gebäude verstreut in ganz Freiburg angesiedelt sind: das Amt für Migration, das Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen oder eben das Amt für Kinder, Jugend und Familie. Mit dem Bau des "RiS B" kommen diese Stellen gemeinsam mit dem Amt für städtische Kindertageseinrichtungen und dem Amt für Schule und Bildung unter ein Dach.
Altes und Neues Rathaus haben an Bedeutung verloren
Das Neue und das Alte Rathaus am Rathausplatz sind dagegen nur noch für wenige Dienstleistungen zuständig. Dass sie das "Rathaus" trotzdem noch immer im Namen tragen, hat auch historische Gründe. Die beiden nebeneinander liegenden Gebäude waren gemeinsam mit der Gerichtslaube über Jahrhunderte hinweg der wichtigste Sitz der Freiburger Verwaltung, die mit der wachsenden Größe der Stadt stetig erweitert wurde. Die ebenfalls zu dem Gebäudekomplex gehörende Gerichtslaube wurde im Jahr 1303 als erstes Freiburger Rathaus eröffnet, das Alte Rathaus im Jahr 1559 Sitz der Verwaltung, das Neue Rathaus wird seit 1891 zusätzlich als Rathaus genutzt.
Heute sind die Stellen noch zuständig für Kirchenaustritte, das Standesamt und die Bürgerberatung. Manchmal werden sie auch für Pressekonferenzen und Sitzungen genutzt, außerdem befinden sich die Büros der Bürgermeister am Rathausplatz. Das wichtigste Rathaus für die Bürgerinnen und Bürger ist aber seit seiner Eröffnung 2017 das Rathaus im Stühlinger. Hier bekommen die Freiburgerinnen und Freiburger Hilfe für die wichtigsten Dienstleistungen, wie das Meldewesen, alles rund um den Personalausweis und Reisepass außerdem den KFZ-Service.
Mehrere Rathäuser in einer Stadt sind nicht unüblich
Dass es wie in Freiburg in einer Stadt mehrere Rathäuser gibt, ist übrigens nicht unüblich. Für gewöhnlich, weil das erste Rathaus für die wachsende Einwohnerzahl in der Gemeinde nicht mehr ausreichte, aber trotzdem noch Teile der Verwaltung dort sitzen. Oder weil umliegende Orte samt ihrer Rathäuser in eine Stadt eingemeindet wurden.
Kommt noch ein drittes großes Rathaus dazu?
Das zweite große Rathaus im Stühlinger, das "RiS B", soll voraussichtlich 2027 fertiggestellt werden. Vielleicht kommt sogar noch ein drittes dazu, ein gemeinsames Verwaltungszentum der Stadt Freiburg mit dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, wie Baubürgermeister Haag am Rande der Eröffnungsfeier erzählt. Ein solches Projekt wäre wohl einzigartig in Baden-Württemberg, ist aber momentan noch nicht viel mehr als eine Überlegung. Eine mögliche Grundsteinlegung wäre erst in etlichen Jahren zu erwarten - und würde der Stadt noch ein Rathaus bescheren.