Nach der Flutkatastrophe in Spanien mit mindestens 215 Toten ist die Hilfsbereitschaft beeindruckend. Das berichten auch Freiburger, die in der betroffenen Region Valencia waren und die immensen Schäden selbst gesehen haben. Die Suche nach Vermissten geht nur schleppend voran. Straßen und Bahngleise werden nach und nach frei geräumt. Inzwischen kehren erste Helfer aus dem Überschwemmungsgebiet nach Freiburg zurück.
Spanier aus Freiburg hilft Schwester im Katastrophengebiet
Um zu helfen, ist der Freiburger In̈aki Núñez extra in die Nähe von Valencia gereist, wo seine Schwester mit ihrer Familie lebt. Zum Glück wurden sie nicht verletzt, sagt Núñez, andere in der Region hätten Tote zu beklagen oder würden noch immer nach Vermissten suchen. Die Nachricht von der Katastrophe hatte ihn im Urlaub in Venedig erreicht. Dann war der Handy-Akku seiner Schwester leer. Kein Kontakt. Núñez konnte die Nacht nicht schlafen. Am nächsten Tag dann Entwarnung: Seine Verwandten sind wohl auf. Der 48-Jährige brach sofort zu ihnen auf nach Picanya, wir berichteten.
Lukas Herzog berichtet am Dienstag im SWR Hörfunk über die Eindrücke der Freiburger Helfer:
Schwer vom Unwetter getroffene Regionen sind nur zu Fuß erreichbar
Nur zu Fuß hat es der 48-jährige Softwareentwickler Núñez am Freitag von Valencia nach Picanya geschafft - so wie viele, viele andere auch. Es habe ausgesehen, wie im Krieg. Die große Hilfsbereitschaft der vielen Freiwilligen hat ihn besonders beeindruckt: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass so viele Leute in der Situation helfen."
Abends seien die Helfer dann nach Hause gegangen, hätten geschlafen und seien am nächsten Tag wiedergekommen, um Schlamm zu schaufeln oder Essen und Wasser zu verteilen. Später sei dann auch die Armee angerollt mit riesigen Lkw, erzählt In̈aki Núñez. Die spanische Regierung hat inzwischen ein Hilfspaket über mehr als zehn Milliarden Euro angekündigt.
Kaum Koordination der staatlichen Einsatzkräfte Wie ein Freiburger nach der Flut in Spanien mit anpackt
Die Flut hält Spanien in Atem. Der Freiburger In̈aki Núñez ist in die Nähe von Valencia gereist, um Häuser von Schlamm zu befreien und sich um die Körper der Toten zu kümmern.
Núñez will nun von Freiburg aus Spenden sammeln, die über lokale Organisationen im spanischen Flutgebiet verteilt werden sollen. Er schreibt einen Brief an Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn - die Stadt soll bei einer Spendenaktion unterstützen. Denn die Spuren der Flut seien auch in zwei, drei Monaten noch nicht beseitigt, wenn wieder andere Nachrichten laufen, sagt er. Dann bräuchten die Menschen in den Flutgebieten aber weiter Unterstützung.
Die Eindrücke der letzten Tage bei seiner Familie in der Region Valencia muss Núñez erstmal verarbeiten. "Wenn du in einer Krisensituation bist und nachher zurück in deinen Alltag kommst, bist du nicht die gleiche Person", sagt er.
Weiterer Freiburger im weniger betroffenen Valencia
Auch David Baur, der in Freiburg ein spanisches Restaurant betreibt, hat die Unwetter-Schäden mit eigenen Augen gesehen. Er lebt zeitweise in Valencia und ist erst diesen Dienstag von dort zurückgekehrt. In Valencia direkt seien die Folgen der Flut lange nicht so dramatisch wie im Umland, sagt er. Phasenweise sei in Valencia kein Wasser aus der Leitung gekommen, die Metro sei nicht gefahren, auf den Autobahnen staute sich der Verkehr. Zu Freunden in einer besonders stark betroffenen Gegend seien sie gar nicht durchgekommen. Nur zu Fuß habe der 15-jährige Sohn zum Helfen in ein angrenzendes Gebiet laufen können.
Valencia sei eines der größten Gemüse- und Orangenanbaugebiete Europas, sagt Baur. Ein Menge sei zerstört worden. Wer was verloren habe, und wie es jetzt weitergehe, sei noch gar nicht klar. Das spanische Agrarministerium teilte am Montag mit, dass es noch auf eine erste Schätzung der durch das Unwetter verursachten Schäden in den landwirtschaftlichen Betrieben warte.