Jeder kennt den Ton von Martinshörnern: Feuerwehr-, Krankenwagen und auch Polizeiautos signalisieren so, dass sie im Einsatz sind. Doch Martinshörner klingen nicht immer gleich, manchmal sind sie auch so verstimmt, dass sie in Reparatur müssen - und dann kommen sie zum Meister der Martinshörner: Wolfgang Sütterlin aus Mauchen, einem Ortsteil von Schliengen (Kreis Lörrach).
Knowhow des Feuerwehrmannes ist bundesweit gefragt
Seit 40 Jahren schon engagiert sich Wolfgang Sütterlin bei der Freiwilligen Feuerwehr. Durch sein Ehrenamt hat er noch eine andere Leidenschaft entdeckt: das Reparieren von Martinshörnern. Feuerwehren und Rettungsdienste aus ganz Deutschland schicken ihm mittlerweile ihre verstimmten und kaputten Martinshörner zu. In seiner Werkstatt hat er mit Schallschutzfenstern und viel Dämmmaterial eine Akustik-Kammer gebaut. Zwei Jahrzehnte lang doktert er bereits an den Hörnern herum. "Hier, zum Beispiel, sieht man jetzt Schallbecher, die verstimmt sind", sagt Sütterlin und dreht am Regler, sodass Luft durch Schläuche in die angeschraubten Hörner gepustet wird. Sein Gesichtsausdruck ändert sich schnell von lachend zu schmerzverzerrt. In seinen Ohren hört es sich schrecklich an, für Laien jedoch kaum zu erkennen. Wenn er ein verstimmtes Martinshorn auf der Straße hört, würde er gerne sofort einschreiten und eine Karte an die Scheibe kleben.
Andere Länder, andere Martinshorn-Klänge - verschiedene Tonlagen und Takte
Wie ein Martinshorn klingt, hängt vom jeweiligen Land ab, in dem die Anlage im Einsatz ist. "Die deutschen Martinshörner, die haben AA DD, vom Musikalischen her. Die Schweizer wiederum, die haben jetzt zum Beispiel GIS und CIS gestimmt", erklärt Feuerwehrmann Sütterlin. Die Österreicher hätten einen anderen Takt und einen anderen Ton, ergänzt er. Das sei so eine Art Dreivierteltakt, meint der Martinshorn-Reparateur, er erinnere an den Wiener Walzer. Auf jeden Fall sei der Ton weniger stressig, irgendwie harmonischer. Und manche Länder fingen mit dem Ton oben an, in Deutschland beginne das Signal aber mit dem tiefen Ton. In Schweden übrigens klängen die Martinshörner wie in Deutschland. Die Schweden hätten alles genauso übernommen, so der Experte.
Beschwerden über Lärm aus der Werkstatt?
Wo viel gehobelt wird, fallen nicht nur Späne - bei Wolfgang Sütterlin wird es in der Garage auch ohrenbetäubend laut. Probleme mit seiner Frau, die über der Garage im Wohnzimmer gelegentlich fernsieht, bekomme er deswegen nicht. Er warne sie jedes Mal vor, dann könne sie sich darauf einstellen, berichtet er. Der Lärm oder wie er es ausdrückt, das Musikmachen, das dauere ja nicht lange. Nur so lange, bis die Martinshörner wieder richtig gestimmt sind. Das sind sie dann, wenn die Mundstücke der Hörner bearbeitet und getestet wurden. Und wenn dann dazu noch der dazugehörige Kompressor überholt ist – dann ist Wolfgang Sütterlin, der südbadische Meister der Martinshörner, glücklich.