Es war eine der furchtbarsten Brandkatastrophen der letzten Jahrzehnte: Am 26. November 2012 bricht in Titisee-Neustadt in der Zweigwerkstätte St. Georg der Caritas ein Feuer aus. Zeugen berichteten von einer Explosion, es wird der größte Rettungseinsatz in der Region für Jahrzehnte. Für 14 Menschen im Alter von 28 bis 68 Jahren kam dennoch jede Hilfe zu spät. Sie starben an einer Rauchvergiftung.
Mobiler Gasofen war Brandursache
Gegen 14 Uhr brach an diesem Novembertag, an dem eigentlich der Advents- und Weihnachtsmarkt beginnen sollte, der Brand aus. Das Ventil des mobilen Gasofens für die Weihnachtsfeier war aus Versehen aufgedreht worden. Unter dem Dachstuhl waren Chemikalien gelagert, das austretende Gas führte zu einer gigantischen Explosion. Das Feuer breitete sich rasch aus, viele Menschen gerieten in Panik, wie die Einsatzleitung berichtete. 120 Menschen hatten sich zu diesem Zeitpunkt im Haus befunden.
Großeinsatz mit 300 Rettungskräften
Als der Alarm bei der Feuerwehr einging, war man zunächst nur von einem harmlosen Einsatz oder gar Fehlalarm eines Rauchmelders ausgegangen. Doch schnell wurde das Feuer zu einem Alarm der Stufe vier. Fast 300 Rettungskräfte waren im Einsatz. Sie erinnern sich noch alle minutiös an die überfordernden Zustände, die sie vor Ort antrafen.
Feuerwehr musste Tote bergen
Doch auch in dem Durcheinander mussten die Einsatzkräfte funktionieren. Viele der Räume in der Werkstatt waren Lagerräume und schwer zu überblicken. Unter schwierigsten Bedingungen mussten die Einsatzkräfte mit Atemschutzgeräten in das Gebäude vordringen und auf dem Boden nach Menschen suchen.
Angst um die eigene Tochter
Martin Vogelbacher war damals ebenfalls als Rettungskraft im Einsatz. Er hatte die Aufgabe, an der Hinterseite des Gebäudes Opfer aus dem Haus zu bergen. Besonders belastend war dies für ihn, da seine Tochter zu dieser Zeit ihr freiwilliges soziales Jahr in der Einrichtung machte. Lange Zeit wusste er nicht, ob sie zum Zeitpunkt der Katastrophe im Gebäude war.
14 Menschen gestorben
Die erlösende Nachricht kam für Vogelbacher noch während des Einsatzes: Seine Tochter war an diesem Tag auf einer Fortbildung in Freiburg. Für 13 Menschen, die in der Einrichtung gearbeitet haben, und eine Betreuerin, kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie starben an einer Rauchvergiftung. Acht Menschen wurden schwer verletzt, 97 Menschen konnten sich aus dem Gebäude retten.
Hilfe bei der Trauerarbeit
Die Erinnerung und der Schmerz sitzen nach wie vor tief bei den Beteiligten und Betroffenen. Oftmals kommt der Schmerz auch erst lange nach dem Einsatz. Sowohl Rettungskräfte als auch Betroffene haben Unterstützung durch Seelsorge und Therapieangebote, sowie gemeinsam entwickelte Trauerrituale erhalten können. Das gemeinsame Besprechen und Erinnern hilft, auch wenn die Erinnerung oftmals weh tut.
Neugestaltung statt Abriss
Die Caritas hatte sich damals entschieden, das Gebäude nicht abzureißen, sondern zu sanieren. Eine gute Entscheidung, wie Nora Kelm, Pressesprecherin der Caritas, findet. Denn die Menschen bräuchten einen Ort, an dem sie sich aktiv austauschen, trauern und gedenken können. Der Raum, in dem sich das Unglück ereignet hat, ist unter Beteiligung von Menschen mit Behinderung neugestaltet worden. Es ist ein Raum der Begegnung geworden, in dem auch Rückzug und Austausch möglich ist. Zudem erinnert ein Gedenkstein vor dem Haus an die Opfer und den Schmerz, der zurückbleibt. Am Samstag, dem 26. November 2022, findet zudem eine Gedenkfeier statt, bei dem an das Unglück erinnert wird.
November - Zeit des Gedenkens
Jedes Jahr im November steigt die Anspannung und das Bedürfnis nach gemeinsamer Trauer in der inklusiven Werkstätte St. Georg der Caritas. Das Personal ist darauf vorbereitet: Durch Gesprächs- und Therapieangebote werden die derzeit etwa 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung aufgefangen, wie Nora Kelm berichtet. Die Beschäftigten arbeiten dort vor allem in der Metallverarbeitung, Montage, Elektromontage, Konfektionierung und Verpackung. Darüber hinaus werden sie weitergebildet, begleitet, gefördert und rehabilitiert.