Frauen, die unter einer Endometriose leiden, kämpfen mit Krämpfen und starken Schmerzen während ihrer Menstruation. Da die Krankheit jedoch oft sehr spät diagnostiziert wird, wusste auch Sina Frehner aus Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) lange nicht, woher ihre Schmerzen kamen.
Sina überstand den Tag nur mit Schmerztabletten
Die 35 Jahre alte Frau - schwarzes Haar, gebräunte Haut - steht vor einem bodentiefen Spiegel in einem Tanzsaal und hält sich an einer Poledance-Stange fest. Sie und die anderen Frauen schwingen auf Ansage ihrer Trainerin hin ein Bein nach hinten und kreisen anmutig um die Pole. Heute kann Sina Frehner das - ganz ohne Schmerzen. Noch vor ein paar Jahren war das nicht möglich. Denn Sina litt unter einer schweren Endometriose, ohne es zu wissen. So stark waren die Schmerzen, dass sie den Tag nur mit Tabletten überstand. In der Zeit hätte ihr Sport geholfen, auch für ihre Psyche. Doch die Endometriose-Schmerzen ließen nicht zu, dass sie sich bewegt.
Obwohl jede zehnte Frau unter einer Endometriose leidet, wird die Unterleibskrankheit im Durchschnitt erst nach sieben Jahren diagnostiziert. Bei der Krankheit wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter. Dies führt zu Zysten und quälenden Entzündungen.
Viele Patientinnen nehmen die Schmerzen einfach hin und gehen davon aus, dass sie normal sind, beobachten Gynäkologen. Auch Sinas Poledance-Trainerin Cynthia Bull leidet unter einer Endometriose. Sie sagt: "Viele Frauen fallen aus allen Wolken, wenn es heißt, ja, du hast diese Krankheit." Deswegen sollte die Unterleibserkrankung ihrer Meinung nach stärker publik gemacht werden, sodass die betroffenen Frauen wissen, worunter sie leiden.
Die erste Bauchspiegelung beunruhigt die Ärzte
Auch Sina muss erst mehrere Frauenärzte besuchen, bevor der Verdacht auf Endometriose fällt. Bei der ersten Bauchspiegelung erschrecken die Ärzte so sehr, dass sie Sina empfehlen, sich an das Endometriose-Zentrum der Uniklinik Freiburg zu wenden. Hier haben sich Ärzte auf die Krankheit spezialisiert. Juliane Grimm, Oberärztin an der Frauenklinik Freiburg erklärt, wie es zu der Krankheit kommt:
Endometriosen würden durch den Hormonpegel gesteuert, deswegen seien Frauen durch die starken Hormonschwankungen am häufigsten betroffen. Einige Faktoren begünstigen nach aktuellem Forschungsstand die Erkrankung: Wenn Frauen im jungen Alter ihre Periode bekommen, einen kurzen Zyklus haben oder spät in die Wechseljahre kommen, würde sich das Risiko erhöhen, an Endometriose zu erkranken.
Die Endometriose hatte sich bereits im Bauchraum ausgebreitet
In Sinas Fall hatten sich die typischen Endometriose-Zysten bereits im Bauchraum ausgebreitet und Blase, Darm und Gebärmutter besiedelt. Erst bei einer zweiten Bauchspiegelung konnten sie entfernt werden. Danach musste Sina zehn Tage in der Uniklinik Freiburg bleiben und konnte sich in dieser Zeit nur im Rollstuhl bewegen.
Auch ihre eigene Familie - vor allem ihr Vater - seien geschockt gewesen, als er seine Tochter nach dem Eingriff gesehen hätte und verstanden habe, dass es mehr als bloße Periodenschmerzen seien.