Seit einigen Monaten fahren viele deutsche Autofahrer und Autofahrerinnen aus dem Grenzgebiet mit leerem Tank ins Nachbarland, um dort von den günstigeren Sprit-Preisen zu profitieren. Doch aktuell ist der Kraftstoff in Frankreich knapp. Im Elsass erlassen die Präfekturen jetzt sogar Regeln für den Verkauf.
Von Donnerstag an dürfen Benzin und Diesel an den Tankstellen nicht mehr in Kanister oder andere tragbare Behältnisse abgefüllt werden. Verboten sind Kauf, Verkauf und auch der Transport von Kraftstoff in Kanistern. Nur wer beruflich Geräte nutzt, die nicht direkt betankt werden können, ist davon ausgenommen. Mit den Regeln begegne man der angespannten Lage an den Tankstellen, heißt es in einer Mitteilung der Präfekturen.
Ein Drittel der Tankstellen im Land liegen laut dem französischen Energieministerium trocken. Und da, wo Benzin und Diesel fließen, ist der Andrang an den Zapfsäulen groß - auch im Elsass. An vielen Tankstellen trifft man gestresste Menschen, die in langen Warteschlangen ausharren. "Meine Tochter hat gesehen, dass es hier etwas gibt. Deshalb bin ich hergekommen. Ich war vorher an zwei, drei Tankstellen, die nichts hatten", berichtet ein Mann an einer Total-Tankstelle im Straßburger Viertel Port du Rhin. Wer hier ansteht, muss mit einer halben Stunde Wartezeit rechnen. Mancherorts sollen Menschen aber auch mehrere Stunden an Tankstellen gewartet haben. Und wer Pech hat, bekommt nichts mehr, wenn er an der Reihe ist.
Gemeinsinn an der Zapfsäule
Schon seit Wochenbeginn appellieren die Präfekturen, jeder solle nur so viel tanken, wie unbedingt nötig. "Ich werde für 30, 40 Euro tanken, damit die anderen auch noch etwas bekommen. Aber man muss sehen, ob es noch etwas gibt", sagt ein Autofahrer, der noch weit vom Zapfhahn weg in einer Warteschlange steht.
Parallel zur Kraftstoffknappheit verzeichnen viele Tankstellen gerade eine deutlich höhere Nachfrage als sonst. An einer "trockenen" Total-Station im Straßburger Stadtteil Elsau erklärt ein Beschäftigter, dass das auch mit dem "Tanktourismus" aus Deutschland zu tun habe.
Tankrabatt in Frankreich noch bis Ende des Jahres
In Frankreich gibt es noch immer einen Tankrabatt. 30 bis 40 Cent günstiger seien die Kraftstoffpreise aktuell, so berichtet Peter Koop vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz in Kehl. Er rät Tanktouristen aber zur Zurückhaltung. Die Benzinknappheit sorge bei den französischen Autofahrern für Verärgerung.
Französinnen und Franzosen äußern Verständnis für deutsche Tanktouristen
Gegenüber dem SWR haben französische Autofahrerinnen und Autofahrer Verständnis für den Tanktourismus geäußert. Jeder sei mal an der Reihe, beim anderen von den günstigeren Preisen zu profitieren. Allerdings sollten auch die Deutschen Gemeinsinn beweisen und keine großen Mengen abzapfen, so das Credo.
Wer auf günstigen Sprit nicht verzichten möchte, sollte also neben dem Verbot vom Kanister-Tanken auch die Höchstabgabe-Mengen beachten, die an manchen Tankstellen vorgegeben sind. Und im eigenen Interesse ist es ratsam, mit ausreichend Reserve im Tank nach Frankreich zu fahren. Sonst könnte die Fahrt mit einigem Nervenkitzel verbunden sein - eine Erfahrung, die gerade viele im Elsass machen.
Internetseite informiert über aktuelle Tankstellen-Preise
Auf der Website "Le prix des carburants" können Autofahrende sich über die aktuellen Spritpreise informieren. Wer auf der angzeigten Karte das Elsass heranzoomt und eine der angezeigten Tankstellen anklickt, bekommt die Preise der vorhandenen Kraftstoffe angezeigt. Sind Benzin oder Diesel dort ausverkauft, wird statt des Preises der Hinweis "Rupture de stock" angezeigt. "Da sollte man sich informieren, sonst muss man damit rechnen, dass man irgendwo ankommt, wo nichts mehr verkauft wird", sagt Peter Koop vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz.
SWR4-Reporterin Christine Veenstra hat mit Elsässern und deutschen Tanktouristen an den Zapfzäulen gesprochen.