Trockenheit mit dramatischen Folgen

Grundwasserspiegel sinkt: Schwarzwaldbauern fürchten Wassermangel

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Autor/in
Michael Hertle

Die Grundwasserspiegel sinken, der letzte Sommer und Winter waren viel zu trocken. Schwarzwaldbauern sehnen sich nach Landregen.

Um Wassermangel bereits im Frühjahr brauchten wir uns in Baden-Württemberg bisher keine Sorgen zu machen. Am Oberrhein lagert die größte Grundwasserblase Europas. Der "unerschöpfliche" Bodensee versorgt weite Teile des östlichen Landes mit Trinkwasser. Doch die Grundwasserspiegel sinken. Der letzte trockene Sommer wirkt noch nach und in diesem Winter hat es so wenig geregnet oder geschneit, dass sich die Vorräte mancherorts nicht wie gewohnt erholen konnten. Im Schwarzwald gibt es Bauern, die schauen jetzt schon mit Sorge auf ihre Quellen und Brunnen.

Bergquellen fließen nur noch spärlich statt zu sprudeln

Oben auf dem Schauinsland unterhalb der Passstraße nach Hofsgrund steigt Bergbauer Thomas Riesterer den Hang hinauf. In der Hand hat er einen Eimer und einen Messbecher. Er will nach seiner Hausquelle schauen. Mit einem Holzbalken schiebt er den Betondeckel der Quellfassung zur Seite. Seit über 200 Jahren versorgt diese Quelle das Haus.

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Thomas Riesterer, Bergbauer Münstertal - Stohren

Der Schindelmatthof ist wie alle Berghöfe dort nicht an das Wassernetz der Gemeinde angeschlossen. Aus einem Rohr in dem Schacht fließt Wasser, der Strahl ist nicht besonders stark. Er hält einen Eimer unter den ‚Auslauf, stoppt die Zeit und rechnet. Das sind 500 Liter in der Stunde, sagt er. Bisher hat das Wasser immer gereicht.

"Für den Haushalt reicht das. Aber eine Kuh trinkt 50 bis 80 Liter am Tag. Und wenn man mehr als eine hat, dann kommt da schon was zusammen."

Unten im Stall warten 80 Kühe darauf, dass die Bergweiden wieder grün werden. Die Kälber bleiben neun Monate bei ihren Müttern, das ist das Prinzip des Hofes. Auf den verschiedenen Weiden rund um den Hof stehen die Tränken bereit.

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Hausquelle Schindelmatthof Münstertal

Jetzt, zur Zeit der Schneeschmelze, sollte die Haus-Quelle eigentlich heftig sprudeln. Doch hier oben hat es den ganzen Februar überhaupt nicht geregnet.  Nur 500 Liter pro Stunde - so wenig Wasser hat Landwirt Thomas Riesterer sonst erst im Hochsommer.

Trockene Felder in der Rheinebene schon im Frühling

Ortswechsel: Ein Acker in Freiburg-Opfingen. Landwirt Martin Linser sticht mit dem Spaten ein Loch am Rand aus und legt den Aushub daneben. Die oberste Bodenschicht ist feucht, vom Regen der letzten Tage. Aber weiter unten, in Spatentiefe, kann er die Erde zwischen den Fingern zerbröseln. "Da fehlt einfach die Feuchtigkeit", sagt er.

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Landwirt Martin Linser an seinem Feld mit Winterweizen

Normalerweise hätte der Winterregen den Boden bis in die Tiefe durchnässt und das Grundwasser aufgefüllt, das die Pflanzen über den Sommer versorgt. Der Winterweizen auf dem Acker steht schütter. Martin Linser muss genau überlegen, was er wo pflanzen kann, welcher Acker noch genug Wasser hält.

"Gerade bei Mais, Spargel oder Soja - Soja ist ganz empfindlich - da muss ich mir Gedanken machen: lohnt sich die Aussaat da? Gehe ich das Risiko ein?"

Längst hat er angefangen, den Boden anders zu bearbeiten, damit er mehr Wasser hält. Er pflügt ihn nicht mehr tief um, sondern grubbert und eggt nur noch. Pflanzenteile vom Vorjahr bleiben drin, denn die könnten sich vollsaugen, wenn es regnet und so mehr Wasser speichern. 

Wenig Alpen-Schmelzwasser verkleinern Wasserreserven in Flüssen

In Breisach wird ein Stauwehr am Rhein betrieben. Eigentlich würde jetzt hier das Schmelzwasser aus den Alpen durchrauschen. Doch jetzt tröpfelt es nur über die Kante des Wehrs. In der Schweiz hat es in diesem Winter viel zu wenig geschneit. Die Berghänge dort sind jetzt schon braun.

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Schneemangel in den Schweizer Alpen

Normalerweise dauert die Schneeschmelze in den Alpen bis in den Sommer, das Schmelzwasser ist dann die Wasserreserve für die Flüsse. Diese Reserve aber fehlt dieses Jahr fast gänzlich.

Sinkende Grundwasserstände an drei Vierteln der Messstellen

Michael Koch ist Wasseringenieur im Freiburger Regierungspräsidium. Er überwacht das Grundwasser in ganz Südbaden. 1.300 Messstellen kann er auf seinem Computer abrufen. An 80 Prozent dieser Messstellen, sagt er, liegt der Pegel tiefer. Dort müsste es dringend regnen. 

"Wenn der Regen jetzt in den nächsten fünf, sechs Wochen ausbleibt, dann gehen wir mit viel zu wenig Wasser in den Sommer!"

Wie dieser Sommer wird, das könne niemand sagen, aber tendenziell würden die Sommer heißer und trockener. Das sei kein Geheimnis mehr, so der Wasserbau-Experte. Aufs Jahr gerechnet sei die Niederschlagsmenge nicht weniger geworden, aber eben die Verteilung über das Jahr. Und Starkregen-Ereignisse hätten zugenommen, das sei problematisch. Denn wenn in kurzer Zeit sehr viel Regen fällt, dann kann der Boden ihn nicht aufnehmen. Das Wasser fließt einfach ab und kann das Grundwasser nicht auffüllen.

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Mutterkuhhaltung auf dem Schindelmatthof

Der Wasserbauingenieur hofft jetzt auf ergiebigen Landregen. Das würde den Wassermangel wieder etwas ausgleichen. Noch sei das Jahr nicht verloren. Auf solchen Regen setzt auch Bergbauer Thomas Riesterer und hofft, dass seine Kühe auch im Sommer noch genug zu trinken haben.

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Michael Hertle

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